Starre Geschlechterrollen: Ein Problem, das uns alle betrifft
Es beginnt oft schon in der Kindheit: Mädchen sollen lieb und brav sein, Jungs stark und wild. Spielzeugabteilungen sind in Rosa und Blau unterteilt, Werbung zeigt Frauen als fürsorgliche Hausfrauen und Männer als dynamische Karrieretypen. Solche festgefahrenen Geschlechterrollen prägen nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern begleiten uns ins Erwachsenenalter. Sie schränken ein, was wir für uns selbst und andere als möglich ansehen, und perpetuieren Stereotype, die niemandem wirklich nützen.
Die Folgen dieser Rollenklischees sind tiefgreifend. Frauen werden häufiger in schlecht bezahlte Berufe gedrängt, Männer fühlen sich unter Druck, ein bestimmtes Bild von Männlichkeit zu erfüllen. Das schadet der Gesellschaft als Ganzes: Unternehmen verlieren Talente, soziale Ungerechtigkeiten bleiben bestehen, und psychische Belastungen nehmen zu – sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Trotz Fortschritten im Bereich Gleichberechtigung zeigen Studien, dass tiefsitzende Sexismen und Geschlechterstereotype nach wie vor weit verbreitet sind (BMFSFJ, 2023).
Doch was kann gegen diese festgefahrenen Muster getan werden? Genau hier setzt Pinkstinks Germany e. V. an – eine Organisation, die auf charmante und effektive Weise daran arbeitet, starre Geschlechterrollen aufzubrechen.
Pinkstinks: Eine Mission für Vielfalt und Gerechtigkeit
Pinkstinks Germany e. V. wurde 2012 von Stevie Schmiedel gegründet, einer britisch-deutschen Aktivistin mit einem akademischen Hintergrund in Gender Studies. Schmiedel erkannte früh, dass viele Initiativen gegen Sexismus oft zu akademisch und für breite Bevölkerungsschichten schwer zugänglich waren. Pinkstinks sollte anders sein: eine Organisation, die aufklärt, ohne zu belehren, und Themen wie Sexismus und Geschlechtergerechtigkeit humorvoll, charmant und praxisnah vermittelt.
Rechtlich ist Pinkstinks als gemeinnütziger Verein organisiert, was bedeutet, dass sämtliche Einnahmen in die Bildungs- und Kampagnenarbeit fließen. Das Team besteht aus rund zehn festangestellten Mitarbeitenden sowie zahlreichen Freiwilligen und Projektpartnern. Mit Sitz in Hamburg hat sich die Organisation zu einem bedeutenden Akteur im Bereich Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland entwickelt.
Ihre Arbeit ist dabei erstaunlich vielseitig: Pinkstinks betreibt ein Online-Magazin, das kritisch über Werbung, Popkultur und Politik berichtet, entwickelt Bildungsprogramme für Kitas und Schulen und berät Unternehmen, wie sie sexistische Strukturen in der Arbeitswelt aufbrechen können. Besonders bekannt ist Pinkstinks jedoch für seine digitalen Kampagnen, die regelmäßig viral gehen und gesellschaftliche Diskussionen anstoßen.
Erfolgreiche Projekte und die Macht der Bildung
Ein Schlüssel zu Pinkstinks‘ Erfolg ist die kreative und zugängliche Gestaltung ihrer Projekte. Eine ihrer bekanntesten Kampagnen war die „Wer braucht Feminismus?“-Aktion, bei der Menschen aufgerufen wurden, ihre persönlichen Gründe für Feminismus zu teilen. Die Resonanz war überwältigend: Tausende beteiligten sich, von Studierenden bis zu Manager. Die gesammelten Botschaften wurden in Ausstellungen und Publikationen präsentiert, die sowohl in Schulen als auch in Unternehmen zum Einsatz kamen.
Ein weiteres Beispiel ist die Initiative „Werbung braucht Vielfalt“, bei der Pinkstinks sexistische Werbung anprangert und Unternehmen dazu auffordert, ihre Darstellungen von Geschlechterrollen zu überdenken. Diese Kampagne hat nicht nur bei Verbraucher, sondern auch in der Werbebranche selbst Wellen geschlagen. Einige große Marken änderten ihre Werbestrategien, nachdem sie öffentlich auf problematische Darstellungen hingewiesen wurden. In Kitas und Schulen setzt Pinkstinks auf Bildungsarbeit, die Kinder und Jugendliche für Geschlechtervielfalt sensibilisiert. Mit Workshops und Unterrichtsmaterialien zeigt die Organisation, dass es „mehr als Rosa und Blau“ gibt.
Eine Lehrerin berichtete in einem Interview: „Unsere Schüler waren begeistert. Viele fingen an, über ihre eigenen Vorurteile nachzudenken – ein echter Aha-Moment“ (Schule Hamburg, 2022). Auch Unternehmen profitieren von der Expertise des Vereins. Pinkstinks berät sie in Fragen der geschlechtergerechten Kommunikation und Organisationskultur. So konnte etwa ein mittelständisches IT-Unternehmen seine Stellenanzeigen überarbeiten und eine deutliche Steigerung der Bewerbungen von Frauen verzeichnen.
Humor als Mittel gegen Vorurteile
Was Pinkstinks besonders auszeichnet, ist der Ansatz, ernste Themen mit Humor und Charme zu vermitteln. Sexismus wird nicht als trockene Theorie behandelt, sondern in den Kontext des Alltags gebracht – und dabei auch mal auf die Schippe genommen. Ein Paradebeispiel hierfür sind die Videos des Vereins, die in sozialen Medien millionenfach geklickt werden. In einem Clip etwa wird die absurde Logik von Gender-Marketing humorvoll entlarvt, indem Produkte wie „Männer-Kartoffeln“ und „Frauen-Banane“ inszeniert werden. Solche Aktionen machen nicht nur Spaß, sondern regen zum Nachdenken an und senken Hemmschwellen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Herausforderungen und der Weg nach vorne
Doch die Arbeit von Pinkstinks ist nicht ohne Herausforderungen. Immer wieder sieht sich der Verein Anfeindungen von Personen ausgesetzt, die feministische Arbeit als „unnötig“ oder „übertrieben“ abtun. Auch die Finanzierung ist ein ständiges Thema: Als gemeinnützige Organisation ist Pinkstinks auf Spenden und Fördergelder angewiesen. Dennoch zeigt der Verein, dass mit Leidenschaft und Kreativität viel erreicht werden kann.
Langfristig strebt Pinkstinks an, noch mehr Menschen zu erreichen und Geschlechtergerechtigkeit als festen Bestandteil von Bildung und Arbeitswelt zu etablieren. Besonders in einer Zeit, in der rückwärtsgewandte Geschlechterbilder in Teilen der Gesellschaft wieder salonfähig werden, bleibt die Arbeit des Vereins unerlässlich.
Quellen
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2023). Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland. Verfügbar unter: https://www.bmfsfj.de
- Pinkstinks Germany e. V. (2024). Über uns. Verfügbar unter: https://www.pinkstinks.de
- Schule Hamburg (2022). Geschlechtervielfalt im Unterricht. Verfügbar unter: https://www.schule-hamburg.de
- Kampagnenarchiv Pinkstinks (2023). Unsere Projekte. Verfügbar unter: https://www.pinkstinks.de/kampagnen
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