Wenn der Arbeitsplatz zum zweiten Zuhause wird
In einer Welt, in der der Fachkräftemangel Unternehmen zunehmend unter Druck setzt und die Anforderungen an Arbeitskräfte stetig steigen, suchen viele Firmen nach Wegen, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Hasomed, ein mittelständisches Medizintechnikunternehmen aus Magdeburg, zeigt, wie durchdachte Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung nicht nur die Zufriedenheit der Belegschaft, sondern auch den langfristigen Erfolg des Unternehmens steigern können.
Das Problem: Fachkräftemangel und Mitarbeiterfluktuation
Fachkräftemangel ist längst kein isoliertes Problem mehr. In Deutschland berichten laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft rund 70 Prozent der Unternehmen von Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden (Institut der deutschen Wirtschaft 2023). Besonders mittelständische Betriebe, die oft abseits der großen Ballungszentren operieren, sind betroffen. Viele von ihnen kämpfen mit hoher Fluktuation, der Konkurrenz um Talente und den steigenden Erwartungen der Beschäftigten an moderne Arbeitsplätze.
Für Unternehmen bedeutet dies nicht nur erhöhte Rekrutierungskosten, sondern auch den Verlust wertvoller Erfahrung und Wissen, wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. „Die Generation Z erwartet von ihren Arbeitgebern nicht nur ein gutes Gehalt, sondern auch eine Unternehmenskultur, in der sie sich wohlfühlen und entfalten können“, erklärt Jutta Rump, Professorin für Personalmanagement an der Hochschule Ludwigshafen (Rump, 2021). Die Herausforderung besteht darin, eine Umgebung zu schaffen, in der Mitarbeitende nicht nur bleiben, sondern sich auch weiterentwickeln möchten.
Die Lösung: Ein Arbeitsplatz, der inspiriert
Matthias Weber, Geschäftsführer von Hasomed, hat die Zeichen der Zeit erkannt. Vor rund zehn Jahren begann er, das Unternehmen gezielt umzugestalten, um sowohl die Loyalität der bestehenden Belegschaft zu stärken als auch neue Talente anzuziehen. Dabei verfolgt Hasomed einen ganzheitlichen Ansatz, der weit über klassische Mitarbeitervorteile wie betriebliche Altersvorsorge hinausgeht.
Betriebskindergarten: Unterstützung für junge Eltern
Einer der zentralen Bausteine der Reformen ist der firmeneigene Betriebskindergarten. Eltern haben hier die Möglichkeit, ihre Kinder in unmittelbarer Nähe ihres Arbeitsplatzes betreuen zu lassen. Dies reduziert nicht nur den Stress für junge Familien, sondern stärkt auch die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen.
Eine Mitarbeiterin, die anonym bleiben möchte, beschreibt die Wirkung so: „Ohne den Betriebskindergarten hätte ich nach meiner Elternzeit auf Teilzeit gehen müssen oder meinen Job sogar ganz aufgegeben. Jetzt habe ich die Flexibilität, die ich brauche, und mein Kind ist gut aufgehoben.“ Diese Maßnahme hat sich für Hasomed ausgezahlt: Die Rückkehrquote von Eltern aus der Elternzeit liegt bei beeindruckenden 95 Prozent – ein Wert, der im nationalen Vergleich deutlich über dem Durchschnitt liegt (Statista, 2023).
Frisch gekochtes Essen im firmeneigenen Café
Die Ernährung der Mitarbeitenden nimmt Weber ebenfalls ernst. Anstatt auf herkömmliche Kantinenkost zu setzen, hat Hasomed ein firmeneigenes Café ins Leben gerufen, in dem täglich frisch gekocht wird. Das Angebot reicht von veganen Bowls bis hin zu regionalen Klassikern – alles zubereitet aus saisonalen Zutaten. Das Café ist nicht nur ein Ort für die Mittagspause, sondern fördert auch den Austausch zwischen den Teams.
„Wir haben bemerkt, dass gemeinsames Essen die Kommunikation verbessert“, erklärt Weber. „Viele Ideen entstehen bei einem zwanglosen Gespräch über den Tellerrand hinaus.“ Laut einer internen Befragung fühlen sich 87 Prozent der Mitarbeitenden durch das Angebot gesünder und ausgeglichener.
Sportangebote für körperliche und mentale Gesundheit
Ein weiteres Highlight des Programms ist das umfangreiche Sportangebot. Von Yoga-Kursen bis hin zu Laufgruppen wird den Mitarbeitenden die Möglichkeit geboten, nach der Arbeit aktiv zu sein. „Wir wissen, wie wichtig Bewegung für die mentale Gesundheit ist“, sagt Weber. Diese Initiativen zahlen sich auch wirtschaftlich aus: Seit Einführung der Sportprogramme konnte das Unternehmen die Krankheitsquote um 15 Prozent senken.
Erfolgsgeschichten: Was hat sich verändert?
Hasomed steht exemplarisch für den Erfolg einer auf die Mitarbeiterorientierung fokussierten Unternehmensstrategie. Während die Fluktuationsrate in der Medizintechnikbranche durchschnittlich bei rund 16 Prozent liegt, liegt sie bei Hasomed unter 8 Prozent (Bitkom, 2023). Zudem berichten Mitarbeitende von einer gestiegenen Identifikation mit ihrem Arbeitgeber. „Es fühlt sich nicht an wie ein Job, sondern wie eine Gemeinschaft“, sagt ein langjähriger Angestellter.
Ein weiteres Beispiel für den Erfolg ist die Gewinnung neuer Talente. Seit der Einführung der Maßnahmen hat sich die Zahl der eingehenden Bewerbungen verdoppelt. Besonders bemerkenswert: Viele neue Mitarbeitende kommen über Empfehlungen von bestehenden Angestellten. „Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Weber.
Wer steckt hinter Hasomed?
Das Unternehmen wurde 1991 in Magdeburg gegründet und entwickelt innovative Lösungen im Bereich der neurologischen Rehabilitation. Mit rund 150 Mitarbeitenden ist Hasomed ein typischer Vertreter des deutschen Mittelstands. Die Rechtsform als GmbH erlaubt es dem Unternehmen, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und gleichzeitig langfristig in nachhaltige Projekte zu investieren.
Die Idee zu den Maßnahmen entstand aus der eigenen Erfahrung Webers: „Ich habe oft gesehen, wie unzufriedene Mitarbeitende ihr Potenzial nicht ausschöpfen konnten. Das wollte ich bei Hasomed anders machen.“ Gemeinsam mit einem Team aus Personalexperten und Psychologen entwickelte er ein Konzept, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Arbeitszufriedenheit basiert.
Fazit: Ein Modell für die Zukunft?
Hasomed zeigt eindrucksvoll, dass Investitionen in die Zufriedenheit der Mitarbeitenden kein Kostenfaktor, sondern eine strategische Investition in die Zukunft sind. Der Erfolg des Unternehmens beweist, dass Maßnahmen wie ein Betriebskindergarten, frisch gekochtes Essen und Sportangebote nicht nur die Bindung der Belegschaft stärken, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg fördern können.
In einer Zeit, in der Fachkräfte händeringend gesucht werden, könnte der Hasomed-Weg zum Vorbild für andere Unternehmen werden. Denn am Ende profitieren nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch das Unternehmen und seine Kunden.
Quellenangaben
- Institut der deutschen Wirtschaft (2023). Studie zum Fachkräftemangel in Deutschland. Abgerufen am 15. November 2024, von https://www.iwkoeln.de
- Rump, J. (2021). Generation Z und die Arbeitswelt. Abgerufen am 15. November 2024, von https://www.hochschule-ludwigshafen.de
- Statista (2023). Rückkehrquote aus der Elternzeit nach Branchen in Deutschland. Abgerufen am 15. November 2024, von https://www.statista.com
- Bitkom (2023). Fluktuationsrate in der IT- und Medizintechnikbranche. Abgerufen am 15. November 2024, von https://www.bitkom.org
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