Ein Freibad Siebenlehn als Herzstück der Gemeinde: Wie der Förderverein Romanusbad Siebenlehn e.V. ein Stück Heimat bewahrt

Inmitten der sächsischen Gemeinde Siebenlehn steht das Romanusbad – ein Freibad mit fast 90-jähriger Geschichte. Doch wie viele ähnliche Einrichtungen sah es sich vor rund zwei Jahrzehnten mit der drohenden Schließung konfrontiert. Dank des unermüdlichen Engagements des Fördervereins Romanusbad Siebenlehn e.V. konnte das Bad nicht nur erhalten, sondern zu einem lebendigen Zentrum der Gemeinschaft entwickelt werden.

Die Bedrohung: Schließung des Romanusbades

In den frühen 2000er Jahren standen viele kommunale Freibäder vor dem Aus. Sinkende Bevölkerungszahlen, insbesondere in ländlichen Regionen, und klamme Kassen führten dazu, dass der Betrieb solcher Einrichtungen als nicht mehr tragbar galt. Auch das 1932 eröffnete Romanusbad in Siebenlehn war von dieser Entwicklung betroffen. Die Stadt Großschirma, zu der Siebenlehn gehört, sah sich außerstande, die notwendigen Mittel für den Erhalt des Bades bereitzustellen (Stadt Großschirma, 2023).

Die Gründung des Fördervereins: Ein Gemeinschaftsprojekt

Angesichts der drohenden Schließung formierte sich 2001 eine Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger, die den Förderverein Romanusbad Siebenlehn e.V. ins Leben riefen. Unter der Leitung von Herbert Grahl, einem ehemaligen Sport- und Biologielehrer, setzte sich der Verein das Ziel, das Bad in Eigenregie zu betreiben und somit für die Gemeinde zu erhalten. Der Verein wurde als eingetragener Verein (e.V.) gegründet und zählt heute über 200 Mitglieder (Netzwerk21Camp, 2021).

Ehrenamtliches Engagement: Die Basis des Erfolgs

Der Betrieb des Romanusbades erfolgt seither vollständig ehrenamtlich. Mitglieder des Vereins übernehmen Aufgaben wie Kassenführung, Reinigung, Gartenpflege und sogar die Ausbildung von Rettungsschwimmern. Besonders bemerkenswert ist die Einbindung von Jugendlichen: Seit 2001 werden junge Menschen zu Rettungsschwimmern ausgebildet, wobei ein Drittel aus sozial benachteiligten Verhältnissen stammt. Diese Jugendarbeit fördert nicht nur die persönliche Entwicklung der Teilnehmenden, sondern stärkt auch den sozialen Zusammenhalt in der Gemeinde (Bundesregierung, 2021).

Finanzierung und Projekte: Kreative Lösungen für knappe Kassen

Die Finanzierung des Badebetriebs erfolgt durch Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder und Spenden. Um die Attraktivität des Bades zu steigern und zusätzliche Einnahmen zu generieren, organisiert der Verein regelmäßig Veranstaltungen wie Beachpartys, Sportfeste und Schwimmkurse. Ein besonderes Highlight ist das jährliche Eisbaden, das unter sportpädagogischer Anleitung durchgeführt wird und zahlreiche Besucher anzieht (Stadt Großschirma, 2023).

Sanierungsmaßnahmen: Investitionen in die Zukunft

Trotz des ehrenamtlichen Engagements war klar, dass langfristig Investitionen in die Infrastruktur des Bades notwendig sind. In Zusammenarbeit mit der Stadt Großschirma wurden daher mehrere Bauabschnitte geplant. Der erste Bauabschnitt, der die Modernisierung der Schwimmbadtechnik umfasste, wurde im Juni 2023 abgeschlossen. Der zweite Bauabschnitt, der die Sanierung des Kinderbeckens und die Errichtung eines Wasserspielplatzes beinhaltet, ist finanziell abgesichert und befindet sich in der Umsetzung. Für den dritten Bauabschnitt, der die Sanierung des Hauptbeckens vorsieht, werden derzeit noch Mittel akquiriert (Stadt Großschirma, 2023).

Anerkennung und Auszeichnungen: Würdigung des Engagements

Das außergewöhnliche Engagement des Fördervereins blieb nicht unbeachtet. Im Jahr 2021 wurde der Verein mit dem Deutschen Engagementpreis in der Kategorie „Generationen verbinden“ ausgezeichnet. Die Jury würdigte insbesondere die bedarfsgerechte sozialräumliche Selbstorganisation mit direkter Wirkung für die Lebensqualität der Menschen und der Region (YouTube, 2021).

Ein Vorbild für andere Gemeinden

Das Modell des Fördervereins Romanusbad Siebenlehn e.V. dient mittlerweile als Vorbild für andere Gemeinden in Sachsen. Durch die Kombination von ehrenamtlichem Engagement, Jugendarbeit und kreativen Finanzierungslösungen konnte gezeigt werden, dass der Erhalt kommunaler Einrichtungen auch unter schwierigen Bedingungen möglich ist. Der Verein hat damit nicht nur das Romanusbad gerettet, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Region geleistet (Netzwerk21Camp, 2021).

Fazit: Ein Gemeinschaftsprojekt mit Strahlkraft

Die Geschichte des Fördervereins Romanusbad Siebenlehn e.V. zeigt eindrucksvoll, wie bürgerschaftliches Engagement eine Gemeinde bereichern und prägen kann. Durch den unermüdlichen Einsatz der Mitglieder wurde nicht nur ein Stück Heimat bewahrt, sondern auch ein Ort geschaffen, der Generationen verbindet und das soziale Miteinander fördert. Das Romanusbad ist heute mehr als nur ein Freibad – es ist ein Symbol für den Zusammenhalt und die Tatkraft einer ganzen Gemeinde.

Quellenangaben

 

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