WeiberWirtschaft: Ein Berliner Erfolgsmodell für Gründerinnen

Das Problem: Ungleiche Chancen für Gründerinnen

In Deutschland sind Frauen in der Unternehmensgründung, insbesondere in wachstumsorientierten Start-ups, weiterhin stark unterrepräsentiert. Laut dem Deutschen Start-up-Monitor 2024 ist der Anteil der Gründerinnen auf knapp 19 Prozent zurückgegangen. Ein wesentliches Hindernis ist die ungleiche Finanzierung: Frauen erhalten signifikant weniger Kapital als ihre männlichen Kollegen. Netzwerke wie Businettes und Encourageventures versuchen, diese Diskrepanz zu mildern, indem sie Frauen mit Workshops, Events und finanzieller Unterstützung ermutigen und fördern. Erfolgreiche Gründerinnen wie Julia Huhnholz und Vivien Karl zeigen, dass Frauen in der Start-up-Welt erfolgreich sein können (Welt, 2024). Trotz dieser Fortschritte bleibt die Förderung von Gründerinnen eine der zentralen Herausforderungen der deutschen Wirtschaft.

Die Lösung: Entstehung und Entwicklung der WeiberWirtschaft

Vor diesem Hintergrund entstand 1989 in Berlin die Idee zur WeiberWirtschaft. Eine Gruppe von 17 arbeitslosen Akademikerinnen aus der Westberliner Frauenbewegung der 1980er Jahre erkannte die Notwendigkeit, Frauen in der Wirtschaft zu stärken. Ihre Vision war es, ein eigenes Unternehmen in Form einer Genossenschaft zu gründen, in der jede Frau Mitbestimmungsrechte hat. Durch das Zusammenlegen kleiner Beträge sollte genügend Kapital gesammelt werden, um einen eigenen Gewerbehof zu erwerben und Gründerinnen sowie Unternehmerinnen aus eigener Kraft zu unterstützen (WeiberWirtschaft eG, o. D.).

1992 erwarb die WeiberWirtschaft eG den Gewerbehof des ehemaligen VEB Berlin-Kosmetik in der Anklamer Straße 38–40 in Berlin-Mitte. Nach einer umfassenden Sanierung nach ökologischen Kriterien wurde der Gebäudekomplex 1996 eröffnet. Heute ist die WeiberWirtschaft Europas größte Frauengenossenschaft und Eigentümerin des gleichnamigen Gründerinnen- und Unternehmerinnenzentrums (WeiberWirtschaft eG, o. D.).

Erfolgreiche Projekte und Angebote der WeiberWirtschaft

Die WeiberWirtschaft bietet auf über 7.000 Quadratmetern Nutzfläche Raum für rund 65 frauengeführte Unternehmen aus verschiedenen Branchen, darunter Dienstleistung, Produktion, Handwerk, Gastronomie, Kultur und Weiterbildung (Wikipedia, o. D.). Zur Infrastruktur gehören eine Kindertagesstätte, eine Kantine und ein Tagungsbereich. Diese umfassende Infrastruktur ermöglicht es Unternehmerinnen, Beruf und Familie besser zu vereinen.

Ein zentrales Angebot ist die Gründerinnenzentrale, die als Erstanlaufstelle für Gründerinnen in Berlin fungiert. Sie unterstützt Frauen auf ihrem Weg in die Selbständigkeit durch individuelle Orientierungsgespräche, Themenabende, Foren und Vernetzungsveranstaltungen. Zudem informiert sie über finanzielle Fördermöglichkeiten und bietet ein Mentoring-Programm an (Gründerinnenzentrale, o. D.).

Ein weiteres erfolgreiches Projekt ist der WeiberWirtschafts-Mikrokredit, der 2012 ins Leben gerufen wurde. In Kooperation mit dem Verein Goldrausch e.V. werden Mikrokredite für Genossenschafterinnen bereitgestellt, um die Finanzierung von Gründungsvorhaben zu erleichtern. Der Kreditrahmen liegt zwischen 1.000 und 25.000 Euro, die Laufzeit beträgt bis zu vier Jahre (WeiberWirtschaft eG, o. D.).

Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung

Die WeiberWirtschaft legt großen Wert auf nachhaltiges und ökologisches Wirtschaften. Bei der Sanierung des Gewerbehofs wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, darunter ein Blockheizkraftwerk, eine thermische Solaranlage, Photovoltaikanlagen, Wärmerückgewinnungssysteme und verstärkte Wärmedämmung (WeiberWirtschaft eG, o. D.). Zudem wurden trinkwassersparende Installationen, Regenwasserspeicherung für Toiletten und eine Entsiegelung der Hofflächen realisiert.

Auch im laufenden Betrieb setzt die WeiberWirtschaft auf Nachhaltigkeit. So werden energiesparende Leuchten und programmierbare Heizthermostate genutzt, Fair-Trade-Produkte im Tagungsbereich angeboten und ein Gerätepark zum Ausleihen für Mieterinnen bereitgestellt. Seit 2011 halten zwei der WeiberWirtschafts-Frauen als Hobbyimkerinnen Bienenvölker auf dem Dach, die den begehrten WeiberWirtschafts-Honig sammeln (WeiberWirtschaft eG, o. D.).

Erfolgsbeispiele und Anekdoten

Seit ihrer Gründung hat die WeiberWirtschaft zahlreiche erfolgreiche Unternehmerinnen hervorgebracht. Ein Beispiel ist die Steinbildhauerin Konscha Schostak, die ihr Handwerk in Italien erlernte und sich später auf Grab- und Erinnerungssteine spezialisierte. Sie fertigt die Steine individuell nach Erzählungen der Angehörigen über ihre verstorbenen Verwandten an und arbeitet gerne mit einheimischen Steinen wie Kalk- oder Sandstein und Granit (RBB, 2023).

Ein weiteres Beispiel ist die Unternehmerin Odette De Pasquali, die Druckmaschinen vertreibt, mit denen Textilien veredelt werden können. Produziert werden die Maschinen im italienischen Familienbetrieb „Lotus“ (RBB, 2023).

Fazit

Die WeiberWirtschaft ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Frauen durch gemeinschaftliches Engagement und innovative Konzepte erfolgreich in der Wirtschaft Fuß fassen können. Durch die Bereitstellung von Räumen, Beratung, Finanzierung und Netzwerken bietet sie Gründerinnen eine solide Basis für ihre Selbständigkeit. Ihre nachhaltige und ökologische Ausrichtung zeigt zudem, dass wirtschaftlicher Erfolg und Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft Hand in Hand gehen können.

Quellen

guteideen.org © 2024 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel.

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