In einer alternden Gesellschaft sehen sich viele Senioren mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert: einfache Aufgaben wie Einkaufen, Arztbesuche oder die Gartenpflege können zu nahezu unüberwindbaren Hindernissen werden. Gleichzeitig leiden viele ältere Menschen unter Einsamkeit und Isolation, während professionelle Hilfe oft teuer und familiäre Unterstützung nicht immer verfügbar ist. Die „Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde“ bietet hier seit 2014 eine Lösung. Der gemeinnützige Verein verbindet nachbarschaftliche Solidarität mit pragmatischer Unterstützung, um die Lebensqualität älterer Menschen nachhaltig zu verbessern.
Die Entstehung der „Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde“
Die Initiative wurde 2014 von einer Gruppe engagierter Bürger ins Leben gerufen. Inspiriert von Seniorengenossenschaften in ländlichen Regionen, sollte ein ähnliches Konzept in einem urbanen Umfeld realisiert werden. Die offizielle Gründung als gemeinnütziger Verein folgte im Juni 2014. Seit Januar 2015 organisiert die Initiative ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe und zählt inzwischen über 235 Mitglieder. Die Mitgliederstruktur umfasst sowohl Helfende als auch Hilfesuchende, wodurch ein lebendiges und dynamisches Netzwerk entsteht (Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde, n.d.).
Der Verein ist unabhängig und basiert auf freiwilligen Spenden sowie Fördermitteln. Diese Struktur ermöglicht es, die Dienste für Hilfesuchende kostenlos oder gegen geringe Aufwandsentschädigungen anzubieten, wodurch ein niedrigschwelliger Zugang geschaffen wird.
Angebote und Aktivitäten
Das Angebot der „Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde“ ist vielfältig und orientiert sich gezielt an den Bedürfnissen älterer Menschen. Zu den häufigsten Hilfsleistungen zählen:
- Fahrdienste: Begleitung zu Arztterminen oder Behörden.
- Einkaufshilfe: Unterstützung bei der Besorgung von Lebensmitteln und Alltagsgegenständen.
- Haushaltsunterstützung: Hilfe bei einfachen Haushaltsaufgaben oder Gartenarbeit.
- Gesellschaft und Bewegung: Gemeinsame Spaziergänge und Gespräche.
Ein herausragendes Merkmal der Initiative ist das Konzept der „Spazier-Patenschaften“. Dabei begleiten Freiwillige ältere Nachbarn regelmäßig auf Spaziergängen. Dieses Angebot fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern stärkt auch die sozialen Kontakte und das psychische Wohlbefinden (Netzwerk Nachbarschaft, n.d.).
Erfolgreiche Umsetzung und Anerkennung
Seit Beginn der operativen Arbeit im Jahr 2015 hat der Verein beachtliche Erfolge erzielt. Bis heute wurden über 6.700 Einsätze mit einer Gesamtdauer von rund 8.900 Stunden geleistet. Diese Zahlen verdeutlichen sowohl den großen Bedarf als auch die Effektivität des Angebots (Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde, n.d.).
Die Arbeit der Initiative fand auch über den Stadtteil hinaus Anerkennung. 2017 wurde die „Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde“ mit dem Bürgerpreis der Bezirksversammlung Wandsbek im Bereich Soziales ausgezeichnet. Drei Jahre später folgte der AOK-Förderpreis „Gesunde Nachbarschaften“, der Projekte würdigt, die das soziale Miteinander und die Gesundheit im Quartier fördern (Netzwerk Nachbarschaft, n.d.).
Geschichten aus dem Vereinsleben
Neben beeindruckenden Zahlen sind es oft die persönlichen Geschichten, die die Bedeutung solcher Initiativen unterstreichen. Eine ältere Dame, die nach dem Verlust ihres Mannes in Isolation geriet, berichtet, wie sie durch die regelmäßigen Besuche einer Freiwilligen neuen Lebensmut fand. Sie begann, an Nachbarschaftstreffen teilzunehmen und ist heute eine aktive Teilnehmerin der Spazier-Patenschaften.
Ein anderes Beispiel ist ein 82-jähriger Herr, der wegen gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr in der Lage war, seinen Garten zu pflegen. Dank der Unterstützung eines jungen Vereinsmitglieds erstrahlt sein Garten nun wieder in voller Pracht – eine Entwicklung, die ihm nach eigener Aussage „die Lebensfreude zurückbrachte“ (Hamburger Abendblatt, 2019).
Zukunftspläne und Perspektiven
Die „Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde“ hat sich zum Ziel gesetzt, ihr Angebot weiter auszubauen und für noch mehr Menschen zugänglich zu machen. Zukünftige Projekte umfassen Schulungen zum Umgang mit demenziell erkrankten Nachbarn und Erste-Hilfe-Kurse speziell für Senioren. Zusätzlich wird daran gearbeitet, das Vereinsbüro in der Dernauer Straße 27a als zentralen Treffpunkt für Nachbarn und Ehrenamtliche zu etablieren (Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde, n.d.).
Langfristig hofft der Verein, dass sein Modell Schule macht und ähnliche Initiativen in anderen Stadtteilen oder Städten inspiriert. Die Erfolgsgeschichte aus Wandsbek zeigt, wie durch ehrenamtliches Engagement und Solidarität selbst große gesellschaftliche Herausforderungen auf lokaler Ebene bewältigt werden können.
Fazit
Die „Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe die Lebensqualität älterer Menschen nachhaltig verbessern kann. Mit niedrigschwelligen Angeboten, gelebter Solidarität und einer klaren Vision für die Zukunft gelingt es dem Verein, Isolation zu verringern und Gemeinschaft zu stärken. Die Initiative beweist, dass ein stärkeres Miteinander nicht nur möglich, sondern auch notwendig ist, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen.
Quellenangaben
- Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde (n.d.). Unser Angebot. Abgerufen von https://www.machbarschaft-wandsbek-hinschenfelde.de/
- Netzwerk Nachbarschaft (n.d.). Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde e.V., Hamburg. Abgerufen von https://aok-foerderpreis.netzwerk-nachbarschaft.net/rh/nachbarschaften/machbarschaft-wandsbek-hinschenfelde-e-v-hamburg
- SeniorTrainerIn Hamburg (n.d.). Gründung: Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde e.V. Abgerufen von https://www.seniortrainer-hamburg.de/machbarschaft-hinschenfelde/
- Hamburger Abendblatt (2019). Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde: Wiesenfest im August. Abgerufen von https://themenwelten.abendblatt.de/machbarschaft-wandsbek
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