Wie traumatisierte Geflüchtete bei Refugio München Hilfe finden. Ein Leuchtturm der Hoffnung

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Die Herausforderung: traumatisierte Geflüchtete

In den letzten Jahrzehnten hat Deutschland eine erhebliche Anzahl von Menschen aufgenommen, die vor Krieg, Verfolgung und Folter geflohen sind. Diese Geflüchteten bringen oft nicht nur materielle Verluste mit sich, sondern auch tiefe seelische Wunden. Studien zufolge leiden etwa 30 bis 40 Prozent der Geflüchteten in Deutschland an traumabedingten psychischen Erkrankungen; bei Kindern und Jugendlichen ist sogar jede*r Zweite betroffen. Trotz dieses hohen Bedarfs erhalten nur wenige eine angemessene psychotherapeutische Behandlung. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede, fehlende Informationen über Hilfsangebote und ein Mangel an spezialisierten Therapieplätzen erschweren den Zugang zur notwendigen Unterstützung.

Die Entstehung von Refugio München

Vor diesem Hintergrund wurde 1994 Refugio München ins Leben gerufen. Die Initiative ging von engagierten Mitarbeiterinnen der „Initiative für Flüchtlinge e.V.“ aus, die die dringende Notwendigkeit eines psychosozialen Zentrums für traumatisierte Geflüchtete in München erkannten. Nach anfänglichen Widerständen beschloss der Münchner Stadtrat 1993 die Gründung eines solchen Zentrums und beauftragte die Initiative für Flüchtlinge e.V. mit der Trägerschaft. Im Mai 1994 eröffnete das Beratungs- und Behandlungszentrum in der Rauchstraße mit sechs Mitarbeitenden. Im Jahr 1998 benannte sich der Trägerverein in „IfF-Refugio München e.V.“ um. Heute beschäftigt Refugio München über 80 feste Mitarbeitende und etwa 125 Honorarkräfte, darunter Psychotherapeutinnen, Sozialpädagoginnen und Dolmetscher*innen. Die Hauptstelle befindet sich in der Rosenheimer Straße 38 in München, mit weiteren Standorten in Augsburg und Landshut.

Umfassende Angebote für traumatisierte Geflüchtete

Refugio München bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen, die auf die spezifischen Bedürfnisse traumatisierter Geflüchteter zugeschnitten sind:

  • Psychotherapie und Beratung: Individuelle und gruppentherapeutische Angebote helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und psychische Stabilität zu erlangen. Dabei kommen verschiedene therapeutische Ansätze wie Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie und systemische Therapie zum Einsatz. Bei Bedarf werden professionelle Dolmetscher*innen hinzugezogen, um Sprachbarrieren zu überwinden.
  • Sozialberatung: Unterstützung bei Fragen des Aufenthaltsstatus, der Arbeitserlaubnis, Unterbringung sowie Integration in Schule, Ausbildung und Arbeitsmarkt. Die enge Zusammenarbeit zwischen Sozialpädagoginnen und Therapeutinnen gewährleistet eine ganzheitliche Betreuung.
  • Kunstwerkstatt: Speziell für geflüchtete Kinder und Jugendliche bietet die Refugio Kunstwerkstatt kunstpädagogische Projekte an. Durch kreatives Gestalten können junge Menschen ihre Erlebnisse ausdrücken und verarbeiten, was zur psychischen Stabilisierung beiträgt.
  • Elternseminare: Muttersprachliche Seminare unterstützen Eltern mit Migrationshintergrund bei Erziehungsfragen und der Bewältigung des Alltags in einer neuen Umgebung.

Erfolgreiche Projekte und Initiativen

Im Laufe der Jahre hat Refugio München zahlreiche Projekte initiiert, die maßgeblich zur Integration und psychischen Stabilisierung für traumatisierte Geflüchtete beigetragen haben:

  • SoulCaRe: In der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in München-Freimann ist ein Team aus Psychotherapeutinnen, Peer-Beraterinnen und Sozialpädagog*innen vor Ort. Ihre Aufgabe ist es, psychisch erkrankte und/oder traumatisierte Geflüchtete, Opfer von Menschenhandel sowie LGBTIQ-Personen während ihres Aufenthalts in der Kurzaufnahme zu identifizieren und mit psychosozialer Beratung sowie im Bedarfsfall Diagnostik zu versorgen.
  • Mental Health Center Ukraine: Seit Mai 2022 gibt es ein eigenes Team zur psychosozialen Ersten Hilfe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die aufgrund des Krieges in der Ukraine geflohen sind. Zu den Angeboten zählen psychologische Angebote wie Krisengespräche, Stabilisierungs- und Psychoedukationsgruppen, psychosoziale und psychoedukative Erstversorgung und kunstpädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche. Damit sollen akute psychische Symptomatiken aufgefangen sowie psychische Erkrankungen und insbesondere deren Chronifizierung verhindert werden.
  • Ehrenamtlichenprojekt „Welcome“: Ehrenamtliche begleiten Geflüchtete im Alltag, unterstützen bei Behördengängen, helfen Kindern bei den Hausaufgaben und fördern den interkulturellen Austausch. Diese persönliche Begleitung erleichtert den Einstieg in die neue Gesellschaft und mindert Isolation.

Herausforderungen und Erfolge

Die Arbeit von Refugio München ist nicht ohne Herausforderungen. Immer mehr traumatisierte Geflüchtete, begrenzte finanzielle Mittel und der Mangel an qualifiziertem Personal stellen das Zentrum vor kontinuierliche Aufgaben. Dennoch konnte Refugio München seit seiner Gründung über 3.000 geflüchteten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen pro Jahr helfen, traumatische Erlebnisse zu bewältigen und sich in Deutschland zu integrieren. Die hohe Fachlichkeit der Mitarbeitenden, das außergewöhnliche Engagement vieler Ehrenamtlicher sowie die interdisziplinäre Vernetzung im lokalen, bundesweiten und europäischen Bereich tragen maßgeblich zum Erfolg bei.

Auszeichnungen und Anerkennung

Für sein herausragendes Engagement wurde Refugio München mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt das Zentrum den Preis der Karl-Kübel-Stiftung, den Luise-Kiesselbach-Preis des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Bayern und den Anita-Augspurg-Preis. Diese Anerkennungen unterstreichen die Bedeutung und Wirksamkeit der Arbeit von Refugio München im Bereich der psychosozialen Unterstützung für traumatisierte Geflüchtete.

Fazit

Refugio München steht als Beispiel für gelebte Solidarität und professionelle Unterstützung von Menschen, die in ihrer Heimat unsägliches Leid erfahren haben. Durch ein umfassendes Angebot an psychotherapeutischer und sozialer Hilfe trägt das Zentrum maßgeblich zur Integration und psychischen Stabilisierung von Geflüchteten bei. In einer Zeit, in der die Herausforderungen durch Migration und Fluchtbewegungen zunehmen, zeigt Refugio München, wie wichtig spezialisierte Einrichtungen sind, um den Betroffenen eine neue Perspektive und Hoffnung zu geben.

Quellenangaben

 

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