Sauberes Trinkwasser weltweit: Wie das Netzwerk Viva con Agua de Sankt Pauli dies erreichen will.

Das globale Problem des Wassermangels

Wasser ist die Grundlage allen Lebens und ein fundamentales Menschenrecht. Dennoch haben laut aktuellen Schätzungen der Vereinten Nationen etwa 703 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu einer Basisversorgung mit sauberem Trinkwasser. Diese alarmierende Zahl verdeutlicht die Dringlichkeit, nachhaltige Lösungen für die globale Wasserkrise zu finden. Der Mangel an sauberem Wasser führt nicht nur zu gesundheitlichen Problemen, sondern beeinträchtigt auch Bildung, wirtschaftliche Entwicklung und soziale Stabilität in betroffenen Regionen.

Die Entstehung von Viva con Agua de Sankt Pauli

Angesichts dieser Herausforderungen wurde 2006 in Hamburg der Verein Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. gegründet. Die Initiative geht auf Benjamin Adrion zurück, einen ehemaligen Fußballspieler des FC St. Pauli. Während eines Trainingslagers auf Kuba im Jahr 2005 wurde Adrion auf die unzureichende Trinkwasserversorgung in Kindergärten aufmerksam. Zurück in Deutschland mobilisierte er Freunde, Musiker und Fußballfans, um Spenden für Trinkwasserprojekte zu sammeln. Diese erste Aktion führte zur Ausstattung von 153 Kindergärten und vier Sportschulen in Havanna mit Trinkwasserspendern. Die positive Resonanz und der Erfolg dieser Kampagne legten den Grundstein für die offizielle Gründung des Vereins im Jahr 2006.

Struktur und Philosophie des Vereins

Viva con Agua versteht sich als „All-Profit-Organisation“ und setzt auf positiven Aktivismus. Der Begriff „All-Profit“ signalisiert, dass alle Beteiligten – sowohl Unterstützer als auch Empfänger – von den Aktivitäten profitieren sollen. Der Verein nutzt die universellen Sprachen Musik, Kunst und Sport, um Menschen für die Vision „Wasser für alle – alle für Wasser“ zu begeistern und Spenden zu generieren. Diese kreative Herangehensweise hat dazu geführt, dass sich weltweit ein Netzwerk von über 15.000 Ehrenamtlichen in mehr als 50 Städten gebildet hat, die sich in sogenannten „Crews“ organisieren und vielfältige Aktionen durchführen.

Sauberes Trinkwasser weltweit: Erfolgreiche Projekte und Initiativen

Seit seiner Gründung hat Viva con Agua zahlreiche Projekte initiiert und unterstützt, die Millionen von Menschen den Zugang sauberes Trinkwasser weltweit ermöglicht haben. Ein bemerkenswertes Beispiel ist das Projekt „John’s Rig“ in Äthiopien. Hierbei handelt es sich um ein Brunnenbohrgerät, das in der nordwestlichen Provinz des Landes eingesetzt wird, um tief in den Boden zu bohren und so nachhaltige Wasserquellen zu erschließen. Diese Initiative hat die Lebensbedingungen vieler Menschen in der Region erheblich verbessert.

Ein weiteres erfolgreiches Projekt ist die Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe und dem ugandischen Unternehmen SPOUTS of Water. Gemeinsam werden Keramikfilter aus lokalem Ton hergestellt, die die Trinkwasserqualität verbessern und wasserbedingte Krankheiten reduzieren. Diese Partnerschaft zeigt, wie lokale Lösungen in Kombination mit internationaler Unterstützung nachhaltige Veränderungen bewirken können.

Kreative Fundraising-Aktionen

Viva con Agua ist bekannt für seine unkonventionellen und kreativen Fundraising-Aktionen. Seit 2007 sammelt der Verein auf Festivals und Konzerten Spenden, indem er Festivalbesucher ermutigt, ihre Pfandbecher zu spenden. Diese einfache, aber effektive Methode hat im Jahr 2019 mehr als 1,3 Millionen Euro eingebracht. Solche Aktionen verbinden Spaß und Engagement und sensibilisieren gleichzeitig für sauberes Trinkwasser weltweit.

Ein weiteres Highlight ist die jährliche „Millerntor Gallery“, ein soziales Kunst- und Kulturfestival, das in Zusammenarbeit mit dem FC St. Pauli im Millerntor-Stadion stattfindet. Hier präsentieren Künstler aus aller Welt ihre Werke, und die Erlöse fließen in Wasserprojekte. Dieses Festival verbindet Kunst, Musik und soziales Engagement auf einzigartige Weise und zieht Tausende von Besuchern an.

Internationale Expansion und Zusammenarbeit

Die Erfolgsgeschichte von Viva con Agua hat dazu geführt, dass sich die Initiative international ausgedehnt hat. Neben Deutschland gibt es eigenständige Vereine in der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Uganda und Südafrika. Diese internationalen Ableger teilen die gleiche Vision und passen ihre Aktivitäten an die lokalen Gegebenheiten an. So organisiert Viva con Agua Uganda beispielsweise Workshops in Schulen, bei denen durch Musik, Kunst und Sport Inhalte zu Wasser und Hygiene vermittelt werden. Diese kulturell angepassten Ansätze erhöhen die Akzeptanz und Wirksamkeit der Projekte vor Ort.

Soziale Unternehmen und nachhaltige Geschäftsmodelle

Neben den klassischen Spendenaktionen hat Viva con Agua auch soziale Unternehmen gegründet, um nachhaltige Einnahmequellen zu schaffen. Ein Beispiel ist die Viva con Agua Wasser GmbH, die seit 2010 Mineralwasser unter der Marke Viva con Agua vertreibt. Ein Großteil der Gewinne fließt direkt in Wasserprojekte. Ein weiteres soziales Unternehmen ist die Goldeimer gGmbH, die mobile Komposttoiletten für Großveranstaltungen bereitstellt und seit 2015 auch Recycling-Toilettenpapier produziert. Diese Produkte verbinden Umweltschutz mit sozialem Engagement, da ein Teil der Erlöse in Sanitärprojekte fließt.

Bildung und Bewusstseinsbildung

In Deutschland engagiert sich Viva con Agua auch in sozialen Bildungsprojekten. Durch Workshops, Schulprojekte und öffentliche Veranstaltungen wird das Bewusstsein für die globale Wasserproblematik geschärft. Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, junge Menschen für sauberes Trinkwasser weltweit zu sensibilisieren und zu aktivieren. Die Kombination aus Information und interaktiven Elementen fördert ein tieferes Verständnis und motiviert zum eigenen Engagement.

Sauberes Trinkwasser weltweit: Auszeichnungen und Anerkennung

Die innovative Arbeit von Viva con Agua wurde mehrfach ausgezeichnet. So erhielt der Verein unter anderem den „Utopia Award“ in der Kategorie Organisationen und den „Echo Music Prize“ für soziales Engagement. Diese Anerkennungen unterstreichen die Bedeutung und den Erfolg der Aktivitäten des Vereins im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und des sozialen Engagements.

Fazit

Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. zeigt eindrucksvoll, wie kreatives Engagement und unkonventionelle Ansätze sauberes Trinkwasser weltweit bewirken können. Durch die Kombination von Musik, Kunst und Sport mit sozialem Aktivismus hat der Verein es geschafft, weltweit Menschen für die Vision „Wasser für alle – alle für Wasser“ zu begeistern und konkrete Verbesserungen in den Lebensbedingungen vieler Menschen zu erzielen. Die Erfolgsgeschichte von Viva con Agua ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie aus einer lokalen Initiative eine globale Bewegung entstehen kann, die mit Freude und Kreativität die Welt positiv verändert.

Quellen

guteideen.org © 2024 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel.

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