In einer Zeit, in der Konsum oft als Selbstzweck betrachtet wird, zeigt das Berliner Unternehmen Quartiermeister, dass Genuss und Gemeinwohl Hand in Hand gehen können. Seit seiner Gründung im Jahr 2010 verbindet Quartiermeister den Verkauf von Bier mit der Förderung lokaler sozialer Projekte und setzt damit ein Zeichen für eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft.
Das Problem: Gewinnorientierung ohne Gemeinwohl
Die traditionelle Wirtschaft ist häufig auf Profitmaximierung ausgerichtet, wobei soziale und ökologische Aspekte oft in den Hintergrund treten. Große Unternehmen dominieren den Markt, und kleine, lokale Initiativen haben es schwer, Gehör zu finden oder finanzielle Unterstützung zu erhalten. Zudem fehlt es vielen Konsument*innen an Transparenz darüber, wie ihre Kaufentscheidungen die Gesellschaft beeinflussen. Dieser Mangel an nachhaltigen Alternativen und die häufige Orientierung an kurzfristigem Gewinn führen zu einer sozialen Kluft, in der lokale Projekte oft unterfinanziert bleiben.
Die Lösung: Ein Bier für das Gemeinwohl
Das wurde mit der Vision gegründet, Konsum und soziales Engagement zu vereinen. Die Idee: Mit jedem verkauften Bier fließt ein Teil des Erlöses in lokale soziale und kulturelle Projekte. Dabei entscheiden die Konsument*innen selbst, welche Initiativen gefördert werden. Dieses Prinzip macht das Projekt nicht nur nachhaltig, sondern auch partizipativ.
Entstehung und Struktur des Unternehmens
Die Wurzeln von Quartiermeister liegen in Berlin. Gegründet wurde das Unternehmen von Sebastian Jacob, der während seines Studiums nach Wegen suchte, Lohnarbeit und gesellschaftliche Teilhabe zu verbinden. Seine Antwort: Bier verkaufen und den Gewinn in soziale Projekte investieren. Anfangs wurde das Projekt ehrenamtlich betrieben, doch schnell zeigte sich das Potenzial der Idee. 2013 wurde die Quartiermeister GmbH gegründet, um die Geschäfte professionell zu führen. Parallel dazu entstand der Quartiermeister e.V., der sich um die Auswahl und Förderung der Projekte kümmert (Quartiermeister, Über Uns).
Seit 2021 schützt die gemeinnützige Quartiermeister Stiftung die soziale Mission des Unternehmens. Sie stellt sicher, dass die Marke unverkäuflich bleibt und stets an ihren sozialen Zweck gebunden ist. Diese Struktur, bei der ein Unternehmen und eine Stiftung Hand in Hand arbeiten, garantiert eine klare Trennung von wirtschaftlichen Interessen und der Projektförderung.
Erfolgreiche Projekte und ihre Wirkung
Bislang konnte das Bier über 330.000 Euro in die Förderung von mehr als 200 Projekten investieren. Ein Beispiel ist das Internationale Zentrum für Demokratie und Aktion e.V. (IZDA) in Chemnitz, das als Safe Space, Bildungsstätte und Rechtsberatung für Migrant*innen dient. Hier erhalten Menschen nicht nur rechtliche Unterstützung, sondern auch einen Ort des Austauschs und der Solidarität.
Ein weiteres gefördertes Projekt ist „Free Lessons“ in Leipzig, bei dem unterprivilegierte Kinder kostenfreien Musikunterricht erhalten. Dieser Zugang zu kultureller Bildung stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder und eröffnet ihnen neue Perspektiven. Solche Initiativen zeigen, wie vielfältig die Projekte sind, die Quartiermeister unterstützt, und wie sie das soziale Gefüge in den jeweiligen Regionen stärken.
Transparenz und Partizipation
Ein zentrales Element von Quartiermeister ist die Transparenz. Das Unternehmen veröffentlicht regelmäßig alle Einnahmen, Ausgaben und Lohnzahlungen. Dies schafft Vertrauen und ermöglicht den Konsument*innen, ihre Kaufentscheidung bewusst zu treffen. Besonders einzigartig ist das Online-Voting-System, mit dem die Konsument*innen selbst über die Mittelvergabe entscheiden können. Diese demokratische Mittelvergabe stärkt nicht nur die Bindung zur Marke, sondern auch das Engagement der Beteiligten. Sie werden Teil eines größeren Ganzen, in dem ihre Stimme zählt.
Ein bewusster Ansatz für eine bessere Gesellschaft
Quartiermeister setzt auf nachhaltige Werte entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette. Das Bier wird ausschließlich von unabhängigen, regionalen Brauereien gebraut, die nach sozialen und ökologischen Standards arbeiten. Damit bleibt die Wertschöpfung in der Region und fördert lokale Strukturen. Zusätzlich engagiert sich das Bier dafür, faire Löhne zu zahlen und keine Gewinne zu privatisieren – ein Statement gegen die gängige Praxis der Großkonzerne.
Fazit
Das Bier zeigt eindrucksvoll, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziales Engagement kein Widerspruch sein müssen. Durch die Verbindung von Bierverkauf und Projektförderung schafft das Unternehmen einen Mehrwert für die Gesellschaft und setzt ein Zeichen für eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft. Mit jedem Schluck wird ein Beitrag für lokale Gemeinschaften geleistet – ein kleines, aber wirksames Stück Veränderung in einer oft egozentrierten Konsumwelt. Ein Prost auf Quartiermeister und die Idee, Genuss und Verantwortung zu vereinen.
Quellenangaben
- (Über Uns). Verfügbar unter: https://quartiermeister.org/ueber-uns/
- (Stiftung). Verfügbar unter: https://quartiermeister.org/ueber-uns/stiftung/
- (Projekte). Verfügbar unter: https://quartiermeister.org/projekte/
- (Unsere Biere). Verfügbar unter: https://quartiermeister.org/unsere-biere/
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