Arbeiterkind.de: Bildungsgerechtigkeit für Jugendliche aus nichtakademischen Familien.

Die Herausforderung: Soziale Herkunft als Bildungsbarriere

In Deutschland entscheidet die soziale Herkunft maßgeblich über den Bildungsweg eines Kindes. Während 79 von 100 Kindern aus Akademikerhaushalten ein Studium aufnehmen, sind es bei Kindern aus nichtakademischen Familien lediglich 27 von 100 (Hochschulbildungsreport 2020). Diese Diskrepanz verdeutlicht, wie stark der Bildungserfolg vom Elternhaus abhängt. Kinder aus Arbeiterfamilien fehlen oft Vorbilder und Netzwerke, die sie auf dem Weg zur Hochschule unterstützen könnten. Zudem mangelt es häufig an Informationen über Studienmöglichkeiten und -finanzierung, was den Zugang zur akademischen Bildung weiter erschwert.

Die Entstehung von ArbeiterKind.de: Eine persönliche Erfahrung wird zur Mission

Katja Urbatsch, selbst die Erste in ihrer Familie mit Hochschulabschluss, erlebte während ihres Studiums die Herausforderungen, die mit einer nichtakademischen Herkunft einhergehen. Diese Erfahrungen motivierten sie, 2008 die Initiative ArbeiterKind.de ins Leben zu rufen. Unterstützt wurde sie dabei von ihrem Partner Wolf Dermann und ihrem Bruder Marc Urbatsch. Ziel war es, Schüler aus nichtakademischen Familien zum Studium zu ermutigen und sie auf ihrem Weg bis zum erfolgreichen Abschluss zu begleiten. 2009 wurde die Initiative als gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG) registriert und 2018 in eine gemeinnützige GmbH (gGmbH) umgewandelt.

Die Mission von ArbeiterKind.de: Unterstützung auf Augenhöhe

Die gemeinnützige Organisation setzt auf ein niedrigschwelliges und flächendeckendes Peer-to-Peer-Mentoring. Rund 6.000 Ehrenamtliche engagieren sich bundesweit in 80 lokalen Gruppen, um Schüler und Studierende der ersten Generation zu unterstützen. Die Ehrenamtlichen, oft selbst Erstakademiker, teilen ihre Erfahrungen und bieten praktische Hilfe an. Das Angebot umfasst:

  • Mentoring: Individuelle Begleitung durch persönliche Mentor , die bei Fragen rund ums Studium zur Seite stehen.
  • Workshops und Informationsveranstaltungen: In Schulen und Hochschulen werden Veranstaltungen angeboten, die über Studienmöglichkeiten, -finanzierung und den Studienalltag informieren.
  • Beratung: Über ein Info-Telefon und Online-Plattformen erhalten Ratsuchende Antworten auf ihre Fragen und Zugang zu weiteren Ressourcen.

Erfolgreiche Projekte und Initiativen

Die Arbeit von ArbeiterKind.de zeigt vielfältige Erfolge:

  • Schulbesuche: Ehrenamtliche besuchen Schulen und berichten von ihren eigenen Bildungswegen. Diese persönlichen Geschichten motivieren Schüler

    , über ein Studium nachzudenken und nehmen Ängste vor dem Unbekannten.

  • Stipendienberatung: Viele Studierende wissen nicht, dass sie Anspruch auf Stipendien haben. Die Organisation informiert über verschiedene Fördermöglichkeiten und unterstützt bei der Bewerbung. So konnten bereits zahlreiche Studierende finanzielle Unterstützung erhalten, die ihnen sonst entgangen wäre.
  • Lokale Gruppen: In 80 Städten bieten lokale Gruppen regelmäßige Treffen an, bei denen sich Studierende austauschen und gegenseitig unterstützen können. Diese Netzwerke schaffen ein Gemeinschaftsgefühl und helfen, Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

Persönliche Erfolgsgeschichten: Vom Hauptschulabschluss zur Promotion

Ein beeindruckendes Beispiel ist Gloria Kracht. Sie begann ihren Bildungsweg mit einem Hauptschulabschluss und arbeitete sich bis zum Staatsexamen in Tiermedizin hoch. Derzeit schreibt sie ihre Doktorarbeit an der Freien Universität Berlin. Als Ehrenamtliche bei ArbeiterKind.de teilt sie ihre Erfahrungen und motiviert andere, ihren eigenen Bildungsweg zu gehen (Wirtschaftsregion Westbrandenburg, 2024).

Auszeichnungen und Anerkennung

Das Engagement von ArbeiterKind.de wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem German Diversity Award in der Kategorie Social Mobility im Oktober 2022 und dem Digital Female Leader Award im September 2022. Diese Anerkennungen unterstreichen die Bedeutung der Arbeit der Initiative für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland (ArbeiterKind.de, 2024).

Fazit: Ein Netzwerk für Chancengleichheit

ArbeiterKind.de leistet einen entscheidenden Beitrag zur Förderung von Bildungsgerechtigkeit in Deutschland. Durch persönliche Unterstützung, Informationsvermittlung und die Schaffung von Netzwerken ermöglicht die Initiative Kindern aus nichtakademischen Familien den Zugang zur Hochschulbildung. Die zahlreichen Erfolgsgeschichten und Auszeichnungen belegen die Wirksamkeit dieses Engagements und machen Hoffnung auf eine Zukunft, in der der Bildungserfolg weniger von der sozialen Herkunft abhängt.

Quellen

ArbeiterKind.de (2024). Über uns. Verfügbar unter: https://www.arbeiterkind.de/ueber-uns

ArbeiterKind.de (2024). Jahresberichte. Verfügbar unter: https://www.arbeiterkind.de/jahresberichte

Wirtschaftsregion Westbrandenburg (2024). ArbeiterKind.de stellt sich vor. Verfügbar unter: https://wirtschaftsregionwestbrandenburg.de/arbeiterkind-de-stellt-sich-vor/

Hochschulbildungsreport (2020). Bildungschancen in Deutschland. Verfügbar unter: https://www.hochschulbildungsreport.de/

 

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