Das globale Problem der unbehandelten Fehlsichtigkeit
Weltweit leiden über 950 Millionen Menschen an Fehlsichtigkeit, die mit einer Brille korrigiert werden könnte. Doch viele von ihnen haben weder Zugang zu augenoptischer Versorgung noch die finanziellen Mittel, sich eine Brille leisten zu können. Die Folgen sind gravierend: Kinder können dem Unterricht nicht folgen, was ihre Bildungschancen mindert, und Erwachsene sind in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt, was zu Einkommensverlusten führt. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beläuft sich der jährliche Einkommensverlust durch unbehandelte Fehlsichtigkeit auf 269 Milliarden US-Dollar.
Die Entstehung der EinDollarBrille: Eine Vision wird Realität
Angesichts dieses drängenden Problems entwickelte der deutsche Lehrer Martin Aufmuth im Jahr 2012 die Idee der EinDollarBrille. Sein Ziel war es, eine kostengünstige und vor Ort herstellbare Brille zu entwerfen, die Menschen in Entwicklungsländern Zugang zu Sehhilfen ermöglicht. Die Brille besteht aus flexiblem Federstahldraht und bruchsicheren Kunststoffgläsern. Die Materialkosten liegen bei etwa einem US-Dollar, daher der Name „EinDollarBrille“.
Um seine Vision umzusetzen, gründete Aufmuth den gemeinnützigen Verein EinDollarBrille e.V. mit Sitz in Erlangen. Der Verein hat sich der Aufgabe verschrieben, eine augenoptische Grundversorgung für alle Menschen weltweit zu ermöglichen. Seit seiner Gründung ist der Verein kontinuierlich gewachsen und zählt heute rund 400 Mitarbeitende in elf Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas sowie 37 Angestellte und etwa 200 Ehrenamtliche in Deutschland.
Erfolgreiche Projekte weltweit: Nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe
Die EinDollarBrille verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der über die reine Bereitstellung von Brillen hinausgeht. In den Programmländern werden lokale Fachkräfte ausgebildet, die sowohl die Brillen herstellen als auch Sehtests durchführen können. Dies schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern fördert auch die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort. Ein Beispiel hierfür ist Burkina Faso, wo seit 2013 etwa 180.000 Sehtests durchgeführt und rund 70.000 Menschen mit Brillen versorgt wurden. Mittlerweile gibt es dort mehr als 1.000 Augencamps und 23 Brillenzentren (Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte, 2021).
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Wirkung der Arbeit des Vereins ist die Geschichte des achtjährigen Dener aus Brasilien. Aufgrund extremer Kurzsichtigkeit konnte er jahrelang nur mit einer viel zu schwachen Brille sehen, da seiner Familie das Geld für einen Optikerbesuch fehlte. Durch ein Augencamp der EinDollarBrille erhielt Dener eine passende Brille mit der erforderlichen Korrektur von minus 11 Dioptrien und konnte zum ersten Mal in seinem Leben klar sehen.
EinDollarBrille in Deutschland: Unterstützung für einkommensschwache Menschen
Obwohl der Fokus der EinDollarBrille auf Entwicklungsländern liegt, engagiert sich der Verein auch in Deutschland, um einkommensschwachen Menschen den Zugang zu bezahlbaren Sehhilfen zu ermöglichen. Durch Kooperationen mit lokalen Partnern und Organisationen werden Sehtests und Brillen zu reduzierten Preisen oder sogar kostenlos angeboten. Dieses Engagement zeigt, dass das Problem der unbehandelten Fehlsichtigkeit nicht nur in fernen Ländern existiert, sondern auch in Deutschland Menschen betrifft, die sich keine Brille leisten können.
Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektiven
Der Verein legt großen Wert auf Nachhaltigkeit. Die Brillen werden vor Ort mit einfachen Biegemaschinen hergestellt, die keinen Strom benötigen und somit auch in abgelegenen Regionen eingesetzt werden können. Zudem wird durch die Ausbildung lokaler Fachkräfte und den Aufbau von Produktions- und Vertriebsstrukturen eine langfristige und unabhängige Versorgung sichergestellt .
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Aufklärungsarbeit. Durch kostenlose Sehtests, Informationskampagnen in Schulen und Gemeinden sowie die Zusammenarbeit mit Gesundheitsinstitutionen und Nichtregierungsorganisationen wird das Bewusstsein für die Bedeutung guten Sehens und die positive Wirkung von Brillen geschärft.
Fazit: Eine einfache Idee mit großer Wirkung
Die EinDollarBrille zeigt eindrucksvoll, wie eine einfache und kostengünstige Idee das Leben von Millionen Menschen verbessern kann. Durch die Kombination aus technischer Innovation, Ausbildung lokaler Fachkräfte und nachhaltigen Strukturen gelingt es dem Verein, Menschen weltweit Zugang zu Sehhilfen zu ermöglichen und ihnen so Bildungschancen, Arbeitsmöglichkeiten und ein selbstbestimmtes Leben zu eröffnen.
Quellen
EDB e.V. (2024). Gutes Sehen für alle Menschen. Verfügbar unter: https://www.eindollarbrille.de/
EDB e.V. (2024). Die zentralen Handlungsfelder und Projekte. Verfügbar unter: https://www.eindollarbrille.de/informieren/die-handlungsfelder
Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (2021). Klar sehen bedeutet besser leben – Projekt . Verfügbar unter: https://www.stiftung-hdz.de/2021/05/27/klar-sehen-bedeutet-besser-leben-projekt-eindollarbrille/
EDB e.V. (2024). Ein Dollar schenkt Zukunft. Verfügbar unter: https://www.eindollarbrille.de/aktuelles/ein-dollar-schenkt-zukunft
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