Obdachlosigkeit: Ein unsichtbares Problem mitten unter uns
Hamburg, die wohlhabende Hansestadt mit ihren prächtigen Altbauten, der Elbphilharmonie und zahlreichen Touristenattraktionen, hat eine weniger sichtbare Seite: die Obdachlosigkeit. Mehr als 2.000 Menschen leben hier nach Schätzungen der Sozialbehörden auf der Straße, oft ohne Zugang zu grundlegenden Hygieneeinrichtungen. Dabei sind Duschen und saubere Kleidung nicht nur eine Frage der Gesundheit, sondern auch der Menschenwürde. Die Lösung: Der Duschbus GoBanyo.
Das Leben auf der Straße ist ein täglicher Überlebenskampf. Neben der Suche nach Essen und einem sicheren Schlafplatz bleibt Hygiene häufig auf der Strecke. Viele obdachlose Menschen berichten, dass sie in öffentlichen Einrichtungen oder Notunterkünften entweder keinen Zugang zu Duschen haben oder sich dort nicht sicher fühlen. Die Angst vor Stigmatisierung oder sogar Übergriffen hält sie davon ab, diese Orte aufzusuchen. Die Folgen sind gravierend: Ungepflegtheit führt nicht nur zu gesundheitlichen Problemen wie Hauterkrankungen, sondern verstärkt auch soziale Ausgrenzung. Wer schmutzig oder ungepflegt erscheint, wird oft gemieden, was die Rückkehr in ein normales Leben zusätzlich erschwert.
Eine Idee wird geboren: Der Duschbus GoBanyo
Mitten in diesem komplexen Problem sah Dominik Bloh eine Lösung. Selbst über ein Jahrzehnt obdachlos, wusste er aus erster Hand, wie wichtig Hygiene für das eigene Selbstwertgefühl ist. Dominik beschloss, etwas zu tun, und entwickelte die Idee des Duschbus GoBanyo. Gemeinsam mit Mitstreitern gründete er 2019 eine gemeinnützige GmbH (gGmbH), um seine Vision zu verwirklichen. Das Projekt setzt auf Spenden und öffentliche Förderung und wird von einem Team aus Sozialarbeitern, Ehrenamtlichen und fest angestellten Mitarbeitern getragen.
Der Duschbus GoBanyo ist ein umgebauter Linienbus, der mit drei Duschkabinen ausgestattet wurde, jeweils mit abschließbaren Türen für Privatsphäre. Der Bus fährt verschiedene Standorte in Hamburg an, die leicht erreichbar und für obdachlose Menschen gut zugänglich sind. Die Nutzer des Busses bekommen außerdem frische Kleidung und Pflegeprodukte, die durch Spenden bereitgestellt werden. Das Angebot ist komplett kostenlos und diskriminierungsfrei.
Die Gründung vom Duschbus GoBanyo war eine Herausforderung. Neben der Finanzierung – die ersten 150.000 Euro wurden durch eine Crowdfunding-Kampagne gesammelt – musste auch die Genehmigung für den Umbau und Betrieb des Duschbus eingeholt werden. Doch das Team blieb hartnäckig. „Duschen ist Würde“ lautet das Motto des Projekts, das 2019 schließlich startete. Seitdem hat der Duschbus GoBanyo Tausenden Menschen geholfen, einen kleinen, aber entscheidenden Schritt in Richtung eines besseren Lebens zu gehen.
Der Erfolg zeigt sich in Geschichten
Der Duschbus GoBanyo ist nicht nur ein soziales Projekt, sondern ein lebendiges Beispiel für gelebte Solidarität. Seit seiner Gründung wurden mehr als 30.000 Duschgänge ermöglicht – eine Zahl, die für sich spricht. Hinter diesen Zahlen stehen bewegende Geschichten. So erzählt das Team von Peter*, einem ehemaligen Seemann, der durch eine schwere Krankheit und familiäre Tragödien auf der Straße landete. Nachdem er den Duschbus entdeckt hatte, begann er, regelmäßig vorbeizukommen. Die Gespräche mit dem Team und die Möglichkeit, sich frisch zu machen, stärkten ihn so sehr, dass er schließlich den Mut fand, sich um eine feste Unterkunft zu kümmern.
Auch die Resonanz aus der Stadtgesellschaft ist beeindruckend. Schulen und Unternehmen organisieren Kleiderspenden, und viele Hamburger engagieren sich ehrenamtlich. Dabei betont das Team immer, dass es nicht nur um das Waschen geht, sondern um Respekt und Menschlichkeit. „Wir behandeln jeden mit Würde und ohne Vorurteile. Das macht den Unterschied,“ erklärt Dominik Bloh.
Ein weiterer Erfolg ist die zunehmende Bekanntheit des Projekts. GoBanyo ist heute ein fester Bestandteil der Hamburger Obdachlosenhilfe und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Engagementpreis. Dieser Erfolg hat das Team motiviert, noch weiter zu denken: In Zukunft soll das Konzept auf andere Städte ausgeweitet werden.
Innovative Ansätze: Hygiene als Brücke zurück ins Leben
GoBanyo ist mehr als nur eine mobile Dusche. Das Projekt schafft Vertrauen und öffnet Türen zu weiteren Unterstützungsangeboten. Das Team arbeitet eng mit anderen sozialen Einrichtungen zusammen, um den Nutzern langfristig zu helfen. So werden Kontakte zu Beratungsstellen, Notunterkünften oder medizinischer Versorgung vermittelt.
Ein besonders innovativer Ansatz ist die Zusammenarbeit mit der Hamburger Kreativszene. Gemeinsam mit Designern und Künstlern wurden Kampagnen entwickelt, um das Bewusstsein für Obdachlosigkeit zu schärfen. Dabei nutzt GoBanyo gezielt soziale Medien, um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen und zum Handeln zu motivieren.
Die Flexibilität des Duschbusses ist ein weiterer Vorteil. Durch die mobile Natur kann GoBanyo dort helfen, wo der Bedarf am größten ist. Während der Corona-Pandemie, als viele Notunterkünfte geschlossen waren, wurde der Duschbus zu einer unverzichtbaren Anlaufstelle.
Wie wir helfen können
Der Erfolg von GoBanyo zeigt, dass kreative und praxisnahe Lösungen die Welt verändern können. Doch jedes Projekt braucht Unterstützung, um nachhaltig zu wirken. Wer GoBanyo helfen möchte, kann dies auf verschiedene Weise tun: durch Geldspenden, Kleiderspenden oder ehrenamtliche Arbeit. Schon kleine Beiträge machen einen großen Unterschied.
Besonders wichtig ist es jedoch, das Bewusstsein für Obdachlosigkeit zu schärfen. Projekte wie GoBanyo erinnern uns daran, dass niemand aus freien Stücken auf der Straße lebt. Sie zeigen, wie wenig es oft braucht, um das Leben eines Menschen positiv zu verändern.
Quellen
- GoBanyo: https://gobanyo.org
- Statistiken zur Obdachlosigkeit in Hamburg: https://www.hamburg.de/obdachlosigkeit/
- Bericht zur Hygieneproblematik von Obdachlosen: https://www.tagesschau.de/inland/hygiene-obdachlose-101.html
- Engagementpreis für GoBanyo: https://www.deutscher-engagementpreis.de
guteideen.org – Gute Ideen bauen Busse um – damit man noch tolleres mit Ihnen machen kann.