Sonnenenergie aus dem All: Islands Weg zur Energiepionierin mit Solar Space an der Seite.

Ein neues Kapitel in der Energiegeschichte

Die globale Energiewende steht vor gewaltigen Herausforderungen. Fossile Brennstoffe sind nicht nur endlich, sondern auch Hauptverursacher der Klimakrise. Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft bieten saubere Alternativen, stoßen jedoch auf natürliche Grenzen. Island, bekannt für seine geothermische Energie, plant nun einen revolutionären Schritt: Es will die erste Nation werden, die Sonnenenergie direkt aus dem All bezieht. Eine Partnerschaft mit dem britischen Startup Space Solar könnte dieses ambitionierte Ziel Realität werden lassen.

Die Herausforderung: Grenzen der Solarenergie auf der Erde

Solarenergie gilt als eine der vielversprechendsten erneuerbaren Energiequellen. Sie ist sauber, unerschöpflich und theoretisch in der Lage, den weltweiten Energiebedarf mehrfach zu decken. Doch ihre Effizienz ist stark von äußeren Bedingungen abhängig. Wolken, Regen und besonders die Nacht setzen natürlichen Grenzen. Insbesondere in nördlichen Breitengraden, wie in Island, wo die Winter lang und dunkel sind, wird der Nutzen von Solaranlagen erheblich eingeschränkt.

Die Idee, Sonnenenergie aus dem Weltraum zu gewinnen, ist nicht neu. Bereits in den 1970er Jahren entwarfen Wissenschaftler erste Konzepte für solarbetriebene Kraftwerke im All. Der geostationäre Orbit, etwa 36.000 Kilometer über der Erde, bietet ideale Bedingungen: Dort scheint die Sonne nahezu ununterbrochen, und atmosphärische Einflüsse wie Wolken existieren nicht. Doch trotz ihres Potenzials blieb die Umsetzung jahrzehntelang ein Traum. Die Technologie war schlicht zu teuer und unpraktisch – bis jetzt.

Space Solar: Sonnenenergie aus dem All

Das 2018 gegründete Unternehmen Space Solar verfolgt die Vision, Sonnenenergie aus dem All massentauglich zu machen. Geleitet von den CEOs Martin Soltau und Kevin Jones, operiert das Unternehmen als Privatgesellschaft mit Sitz in Großbritannien. Mit einem Team von etwa 50 Ingenieuren und Wissenschaftlern und finanzieller Unterstützung von staatlichen Förderprogrammen sowie privaten Investoren hat Space Solar eine ambitionierte Roadmap entwickelt.

Im Fokus steht ein Prototyp mit einer Leistung von 30 Megawatt, der bis 2030 in Betrieb gehen soll. Dieser wird in Zusammenarbeit mit Reykjavik Energy entwickelt, dem größten Energieversorger Islands. Das langfristige Ziel ist die Errichtung eines orbitalen Solarkraftwerks mit einer Kapazität von einem Gigawatt bis 2036. Sollte dieses Projekt erfolgreich sein, könnte es eine Revolution in der globalen Energieversorgung auslösen.

Wie funktioniert das Konzept?

Das Prinzip hinter Sonnenenergie aus dem All ist faszinierend einfach: Große Solarmodule im geostationären Orbit sammeln Sonnenenergie und wandeln diese in Mikrowellen um. Diese Mikrowellen werden dann auf eine Empfangsstation auf der Erde übertragen, wo sie zurück in Elektrizität umgewandelt werden. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass die Energie unabhängig von Tageszeit und Wetter kontinuierlich verfügbar ist.

Doch die technische Umsetzung ist alles andere als trivial. Allein die Solarmodule müssten mehrere Quadratkilometer groß sein, um genügend Energie zu sammeln. Auch die Empfangsstationen auf der Erde, sogenannte „Rectennas“, benötigen eine Fläche, die etwa der Größe Manhattans entspricht. Diese Anlagen müssen extrem präzise arbeiten, um die Mikrowellen effizient und sicher zu empfangen. Die Kosten solcher Projekte bewegen sich aktuell noch in astronomischen Höhen: Die NASA schätzt, dass sie bis zu 80-mal höher sein könnten als die von erdgebundenen erneuerbaren Energieprojekten.

Warum Island?

Island scheint auf den ersten Blick ein ungewöhnlicher Partner für ein so futuristisches Projekt. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar, warum das Land ideal für einen Testlauf ist. Island verfügt über eine geringe Bevölkerungsdichte, eine stabile Wirtschaft und eine ausgeprägte Expertise im Bereich erneuerbarer Energien. Zudem ist Reykjavik Energy bekannt für seine Innovationsfreude. Das Unternehmen betreibt bereits erfolgreiche Geothermieanlagen und zeigt großes Interesse daran, neue Technologien zu erproben.

Fortschritte und Rückschläge

Die Partnerschaft zwischen Space Solar und Reykjavik Energy ist ein Beispiel dafür, wie internationale Kooperationen zukunftsweisende Technologien vorantreiben können. Die Entwicklung des Prototyps läuft auf Hochtouren. Erste Tests mit kleineren Modulen im niedrigen Erdorbit waren erfolgreich. Die größte Herausforderung bleibt jedoch die Skalierung. Das Team arbeitet daran, kosteneffiziente Produktionsmethoden für die gigantischen Solarmodule zu entwickeln. Gleichzeitig wird an Sicherheitsfragen gearbeitet, da die Übertragung von Mikrowellen auf die Erde erhebliche Risiken birgt, wenn sie nicht exakt kontrolliert wird.

Ein Blick in die Zukunft

Wenn Space Solar seine ambitionierten Ziele erreicht, könnten die Auswirkungen bahnbrechend sein. Drei große orbital stationierte Solarkraftwerke könnten theoretisch die gesamte Erde mit sauberer Energie versorgen. Doch bevor es so weit ist, steht das Unternehmen vor enormen technischen und wirtschaftlichen Hürden. Der Prototyp in Island ist ein entscheidender Schritt, um die Machbarkeit zu beweisen und das Vertrauen der Investoren zu stärken.

Die Frage bleibt: Kann orbitales Solarkraftwerk tatsächlich die Energiewende beschleunigen, oder bleibt es eine ambitionierte Vision? Island und Space Solar sind jedenfalls bereit, Geschichte zu schreiben.

Quellen

 

Guteideen.org – Gute Ideen gehen auch Risiken ein.

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