Psychische Gesundheit bei Jugendlichen: Wie „Verrückt? Na und!“ das Bewusstsein stärkt

Die Herausforderung: psychische Gesundheit bei Jugendlichen

In den letzten Jahren ist die psychische Gesundheit bei Jugendlichen zunehmend in den Fokus gerückt. Studien zeigen, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen häufig im Jugendalter beginnen. Trotz dieser Erkenntnisse suchen viele Betroffene erst nach Jahren professionelle Hilfe auf. Ein Hauptgrund dafür ist die Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung, die mit psychischen Erkrankungen einhergeht. Diese Vorurteile führen oft dazu, dass Jugendliche ihre Probleme verbergen, anstatt Unterstützung zu suchen.

Die Entstehung von „Verrückt? Na und!“

Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde im Jahr 2000 der Verein Irrsinnig Menschlich e.V. in Leipzig gegründet. Die Gründer, Prof. Dr. Matthias Claus Angermeyer, ehemaliger Leiter der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Leipzig, und die Journalistin Dr. Manuela Richter-Werling, setzten sich das Ziel, das Verständnis für psychische Krisen zu fördern und Stigmatisierung abzubauen. Mit dem Präventionsprogramm „Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule“ bringen sie seitdem das Thema psychische Gesundheit direkt in die Klassenzimmer.

 

Das Programm: Aufbau und Ziele

„Verrückt? Na und!“ richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse sowie an ihre Lehrkräfte. Das Kernstück des Programms bildet ein Schultag, der von zwei Fachpersonen geleitet wird: einerseits von professionellen Expertinnen und Experten aus dem Bereich der psychischen Gesundheit und andererseits von persönlichen Expertinnen und Experten, die eigene Erfahrungen mit psychischen Krisen gemacht haben. Diese Tandem-Konstellation ermöglicht einen authentischen Austausch und fördert das Verständnis für psychische Gesundheit bei Jugendlichen.

Die Ziele des Programms sind vielfältig:

  • Abbau von Stigmatisierung: Durch offene Gespräche und persönliche Begegnungen sollen Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen reduziert werden.
  • Förderung des Hilfesuchverhaltens: Jugendliche sollen ermutigt werden, bei Bedarf frühzeitig Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
  • Stärkung der Resilienz: Die Teilnehmenden lernen Strategien kennen, um mit Belastungen besser umzugehen und ihre seelische Gesundheit zu stärken.

Erfolgreiche Umsetzung: Beispiele aus der Praxis

Seit seiner Gründung hat „Verrückt? Na und!“ zahlreiche Schulen in Deutschland erreicht. Ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung ist die Zusammenarbeit mit dem Sozialpsychiatrischen Verein Darmstadt e.V. In Kooperation mit lokalen Schulen wurden dort Schultage organisiert, bei denen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit hatten, sich intensiv mit dem Thema psychische Gesundheit auseinanderzusetzen. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv: Viele Jugendliche berichteten, dass sie durch die persönlichen Geschichten der Expertinnen und Experten einen neuen Zugang zum Thema gefunden hätten und sich ermutigt fühlten, offen über eigene Probleme zu sprechen.

Ein weiteres Beispiel ist die Implementierung des Programms in Thüringen. Hier wird „Verrückt? Na und!“ durch den Aufbau von Regionalgruppen in Landkreisen und kreisfreien Städten in Schulen umgesetzt. Diese Netzwerke für seelische Gesundheit ermöglichen eine nachhaltige Verankerung des Themas psychische Gesundheit bei Jugendlichen im Schulalltag und fördern die Zusammenarbeit zwischen Schulen, Gesundheitsdiensten und der Jugendhilfe.

Wirkung und Evaluation

Die Wirksamkeit von „Verrückt? Na und!“ wurde mehrfach wissenschaftlich evaluiert. Studien des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig zeigen, dass das Programm einen positiven Einfluss auf die Einstellungen der Teilnehmenden gegenüber psychischen Erkrankungen hat. Insbesondere der Abbau von Stigmatisierung und die Förderung des Hilfesuchverhaltens konnten nachgewiesen werden. Zudem berichten Lehrkräfte, dass das Programm das Klassenklima positiv beeinflusst und die Kommunikation über seelische Gesundheit erleichtert.

Fazit

„Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule“ leistet einen wertvollen Beitrag zur Förderung der psychischen Gesundheit bei Jugendlichen. Durch die Kombination aus fachlicher Expertise und persönlichen Erfahrungen gelingt es, das Thema psychische Gesundheit bei Jugendlichen aus der Tabuzone zu holen und einen offenen Dialog zu ermöglichen. Schulen, die das Programm implementieren, profitieren von einer gestärkten Schulgemeinschaft und Schülerinnen und Schülern, die besser auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet sind.

Quellenangaben

 

guteideen.org – Gute Ideen geben Hoffnung und werten niemanden ab.

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