Wälder sind Orte des Lebens, der Ruhe und des Wachstums. Doch sie sind bedroht. Jedes Jahr verschwinden weltweit etwa zehn Millionen Hektar Wald – eine Fläche größer als Portugal – durch Abholzung, Brände und Umweltzerstörung (FAO, 2022). Diese Verluste haben tiefgreifende Auswirkungen auf das globale Klima und die biologische Vielfalt, aber auch auf die menschliche Gesundheit. Studien belegen, dass der Aufenthalt im Wald Stress reduziert, das Immunsystem stärkt und Depressionen lindert (Hansen et al., 2017). Doch was geschieht, wenn diese Heilungsräume selbst krank sind?
Das Projekt „Heilende Wälder – Therapie und Aufforstung“ hat sich diesem doppelseitigen Problem angenommen. Es kombiniert therapeutisches Waldbaden – in Japan als Shinrin Yoku bekannt – mit praktischen Aufforstungsmaßnahmen. Die Idee: Menschen helfen dabei, geschädigte Waldflächen wiederherzustellen und erfahren gleichzeitig die heilende Kraft der Natur. Eine Vision, die Ökologie und Gesundheit vereint.
Eine Idee wird geboren: Die Gründer und ihr Konzept
Die Wurzeln des Projekts liegen in einer persönlichen Erfahrung. Die Gründerin, Dr. Amelie Berger, Psychologin und Umweltaktivistin, erkannte die heilende Wirkung von Wäldern während einer Burnout-Therapie in einem japanischen Shinrin-Yoku-Zentrum. Zurück in Deutschland traf sie auf ihren späteren Mitgründer Tobias Meier, einen Forstwirt und Experten für ökologische Wiederaufforstung. Gemeinsam entwickelten sie die Idee eines integrativen Ansatzes, bei dem der Wald nicht nur heilt, sondern auch geheilt wird.
Das Projekt startete 2019 als gemeinnützige GmbH mit Sitz in Freiburg. Heute zählt das Team über 20 Mitglieder, darunter Psychotherapeuten, Forstwissenschaftler und Umweltpädagogen. Finanziert wird es durch Spenden, Fördermittel und Beiträge von Teilnehmern. Ein besonderer Fokus liegt auf der Kooperation mit lokalen Gemeinden, um die sozialen und ökologischen Vorteile nachhaltig zu verankern.
Therapie trifft auf Aufforstung: Die Umsetzung
Das Konzept ist so einfach wie wirkungsvoll: Teilnehmer nehmen an mehrwöchigen Programmen in speziell ausgewählten Waldgebieten teil. Diese Wälder sind meist durch Brände, Monokulturen oder Schädlingsbefall stark geschädigt. Unter Anleitung von Experten pflanzen die Teilnehmer neue Bäume, kümmern sich um Jungpflanzen und lernen, die Ökosysteme zu verstehen. Parallel dazu nehmen sie an geführten Shinrin-Yoku-Sitzungen teil, die auf Achtsamkeit, Atemübungen und Naturmeditation basieren.
Die doppelte Wirkung ist beeindruckend. Einerseits hilft die aktive Arbeit im Wald, Gefühle von Sinnlosigkeit und Isolation zu überwinden – ein häufiges Problem bei Menschen mit psychischen Erkrankungen. Andererseits wird durch jede gepflanzte Baumreihe CO₂ gebunden, die Biodiversität gefördert und das Waldökosystem stabilisiert. Ein Beispiel: In einem Pilotprojekt Heilende Wälder – Therapie und Aufforstung im Schwarzwald wurden binnen drei Jahren über 30.000 Bäume gepflanzt. Gleichzeitig berichteten 85 % der Teilnehmer über signifikante Verbesserungen ihrer psychischen Gesundheit (Interne Projektstudie, 2022).
Faktenbasierte Erfolge und Anekdoten aus der Praxis
Ein beeindruckendes Beispiel für die Wirksamkeit des Projekts ist die Geschichte von Lara, einer ehemaligen Marketingmanagerin. Nach einem Burnout fand sie sich in einem der Zentren wieder. „Das Pflanzen von Bäumen hat mich daran erinnert, dass Wachstum Zeit braucht. Ich habe nicht nur dem Wald geholfen, sondern auch mir selbst“, erzählt sie. Heute arbeitet Lara als ehrenamtliche Botschafterin für das Projekt und unterstützt neue Teilnehmer.
Auch die ökologischen Erfolge sprechen für sich. In einem Aufforstungsgebiet bei Brandenburg wurden durch die Arbeit der Teilnehmer binnen zwei Jahren nicht nur ein neuer Mischwald etabliert, sondern auch der Grundwasserspiegel messbar verbessert. Dies zeigt, wie eng Umwelt- und Gesundheitsthemen miteinander verbunden sind.
Ein Blick in die Zukunft von „Heilende Wälder – Therapie und Aufforstung“
Das langfristige Ziel von „Heilende Wälder – Therapie und Aufforstung“ ist ehrgeizig: Neben der Ausweitung auf weitere Regionen – darunter Spanien und Polen – soll das Projekt auch wissenschaftlich begleitet werden, um die Effekte auf Mensch und Umwelt weiter zu dokumentieren. Zudem plant das Team, mobile Therapiezentren zu entwickeln, die in akuten Krisengebieten eingesetzt werden können.
Quellenangaben
- FAO (2022). Global Forest Resources Assessment 2020. Online verfügbar.
- Hansen, M. M., Jones, R., & Tocchini, K. (2017). „Shinrin-yoku (forest bathing) and nature therapy: A state-of-the-art review“. International Journal of Environmental Research and Public Health, 14(8), 851. DOI:10.3390/ijerph14080851.
- Interne Projektstudie von „Heilende Wälder“ (2022). Unveröffentlichtes Material, zugänglich über das Projektbüro.
- Bundesministerium für Umwelt (2021). Waldschutz in Deutschland: Zahlen und Fakten. Online verfügbar.
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