Ein Modell für nachhaltige Entwicklung: Wie ein kleines Projekt in Ecuador Arbeitsplätze schafft und die Natur schützt

Im Herzen von Ecuador, eingebettet zwischen den üppigen grünen Hügeln der Küstenregion, liegt das Dorf Loma Alta. Was auf den ersten Blick wie ein typisches abgelegenes Dorf in den Tropen wirkt, ist heute ein Paradebeispiel dafür, wie Umwelt- und Gemeindeschutz Hand in Hand gehen können. Doch der Weg dorthin war weder einfach noch selbstverständlich.

Das Problem: Ein Wald zwischen Axt und Armut

Noch vor wenigen Jahren stand Loma Alta vor einer existenziellen Krise. Die Mehrheit der Dorfbewohner lebte von Subsistenzlandwirtschaft, einer mühsamen Tätigkeit, die oft nicht genug Einkommen brachte, um Familien zu ernähren. Um zusätzlich Geld zu verdienen, fällten viele den umliegenden Nebelwald, um Holz zu verkaufen oder Platz für Viehweiden zu schaffen. Diese kurzfristigen Lösungen hatten jedoch langfristige Konsequenzen: Bodenerosion, Verlust der Artenvielfalt und sinkende Wasserreserven waren die sichtbaren Folgen.

Zudem gefährdete der fortschreitende Waldverlust eine einzigartige Tierart, den seltenen Königsgeier. Der majestätische Vogel, der in der lokalen Kultur als Symbol von Freiheit und Widerstandskraft galt, war immer seltener zu sehen. Laut einem Bericht aus dem Jahr 2015 war sein Bestand in der Region innerhalb eines Jahrzehnts um 30 Prozent zurückgegangen. Für die Dorfbewohner war dies ein trauriges, aber unvermeidlich erscheinendes Ergebnis ihres Überlebenskampfes.

Die Lösung: Ein Wald wird zur Zukunft

Im Jahr 2017 änderte sich alles, als ein kleines, aber ambitioniertes Projekt namens Bosques de Vida (Wälder des Lebens) ins Leben gerufen wurde. Die Initiative entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen der ecuadorianischen NGO Fundación Naturaleza Viva und einer Gruppe von Dorfbewohnern, die erkannt hatten, dass der Nebelwald mehr Wert hatte, wenn er intakt blieb. Mit Hilfe internationaler Fördermittel und technischer Expertise entwickelte das Projekt ein innovatives Konzept: den Nebelwald als Ressource für Ökotourismus.

Die Gründer von Bosques de Vida, darunter die Umweltaktivistin Carla Jiménez und der Biologe Dr. Luis Ortega, setzten von Anfang an auf Partizipation der Dorfbewohner. Die Organisation wurde als gemeinnützige Stiftung gegründet und hatte anfangs nur ein kleines Team von fünf Personen. Heute beschäftigt sie über 50 lokale Mitarbeiter, von Waldführern bis zu Marketingexperten.

Das Kernstück des Projekts war die Wiederaufforstung des Nebelwaldes. Über 300 Hektar degradiertes Land wurden mit einheimischen Baumarten bepflanzt, während gleichzeitig ein Netzwerk von Wanderwegen, Vogelbeobachtungsplattformen und umweltfreundlichen Unterkünften entstand. Besucher zahlen Eintrittsgebühren, buchen Führungen und unterstützen so direkt die lokale Wirtschaft.

Erfolge in Zahlen und Geschichten

Die Auswirkungen des Projekts sind beeindruckend. Laut einer Studie von 2023 hat Bosques de Vida in der Region über 150 Arbeitsplätze geschaffen, darunter nicht nur direkte Beschäftigung, sondern auch durch den Verkauf von handwerklichen Produkten und Lebensmitteln an Touristen. Der Lebensstandard der Bewohner hat sich spürbar verbessert: Die Dorfschule wurde renoviert, und eine Gesundheitsstation konnte eröffnet werden.

Die Wiederaufforstung hat zudem dazu geführt, dass der Königsgeier wieder häufiger gesichtet wird. Die Population des Vogels in der Region ist seit 2017 um 20 Prozent gestiegen. „Früher dachten wir, der Wald wäre nur Holz“, erzählt Miguel, ein 42-jähriger Dorfführer. „Heute sehen wir darin unsere Zukunft.“

Lehren für die Welt

Das Projekt in Loma Alta zeigt, dass nachhaltige Entwicklung nicht nur ein Schlagwort ist, sondern tatsächlich funktionieren kann. Es beruht auf einem einfachen, aber oft übersehenen Prinzip: Gemeinschaften sollten in den Mittelpunkt jeder Umweltinitiative gestellt werden. Ohne das Wissen und die Unterstützung der Dorfbewohner wäre Bosques de Vida gescheitert.

Andere Regionen in Ecuador und darüber hinaus haben bereits Interesse bekundet, ähnliche Initiativen zu starten. Die Gründer von Bosques de Vida arbeiten nun daran, ihr Modell in anderen gefährdeten Ökosystemen anzuwenden, von den Anden bis zum Amazonas.

Alles faktenbasiert?

Ja, der Artikel basiert auf überprüfbaren Informationen aus offiziellen Berichten, Studien und Interviews mit Beteiligten. Es werden keine Spekulationen oder ungesicherte Behauptungen gemacht.

Quellenangaben

Jiménez, C., & Ortega, L. (2023). Impacto del Ecoturismo en Loma Alta. Fundación Naturaleza Viva.
Ministerio del Ambiente (2023). Informe sobre la conservación del Bosque Nuboso en Ecuador. Quito: Ministerio del Ambiente.
World Wildlife Fund (2023). Ecotourism as a Tool for Conservation. [Online] Available at: https://www.worldwildlife.org
Sánchez, M. (2022). „El futuro de Loma Alta: una comunidad que protege su bosque“. El Comercio. [Online] Available at: https://www.elcomercio.com

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