Café Kaputt: Wenn Wegwerfen keine Option ist

In einer Welt, in der die Konsumgesellschaft durch Schnelllebigkeit und Wegwerfmentalität geprägt ist, wirkt das Café Kaputt wie ein Anker der Nachhaltigkeit. Gelegen in Leipzig und betrieben vom gemeinnützigen Verein leben.lernen.leipzig e.V., hat sich das Reparaturcafé nicht nur als Treffpunkt für Reparaturbegeisterte etabliert, sondern auch als Vorreiter für Umweltbildung und Abfallvermeidung. Doch warum braucht es solche Initiativen überhaupt, und wie ist es dem Café Kaputt gelungen, eine so zentrale Rolle im Leben der Leipzigerinnen und Leipziger zu spielen?

Das Problem: Reparieren lohnt sich nicht mehr – oder doch?

Ob der Toaster, der nicht mehr heizt, die Lieblingsjeans mit einem Riss oder der Stuhl, der wackelt – wenn Dinge kaputtgehen, landen sie heute oft direkt im Müll. Gründe dafür gibt es viele: Reparaturen gelten als teuer, Ersatzteile fehlen, oder die notwendigen Werkzeuge und Kenntnisse sind schlichtweg nicht vorhanden. Oft machen Hersteller den Prozess zusätzlich kompliziert, indem sie Geräte so konstruieren, dass sie schwer zu öffnen oder reparieren sind. Diese Strategie hat einen Namen: geplante Obsoleszenz. Der Erfolg? Eine unaufhaltsame Welle an Elektroschrott, die allein in Deutschland jährlich rund 1,6 Millionen Tonnen erreicht (Statistisches Bundesamt, 2022).

Neben der Belastung für die Umwelt hat die Wegwerfmentalität auch soziale und wirtschaftliche Folgen. Der Verlust von Reparaturfähigkeiten und handwerklichem Wissen führt dazu, dass Menschen immer stärker auf den Konsum neuer Produkte angewiesen sind – oft zu Lasten des Haushaltsbudgets. Gleichzeitig wächst die Ungerechtigkeit, denn nicht jeder kann sich ständig neue Geräte leisten. Hier kommt das Café Kaputt ins Spiel.

Café Kaputt: Reparieren mit Herz und Hand

Das Projekt wurde 2015 von dem Verein leben.lernen.leipzig e.V. ins Leben gerufen, einer Initiative, die sich der Umweltbildung und sozialen Teilhabe verschrieben hat. Die Gründerinnen, ein Team aus Pädagoginnen, Umweltwissenschaftlern und Handwerksbegeisterten, hatten eine Vision: Einen Raum zu schaffen, in dem nicht nur Alltagsgegenstände repariert, sondern auch Menschen miteinander verbunden werden. Das Projekt begann klein, in einem ehemaligen Ladengeschäft im Leipziger Westen, hat sich jedoch schnell zu einer festen Institution entwickelt. Heute ist das Café Kaputt eine der größten Reparaturinitiativen der Region, mit über 20 ehrenamtlichen Expertinnen und Experten, einer umfangreichen Werkzeugausstattung und einem beachtlichen Fundus an Ersatzteilen.

Die Rechtsform des Trägers, der als eingetragener gemeinnütziger Verein organisiert ist, ermöglicht es, Fördermittel zu beantragen und gleichzeitig Spenden von Besucherinnen und Besuchern anzunehmen. Denn das Prinzip des Cafés ist einfach: Die Reparatursprechstunden sind spendenbasiert und für alle zugänglich – unabhängig vom Geldbeutel, technischen Fähigkeiten oder Sprachkenntnissen. Damit das auch wirklich funktioniert, setzt das Café auf Inklusion: Sprachmittler und rollstuhlgerechte Räume gehören ebenso zur Grundausstattung wie eine einladende Atmosphäre, die von Tüftlern und Laien gleichermaßen geschätzt wird.

Erfolgsgeschichten, die inspirieren

Ein Blick auf die Praxis zeigt, wie erfolgreich das Konzept ist. Jährlich besuchen mehr als 2.000 Menschen das Café Kaputt, um ihre defekten Gegenstände wieder zum Leben zu erwecken. Dabei entstehen Geschichten, die gleichermaßen rühren und begeistern. So etwa die von Frau Müller, einer älteren Dame, die ihren 50 Jahre alten Plattenspieler reparieren ließ, um endlich wieder ihre Lieblingsschallplatten hören zu können. Oder die eines jungen Ingenieurs, der in der Reparaturwerkstatt seine Leidenschaft für Nachhaltigkeit entdeckte und heute selbst ehrenamtlich mitarbeitet.

Ein weiteres Highlight war die Rettung einer seltenen Nagellackabfüllmaschine, die ein kleines Kosmetikgeschäft vor der Schließung bewahrte. Mit Unterstützung des ehrenamtlichen Teams wurde das Spezialgerät repariert – ein symbolischer Akt gegen die Wegwerfmentalität, der gleichzeitig ein kleines Leipziger Unternehmen am Leben hielt.

Darüber hinaus engagiert sich das Café Kaputt über die reine Reparaturarbeit hinaus. Workshops zu Themen wie „Reparieren leicht gemacht“ oder „Wie vermeide ich Elektroschrott?“ sind regelmäßig ausgebucht. Auch Schulen und Kitas nehmen die Angebote wahr, um schon die Jüngsten für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Eine besondere Rolle spielt dabei das „Recht auf Reparatur“, eine Kampagne, die sich für gesetzliche Rahmenbedingungen einsetzt, damit Produkte langlebiger und einfacher zu reparieren werden.

Blick in die Zukunft

Die Vision des Café Kaputt endet nicht an den Grenzen Leipzigs. Langfristig möchte der Verein ein Netzwerk aus Reparaturinitiativen in ganz Deutschland aufbauen, um den Gedanken der Nachhaltigkeit und der sozialen Teilhabe weiter zu verbreiten. Schon heute arbeiten sie mit ähnlichen Projekten in anderen Städten zusammen und tauschen Wissen sowie Ressourcen aus. Denn eines ist klar: Nur gemeinsam kann die Wegwerfgesellschaft in eine Kultur des Reparierens verwandelt werden.

Quellenangaben
Statistisches Bundesamt (2022). „Elektroschrott in Deutschland: Zahlen und Fakten“. Verfügbar unter: https://www.destatis.de
Reparatur-Initiativen (2023). „Netzwerk für Reparaturcafés“. Verfügbar unter: https://www.reparatur-initiativen.de
leben.lernen.leipzig e.V. (2024). „Über uns: Das Café Kaputt“. Verfügbar unter: https://www.lebenlernenleipzig.de
Bundesministerium für Umwelt (2023). „Strategien gegen Elektroschrott“. Verfügbar unter: https://www.bmu.de

 

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