Die Obdachlosigkeit stellt in vielen Städten Kanadas ein drängendes Problem dar, und Fredericton in New Brunswick bildet dabei keine Ausnahme. Steigende Mietpreise und ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen ohne festen Wohnsitz leben müssen. Die Wartelisten für subventionierten Wohnraum sind lang, und viele Betroffene sehen sich gezwungen, in Notunterkünften oder auf der Straße zu übernachten.
Inmitten dieser Krise entstand das 12 Neighbours-Projekt, initiiert von Marcel LeBrun, einem ehemaligen Software-Unternehmer und Multi-Millionär. Nach dem Verkauf seines Unternehmens Radian6 im Jahr 2011 beschloss LeBrun, seinen Reichtum und seine Zeit in soziale Projekte zu investieren. Inspiriert von erfolgreichen Modellen in Nordamerika gründete er 12 Neighbours Inc., eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Fredericton, die sich der Bekämpfung von Obdachlosigkeit widmet (Maclean’s, 2024).
Das Herzstück des Projekts ist der Bau einer Gemeinschaft von 96 Tiny Houses auf einem 24 Hektar großen Grundstück an der 12 Neighbourly Way. Jedes dieser etwa 22 Quadratmeter großen Häuser bietet eine voll ausgestattete Küche, ein Badezimmer, einen Wohnbereich und eine kleine Veranda. Die Kosten pro Haus belaufen sich auf rund 40.000 kanadische Dollar, einschließlich der Möblierung. Finanziert wird das Projekt durch LeBruns eigene Mittel sowie durch staatliche Zuschüsse (CBC News, 2021).
Doch das 12 Neighbours-Projekt bietet mehr als nur Wohnraum. Ein zentrales Element ist das Social Enterprise Centre, das ein Café und Einzelhandelsflächen umfasst. Hier erhalten Bewohner die Möglichkeit, in einem geschützten Umfeld Arbeitserfahrung zu sammeln und neue Fähigkeiten zu erlernen. So wurde beispielsweise ein Siebdruckgeschäft eingerichtet, in dem Bewohner T-Shirts bedrucken und verkaufen. Diese Initiativen zielen darauf ab, den Bewohnern nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine Perspektive und Würde zu bieten (CBC News, 2022).
Die Erfolge des Projekts sind bemerkenswert. Seit dem Einzug der ersten Bewohner im Jahr 2022 ist die Gemeinschaft auf 96 Häuser angewachsen. Viele Bewohner haben den Übergang von der Obdachlosigkeit zu einem stabilen Leben geschafft. Einige haben feste Anstellungen gefunden, andere engagieren sich innerhalb der Gemeinschaft. Ein Bewohner, der zuvor in seinem Auto lebte, arbeitet nun in der Tiny House-Produktion und konnte sich ein neues Auto und ein Motorrad leisten (CBC News, 2023).
Das 12 Neighbours-Projekt zeigt eindrucksvoll, wie innovative Ansätze und das Engagement Einzelner einen Unterschied im Kampf gegen Obdachlosigkeit machen können. Es bietet nicht nur Wohnraum, sondern auch Gemeinschaft, Unterstützung und die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben.
Quellenangaben:
- CBC News. (2021). The tiny home solution: Fredericton not-for-profit pitches affordable housing game changer. Verfügbar unter: https://www.cbc.ca/news/canada/new-brunswick/12-neighbours-marcel-lebrun-tiny-homes-fredericton-affordable-housing-1.6174811
- Maclean’s. (2024). How one Canadian tech millionaire built a tiny-home community. Verfügbar unter: https://macleans.ca/society/tiny-homes-fredericton/
- CBC News. (2022). Tiny homes community lays foundation for café, retail space. Verfügbar unter: https://www.cbc.ca/news/canada/new-brunswick/12-neighbours-tiny-homes-fredericton-nb-1.6575558
- CBC News. (2023). ‚We could fill 200 houses,‘ says tiny home community founder. Verfügbar unter: https://www.cbc.ca/news/canada/new-brunswick/12-neighbours-tiny-homes-fredericton-1.6732157