Der grüne Atem der Welt: Wie die Amazon Sacred Headwaters Alliance den Amazonas schützt und Hoffnung gibt
Das Problem: Der Amazonas – grüne Lunge in Gefahr
Der Amazonas-Regenwald, oft als die „grüne Lunge der Erde“ bezeichnet, steht vor einer existenziellen Bedrohung. Auf rund 5,5 Millionen Quadratkilometern beherbergt er unzählige Tier- und Pflanzenarten, von denen viele nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. Doch dieses einzigartige Ökosystem wird durch Abholzung, illegale Bergbauaktivitäten und Infrastrukturprojekte zunehmend zerstört. Besonders betroffen ist die Region der Sacred Headwaters, die Quelle mehrerer großer Flüsse des Amazonasbeckens und Heimat indigener Gemeinschaften.
In dieser Region im Nordosten Ecuadors und im angrenzenden Peru liegt ein Gebiet von über 86 Millionen Hektar unberührtem Regenwald. Doch der Druck auf das Gebiet wächst. Internationale Unternehmen suchen nach Rohstoffen wie Öl und Mineralien, während lokale Gemeinschaften oft ohne ausreichende Alternativen in zerstörerische landwirtschaftliche Praktiken gedrängt werden. Der Verlust des Regenwaldes ist nicht nur eine Umweltkatastrophe – er bedeutet auch den Verlust der kulturellen Identität und Lebensgrundlage der indigenen Völker sowie eine dramatische Verstärkung des Klimawandels.
Die Lösung: Die Amazon Sacred Headwaters Alliance
Die Amazon Sacred Headwaters Alliance (ASHA) ist eine Koalition von mehr als 30 indigenen Organisationen und NGOs, die sich für den Schutz und die Wiederherstellung dieses Gebiets einsetzen. Gegründet im Jahr 2017, setzt ASHA auf ein Modell, das ökologische, kulturelle und wirtschaftliche Ziele miteinander verbindet. Die Allianz wird von den beiden Umweltorganisationen Pachamama Alliance und Fundación Pachamama koordiniert, die seit Jahrzehnten im Amazonasgebiet aktiv sind.
Die Organisation ist keine herkömmliche NGO, sondern eine Allianz mit starker Basisdemokratie: Indigene Gemeinschaften sind nicht nur Partner, sondern zentrale Entscheidungsträger. Dieses Modell ist ein Novum, da es die jahrhundertelange Marginalisierung indigener Stimmen in Umweltdebatten durchbricht. ASHA ist gemeinnützig organisiert und finanziert sich durch Spenden, Förderprogramme und Partnerschaften mit internationalen Stiftungen.
Mit einem Team von über 50 festen Mitarbeitern und hunderten von Freiwilligen hat die Allianz mittlerweile ein Netzwerk aufgebaut, das indigene Rechte, nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Biodiversität gleichermaßen fördert. Die Vision ist klar: Bis 2030 soll das gesamte Gebiet der Sacred Headwaters als unantastbare Schutzregion etabliert werden.
Erfolge und Anekdoten aus der Praxis
Die Arbeit der ASHA hat bereits konkrete Erfolge hervorgebracht. 2020 gelang es der Allianz, eine Petition mit über 1,5 Millionen Unterschriften an die ecuadorianische und peruanische Regierung zu übergeben. Ziel war es, Öl- und Bergbaukonzessionen in der Region zu stoppen – ein Anliegen, das international breite Unterstützung fand. In einem bemerkenswerten Sieg konnte ASHA in Zusammenarbeit mit der indigenen Kichwa-Gemeinschaft verhindern, dass neue Ölbohrungen in deren Territorium genehmigt wurden.
Ein Beispiel aus dem Alltag der Organisation zeigt, wie komplex die Arbeit ist: Im Jahr 2022 half ASHA einer kleinen Gemeinde der Achuar, eine nachhaltige Tourismusinitiative aufzubauen. Mit Geldern aus internationalen Förderprogrammen wurde ein Ökolodge-Projekt finanziert, das die lokale Wirtschaft stärkt, ohne die Umwelt zu belasten. Inzwischen zieht die Lodge jedes Jahr hunderte von Touristen aus aller Welt an – Menschen, die die Schönheit des Regenwaldes erleben und gleichzeitig zu dessen Schutz beitragen wollen.
Ein weiteres Highlight war die Einführung von regenerativer Agroforstwirtschaft. In der Gemeinde Sarayaku wurde ein Programm entwickelt, das traditionelles Wissen mit modernen ökologischen Techniken kombiniert. Heute können Familien dort ihren Lebensunterhalt sichern, ohne den Regenwald zu zerstören. Die erste Ernte von Kakao und Bananen aus diesen nachhaltigen Plantagen wurde 2023 erfolgreich vermarktet – ein Vorbildprojekt, das nun in andere Regionen übertragen wird.
Quellenangaben
- Pachamama Alliance (2023): „Amazon Sacred Headwaters Initiative“. https://www.pachamama.org/
- Mongabay (2023): „Sacred Headwaters: Indigenous-led efforts to protect Amazon rainforest“. https://www.mongabay.com/
- Fundación Pachamama (2023): „Strategic Plan 2030 for Sacred Headwaters“. https://www.pachamama.org.ec/
- United Nations Environment Programme (UNEP) (2022): „Indigenous Alliances and Climate Resilience“. https://www.unep.org/