EarthShot Prize Gewinner 2024: Clean Air Ghana

Frische Luft für Ghana: Wie eine Initiative Bildung, Recycling und Perspektiven vereint

Das Problem: Toxische Luft durch brennenden Müll

Ghana, ein Land, das für seine kulturelle Vielfalt und lebendige Wirtschaft bekannt ist, kämpft seit Jahrzehnten mit einer unsichtbaren Bedrohung: toxischer Luftverschmutzung. Die Ursache liegt vor allem im weit verbreiteten Verbrennen von Abfällen. Ob in den Städten oder ländlichen Gebieten – Müll wird oft auf improvisierten Deponien verbrannt, um Platz zu schaffen. Plastiktüten, Elektroschrott, organische Reste – alles landet in diesen rauchenden Feuern, deren schädliche Dämpfe die Luftqualität massiv beeinträchtigen.

Die gesundheitlichen Folgen sind erschreckend: Atemwegserkrankungen wie Asthma und chronische Bronchitis nehmen zu, besonders bei Kindern. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich etwa 28.000 Menschen in Ghana an den direkten oder indirekten Folgen schlechter Luftqualität. Hinzu kommt die Umweltzerstörung, da giftige Substanzen aus verbranntem Müll die Böden und Gewässer verseuchen.

Tiefere Analysen zeigen, dass das Problem nicht nur durch unzureichende Infrastruktur verschärft wird, sondern auch durch mangelndes Wissen über Alternativen. Viele Menschen wissen schlicht nicht, dass Müll recycelt oder wiederverwendet werden kann.

Die Lösung: Bildung und Recycling als Schlüssel zur Veränderung

Vor diesem Hintergrund gründeten 2018 die Umweltwissenschaftlerin Nana Mensah und der Sozialunternehmer Kwame Adjei die Initiative „Clean Air Ghana“. Was als kleines Gemeinschaftsprojekt begann, hat sich zu einer landesweiten Bewegung entwickelt. Ihr Ziel: die Praxis des Müllverbrennens zu beenden, indem sie Aufklärung betreiben, Recycling fördern und wirtschaftliche Perspektiven schaffen.

„Clean Air Ghana“ ist eine gemeinnützige Organisation (NGO), die sich auf drei Säulen stützt:

  1. Bildung: Workshops in Schulen, Gemeinden und Betrieben vermitteln Wissen über die gesundheitlichen und ökologischen Folgen der Luftverschmutzung. Es wird gezeigt, wie Recycling und Mülltrennung im Alltag funktionieren.
  2. Infrastruktur: Die Initiative hat in Kooperation mit lokalen Behörden und Unternehmen Recyclingzentren eingerichtet, in denen Abfälle getrennt, recycelt und verkauft werden können.
  3. Wirtschaftsförderung: Durch die Schaffung von Arbeitsplätzen im Recyclingsektor bietet die Organisation neue Einkommensquellen, insbesondere für Frauen und Jugendliche.

Die Idee zur Gründung entstand, als Nana Mensah in Accra auf einer der größten illegalen Müllhalden Ghanas, Agbogbloshie, Forschung betrieb. Die Bilder von Menschen, die barfuß in den giftigen Rauchwolken von brennendem Elektroschrott arbeiten, ließen sie nicht mehr los. Gemeinsam mit Kwame Adjei, der als Unternehmer im sozialen Bereich tätig war, entwickelte sie ein Konzept, das nicht nur den Umweltschutz, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung in den Fokus stellte.

Die NGO beschäftigt heute rund 50 feste Mitarbeiter*innen und arbeitet mit über 1.000 Freiwilligen in ganz Ghana zusammen. Sie hat seit ihrer Gründung bereits 12 Recyclingzentren gebaut und über 300.000 Menschen in Bildungsprogrammen erreicht.

Erfolge: Wie reale Projekte Leben verändern

Ein herausragendes Beispiel für den Erfolg der Initiative ist die Transformation des Dorfes Aburi. Dort wurden regelmäßig riesige Müllhaufen verbrannt, was die Luftqualität auf ein gefährliches Niveau brachte. Dank „Clean Air Ghana“ wurde ein Recyclingzentrum errichtet, in dem die Dorfbewohner nun Plastik, Glas und Metall trennen können. Der Müll wird anschließend an Recyclingfirmen verkauft, die daraus neue Produkte herstellen.

Die Einnahmen aus dem Verkauf des recycelten Materials ermöglichen es den Bewohnern, ihre Gemeindeschule zu finanzieren. Noch eindrucksvoller: Die Zahl der Asthmaanfälle bei Kindern in der Region hat sich laut einer Studie des Ghana Health Service um 45 % reduziert.

Eine weitere Erfolgsgeschichte ist Adjoa Mensah, eine alleinerziehende Mutter, die durch die Initiative eine Anstellung als Recyclingkoordinatorin gefunden hat. Mit ihrem neuen Einkommen konnte sie nicht nur ihre Familie ernähren, sondern auch eine Ausbildung zur Schneiderin finanzieren. „Ich sehe eine Zukunft für meine Kinder, und das alles begann mit Müll“, sagt sie.

Nachhaltige Wirkung und globale Vorbildfunktion

„Clean Air Ghana“ hat internationale Anerkennung gewonnen. Organisationen wie die UNEP (United Nations Environment Programme) und die Afrikanische Entwicklungsbank unterstützen die Arbeit finanziell und logistisch. Das Modellprojekt könnte Vorbild für andere Länder sein, die mit ähnlichen Problemen kämpfen.

Doch trotz aller Erfolge bleibt viel zu tun. Die Initiative plant, weitere Recyclingzentren in entlegenen Regionen zu bauen und ein flächendeckendes Bildungsprogramm einzuführen. Langfristig soll eine Politik etabliert werden, die Müllverbrennung landesweit verbietet und Recycling belohnt.

Quellen:

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