Balkonkraftwerke für alle Mieter dieser Wohnungen. Gefördert von der Postcode Lotterie

Sonnenenergie für alle: Wie Balkonkraftwerke die Energiewende in den Mietwohnungen Salzgitters vorantreiben

Ein drängendes Problem: Energiearmut und Klimawandel
Die Energiekrise und die steigenden Lebenshaltungskosten belasten viele Haushalte, insbesondere Mieter*innen in städtischen Mehrfamilienhäusern. In Städten wie Salzgitter, wo die Mietstruktur oft von Menschen geprägt ist, die über ein geringeres Einkommen verfügen, sind die Auswirkungen besonders spürbar. Hier müssen viele zwischen grundlegenden Bedürfnissen wie Heizung und anderen Ausgaben abwägen. Gleichzeitig verschärfen der Klimawandel und der hohe CO₂-Ausstoß durch fossile Energieträger die globale Umweltkrise. Für Menschen ohne Zugang zu Einfamilienhäusern und klassischen Solaranlagen schien die Energiewende bislang unerreichbar.

Die Herausforderung ist doppelt: Einerseits müssen Wege gefunden werden, die Menschen bei den steigenden Energiekosten zu entlasten. Andererseits müssen diese Lösungen nachhaltig und zukunftsweisend sein, um den CO₂-Ausstoß zu senken. Wie kann also bezahlbare, grüne Energie für alle zugänglich gemacht werden? Hier setzt ein innovatives Projekt in Salzgitter an.

Die Lösung: Balkonkraftwerke für Mietwohnungen
Unter der Leitung der Wohnbau Salzgitter, einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft, wurden 36 Mietwohnungen in einem Pilotprojekt mit Balkonkraftwerken ausgestattet. Dank einer Förderung durch die Deutsche Postcode Lotterie und in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation Empowersource konnten die Bewohner*innen kostenlos von dieser Maßnahme profitieren.

Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine, einfach zu installierende Solaranlage, die direkt an den Balkonbrüstungen oder Fassaden angebracht wird. Die Energie, die sie erzeugt, wird direkt ins Hausnetz eingespeist und kann für Haushaltsgeräte genutzt werden. Solche Anlagen sind besonders effizient, wenn sie von Menschen mit einem hohen Tagesstromverbrauch genutzt werden – ein typisches Szenario in vielen Mietwohnungen.

Die Köpfe hinter dem Projekt
Die Initiative entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen der Wohnbau Salzgitter und Empowersource, einer jungen Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, erneuerbare Energien niedrigschwellig zugänglich zu machen. Gegründet 2019, setzt sich Empowersource für die Demokratisierung von Energie ein. Als gemeinnützige Organisation verfolgt sie keine Gewinnabsichten, sondern konzentriert sich auf die Förderung von Projekten, die sozialen und ökologischen Nutzen vereinen.

Die Deutsche Postcode Lotterie brachte die nötige finanzielle Unterstützung ein. Die Wohnbau Salzgitter wiederum stellte ihre Immobilien als Testumfeld zur Verfügung und kümmerte sich um die Kommunikation mit den Mieter*innen. Die Rechtsform der Wohnbau Salzgitter ist eine GmbH, die sich im Besitz der Stadt Salzgitter befindet. Mit etwa 4.500 verwalteten Wohnungen ist sie ein bedeutender Akteur auf dem regionalen Wohnungsmarkt. Das Alter des Unternehmens geht auf die Nachkriegszeit zurück – ein Symbol für Wiederaufbau und sozialen Wohnungsbau.

Faktenbasierte Erfolge: Wie Mieter*innen Sonne ernten
Das Projekt ist nicht nur eine technische Innovation, sondern ein Beispiel für soziale Transformation. In einer der teilnehmenden Wohnungen lebt Familie Schulze (Name geändert), die bisher monatlich hohe Stromkosten tragen musste. Innerhalb der ersten zwei Monate berichteten sie von einer durchschnittlichen Einsparung von 20 Euro auf der Stromrechnung – genug, um andere Haushaltskosten zu decken. Auch andere Mieter*innen äußerten sich positiv. „Wir haben das Gefühl, Teil der Energiewende zu sein, und gleichzeitig bleibt mehr Geld im Portemonnaie“, sagt Herr K., ein Rentner.

Neben den finanziellen Vorteilen spielt der Umweltaspekt eine zentrale Rolle. Jede der 36 Anlagen erzeugt durchschnittlich 300 Kilowattstunden Strom pro Jahr, was einer CO₂-Einsparung von etwa 150 Kilogramm entspricht. Hochgerechnet auf das gesamte Pilotprojekt bedeutet dies eine jährliche Reduktion von 5,4 Tonnen CO₂.

Die Logistik der Installation verlief reibungslos: Innerhalb von drei Wochen waren alle Anlagen montiert und betriebsbereit. „Wir wollten zeigen, dass auch größere Projekte mit Balkonkraftwerken unkompliziert und effizient umgesetzt werden können“, erklärt ein Sprecher von Empowersource. Die Mieter*innen erhielten außerdem eine Einführung in die Nutzung der Anlagen, um mögliche Unsicherheiten abzubauen.

Ein Modell für die Zukunft?
Das Projekt in Salzgitter könnte ein Vorbild für andere Städte sein. Gerade in Zeiten, in denen sowohl soziale Gerechtigkeit als auch Klimaschutz eine immer größere Rolle spielen, bietet das Modell eine praktikable und skalierbare Lösung. Die Macher*innen des Projekts hoffen, dass die Erfolge in Salzgitter andere Wohnungsbaugesellschaften inspirieren, ähnliche Initiativen zu starten.

Quellenangaben

  1. Deutsche Postcode Lotterie (2024): „Erneuerbare Energien für alle“. Verfügbar unter: https://www.postcodelotterie.de/
  2. Wohnbau Salzgitter (2024): „Nachhaltige Mietmodelle“. Verfügbar unter: https://www.wohnbau-salzgitter.de/
  3. Empowersource (2024): „Projekte für erneuerbare Energie“. Verfügbar unter: https://www.empowersource.org/
  4. Bundesverband Solarwirtschaft (2023): „Balkonkraftwerke: Eine Einführung“. Verfügbar unter: https://www.solarwirtschaft.de/

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