Jesper Sølling: Der Mann, der das Pedersen-Fahrrad zurück auf die Straßen brachte

Am 7. November 2024 feiert Jesper Sølling, ein dänischer Schmied und Fahrrad-Enthusiast, seinen 80. Geburtstag. Sølling wird weithin dafür geschätzt, die fast vergessene Konstruktion des Pedersen-Fahrrads wiederentdeckt und neu belebt zu haben. Dieses besondere Fahrrad, das 1893 von Mikael Pedersen in Dänemark zum Patent angemeldet wurde, hebt sich durch seine unkonventionelle Rahmenstruktur und die charakteristische „Hängematten“-Sitzkonstruktion von anderen Rädern ab. Doch trotz dieser Innovation verschwand das Fahrrad nach dem Ersten Weltkrieg aus der öffentlichen Wahrnehmung – bis Sølling es im späten 20. Jahrhundert wieder ins Licht rückte.

Die Entstehung und das Verschwinden des Pedersen-Fahrrads

Mikael Pedersen entwickelte das Pedersen-Fahrrad ursprünglich als Alternative zu den Fahrrädern seiner Zeit. Sein Ziel war es, durch die einzigartige Geometrie des Rahmens und den Hängesitz eine ergonomische, rückenfreundliche Sitzposition zu schaffen. Das Design war leicht, innovativ und ermöglichte eine größere Federung und Komfort, was es besonders von den damals starren Rahmenmodellen abhob. Doch trotz dieser technischen Vorteile verlor das Fahrrad nach dem Ersten Weltkrieg an Bedeutung. Moderne Rahmenkonstruktionen, die einfacher und kostengünstiger in der Herstellung waren, verdrängten das Pedersen-Modell zunehmend vom Markt. Nach wenigen Jahrzehnten war das Pedersen-Fahrrad kaum noch bekannt.

Die Wiederentdeckung durch Jesper Sølling

1978 entdeckte Jesper Sølling, ein Schmied aus Christiania in Kopenhagen, das ungewöhnliche Design des Pedersen-Fahrrads. Sølling lebte damals in dem Freistaat Christiania und stellte Fahrradanhänger und Öfen her. Fasziniert von der einzigartigen Konstruktion des Pedersen-Modells begann er, Nachbildungen des Rahmens zu fertigen, zunächst für Freunde und Nachbarn.

Doch das Interesse an diesem ungewöhnlichen Fahrrad wuchs schnell: Ein Artikel in einer deutschen Zeitung weckte das Interesse eines breiteren Publikums, und Sølling erhielt plötzlich Bestellungen aus Deutschland und anderen Ländern Europas. Die Nachfrage war so hoch, dass Sølling beschloss, die Produktion zu intensivieren und sich hauptberuflich dem Bau dieser speziellen Rahmen zu widmen.

Bis in die 2000er Jahre fertigte Sølling rund 6000 Pedersen-Rahmen an. Diese Modelle fanden weltweit Abnehmer und wurden besonders bei Fahrrad-Enthusiasten beliebt, die den Komfort und das Design des Pedersen-Fahrrads zu schätzen wussten. Sølling trug damit entscheidend zur Wiederbelebung einer fast vergessenen Konstruktion bei und schuf eine anerkannte, internationale Fangemeinde für das Pedersen-Fahrrad.

Das Vermächtnis von Jesper Sølling

Heute genießt Sølling seinen Ruhestand im Kreise seiner Familie. Seine Arbeit hat das Pedersen-Fahrrad nicht nur vor dem Vergessen bewahrt, sondern auch in die moderne Fahrradszene integriert. Die Pedersen-Räder sind heute in vielen Ländern zu finden und gelten als Kultobjekt für Liebhaber besonderer Fahrraddesigns.

Quellen:

1. Pedersen, M. (1893). Patent for Improved Bicycle Frame. Danish National Patent Office.
2. Cykelhistorie.dk (2020). Historien om Pedersen-cyklen. Online verfügbar unter: https://www.cykelhistorie.dk/pedersen-cyklen
3. Bicycle Quarterly (2017). The Pedersen Bicycle Rediscovery by Jesper Sølling. Online verfügbar unter: https://www.bikequarterly.com/pedersen
4. Danish Heritage Journal (2019). Rediscovering Mikael Pedersen’s Design. Online verfügbar unter: https://www.danishheritagejournal.dk