Heizen mit selbst erzeugtem Wasserstoff: Wie Wolfgang Schäfer seinen Altbau von 1901 fit für die Zukunft macht

 

Friedrichsdorf im Taunus – ein Ort, der sich durch malerische Straßen und historische Bauten auszeichnet. Eines dieser Gebäude ist das Haus von Wolfgang Schäfer, Baujahr 1901. Ein liebevoll gepflegter Altbau, der, wie viele andere historische Gebäude, von den Anforderungen der modernen Zeit eingeholt wird. Heizkosten steigen, und der ökologische Fußabdruck eines jeden Haushalts rückt immer mehr in den Fokus. Vor allem ältere Gebäude, die oft schlecht isoliert sind und meist noch über alte Heizsysteme verfügen, belasten nicht nur das Budget der Bewohner, sondern auch die Umwelt. Schäfer, ein engagierter Ingenieur und Umweltschützer, hat sich dieser Herausforderung auf seine eigene, zukunftsweisende Weise gestellt: Er heizt sein Haus seit kurzem mit selbst erzeugtem Wasserstoff.

Das Problem: Hoher Energieverbrauch und veraltete Heizsysteme in Altbauten

Deutschland zählt zu den führenden Ländern Europas, wenn es um den Erhalt und die Nutzung historischer Bauten geht. Doch das bringt Herausforderungen mit sich, vor allem bei der Wärmeversorgung. Die meisten Altbauten sind für moderne Energiestandards schlicht nicht ausgelegt. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes stammt fast ein Drittel aller deutschen Gebäude aus der Zeit vor 1950 (Umweltbundesamt, 2023). Diese Gebäude besitzen kaum oder gar keine Dämmung, und alte Heizsysteme, die oft noch auf Öl oder Gas basieren, führen zu ineffizientem Energieverbrauch.

Mit den wachsenden Kosten für fossile Brennstoffe und den Herausforderungen des Klimawandels ist das Thema nachhaltiges Heizen ein drängendes Problem. Zahlreiche Menschen in Deutschland, besonders Besitzer älterer Gebäude, stehen vor der Entscheidung: Entweder kostspielige Sanierungen oder innovative Alternativen zur traditionellen Heiztechnik. Hier kommt Wasserstoff ins Spiel – ein vielversprechender Energieträger, der als Teil der Lösung für die Energiewende gilt.

Die Lösung: Heizen mit selbst erzeugtem Wasserstoff

Wolfgang Schäfer begann seine Reise zur Wasserstoffheizung mit einem einfachen Wunsch: sein Haus klimaneutral zu heizen und gleichzeitig die hohen Energiekosten zu senken. Die Technik dahinter ist komplex, doch das Prinzip bestechend einfach: Wasser wird in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten, wobei der Wasserstoff später verbrannt wird, um Wärme zu erzeugen. Die einzige Emission ist Wasser – eine vollkommen saubere Energiequelle. Die Herstellung erfolgt durch Elektrolyse, und Schäfers System ist so konzipiert, dass die benötigte Energie dafür von Solarmodulen auf dem Dach des Hauses kommt.

Die Technologie dahinter war lange Zeit zu teuer für den privaten Gebrauch und wurde vor allem in der Industrie eingesetzt. Doch Schäfer hatte das Glück, auf ein junges Unternehmen aus Hessen zu stoßen, das auf die Entwicklung und Installation von Wasserstoff-Heizsystemen spezialisiert ist. Gegründet von einem Team aus Ingenieuren und Energieexperten, die das Potenzial des Wasserstoffs für die Energiewende erkannt hatten, entschloss sich die Firma für eine GmbH als Rechtsform. Mit inzwischen rund 30 Mitarbeitern und wachsender Nachfrage konnte das Unternehmen schon zahlreiche Projekte erfolgreich realisieren – und Schäfers System ist eine ihrer jüngsten Erfolgsgeschichten.

„Die Technik ist eigentlich simpel, wenn man sich ein bisschen mit Physik auskennt“, erklärt Schäfer. „Aber das Know-how, es in ein Heizsystem zu integrieren, das für den privaten Gebrauch effizient und erschwinglich ist, das hatte ich nicht.“ Die Installation des Systems dauerte knapp drei Monate, und die Investition war hoch – doch Schäfer sieht es als Investition in die Zukunft.

Erfolgreiche Umsetzung: Erfahrungswerte und Ergebnisse

Seit der Inbetriebnahme seines Systems konnte Schäfer die Heizkosten seines Hauses um fast 70 % senken. Das System, das Wasserstoff vor Ort erzeugt, hat sich als äußerst effizient erwiesen, und durch die Kombination mit Solarenergie wird das Projekt nahezu CO₂-neutral betrieben. „Ich war anfangs skeptisch, ob das alles so funktioniert, wie es versprochen wird. Aber jetzt im zweiten Winter kann ich sagen: Es klappt!“ erklärt Schäfer stolz. Tatsächlich konnte er sich durch sein System nicht nur von den steigenden Gaspreisen unabhängig machen, sondern auch die alten Heizkörper des Hauses weiterhin verwenden – eine enorme Kostenersparnis im Vergleich zur Installation einer komplett neuen Heizungsanlage.

Besonders beeindruckend: Selbst an bewölkten Tagen reicht die Solarenergie in Kombination mit einem Speichersystem aus, um die Elektrolyse für die Wasserstoffproduktion am Laufen zu halten. Das System schaltet sich automatisch ab, wenn der Wasserstoffspeicher voll ist, und startet, sobald der Bedarf steigt. Auch das Bundeswirtschaftsministerium zeigt Interesse und fördert Projekte wie Schäfers mit speziellen Zuschüssen für nachhaltige Heiztechnologien. Durch diese Unterstützung und das innovative System amortisiert sich Schäfers Investition voraussichtlich in zehn bis zwölf Jahren – ein Beispiel, das Schule machen könnte.

Ein Vorbildprojekt für nachhaltiges Heizen

Wolfgang Schäfers Projekt ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte für die Energiewende, sondern auch ein Vorbild dafür, wie innovative Technologien zur Dekarbonisierung selbst bei denkmalgeschützten Gebäuden eingesetzt werden können. Auch wenn die Technik heute noch nicht massentauglich ist, könnte sie in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen.

Der Erfolg von Schäfer und dem hessischen Unternehmen zeigt: Es gibt Wege, alte Bauten zu erhalten und gleichzeitig die Energiewende voranzutreiben. Wer bereit ist, innovative Lösungen zu wagen, kann einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der CO₂-Emissionen leisten – und das bei einer potenziell lukrativen Kostenersparnis.

Quellenangaben

  • Umweltbundesamt, 2023. Energieverbrauch von Gebäuden in Deutschland. [online] Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/energieverbrauch [Zugriff am 02 Nov. 2024].
  • Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 2023. Förderung nachhaltiger Heiztechnologien in Altbauten. [online] Verfügbar unter: https://www.bmwk.de/foerderung-heiztechnologien [Zugriff am 02 Nov. 2024].
  • Institut für Gebäudeenergie, 2022. Energieeffiziente Heizungssysteme für Altbauten: Ein Überblick. [online] Verfügbar unter: https://www.igeb.de/heizungssysteme-altbau [Zugriff am 02 Nov. 2024].
  • Deutsche Wasserstoff-Allianz, 2023. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft: Chancen und Herausforderungen. [online] Verfügbar unter: https://www.wasserstoff-allianz.de/energietraeger

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert