Regenerative Landwirtschaft für kleine Betriebe – Ein Netzwerk zur Stärkung von Boden und Gemeinschaft

Regenerative Landwirtschaft für kleine Betriebe -ist es machbar? Der Zustand unserer Böden ist ein globales Problem. Die intensive Landwirtschaft der letzten Jahrzehnte hat vielerorts die Bodenqualität drastisch verschlechtert: Verdichtungen, Verlust der Humusschicht und Rückgang der Biodiversität sind nur einige der Konsequenzen. Hinzu kommen der verstärkte Einsatz von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden, die den Boden auslaugen und die Abhängigkeit der Landwirte von chemischen Mitteln zementieren. Vor allem kleine landwirtschaftliche Betriebe geraten dabei zunehmend unter Druck. Sie sind oft nicht in der Lage, die teuren technischen Lösungen zu finanzieren, die notwendig wären, um die Bodenqualität zu verbessern. Doch genau hier setzt ein neues Projekt an, das auf die Kraft der Natur und die Zusammenarbeit zwischen Landwirten vertraut: Ein Netzwerk für regenerative Landwirtschaft, das speziell auf die Bedürfnisse kleiner Betriebe zugeschnitten ist.

Was ist regenerative Landwirtschaft?

Regenerative Landwirtschaft ist mehr als eine bloße Methode – es ist ein ganzheitliches System, das die natürlichen Kreisläufe und die Ökosysteme wiederherstellen will, die durch konventionelle Landwirtschaftsmethoden oft geschädigt wurden. Die Grundprinzipien der regenerativen Landwirtschaft umfassen Techniken wie Fruchtfolge, Kompostierung, den Einsatz von Deckpflanzen und reduzierte Bodenbearbeitung. Ziel ist es, den Boden so zu pflegen und zu stärken, dass er selbst wieder fruchtbar wird und die Landwirtschaft langfristig stabilisiert wird. Gesunder Boden hat positive Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem: Er bindet Kohlenstoff, kann Wasser besser speichern und fördert eine Vielfalt an Mikroorganismen und Insekten.

Das Netzwerk für kleine Betriebe – Entstehung und Struktur

Das Projekt, ein Netzwerk für regenerative Landwirtschaftstechniken, wurde ins Leben gerufen, um Kleinbauern eine Plattform für Schulung, Austausch und Zusammenarbeit zu bieten. Gegründet wurde das Netzwerk von einer Gruppe agrarwissenschaftlicher Experten und engagierter Landwirte, die die zunehmenden Herausforderungen im Bereich Bodenerschöpfung und Biodiversitätsverlust nicht länger hinnehmen wollten. Als gemeinnützige GmbH (gGmbH) gegründet, zählt das Netzwerk mittlerweile über 200 Mitglieder, darunter sowohl landwirtschaftliche Betriebe als auch beratende Partner. Das Netzwerk existiert seit fünf Jahren und konnte seitdem kontinuierlich wachsen – sowohl in der Anzahl der Mitglieder als auch im Umfang der angebotenen Programme.

Die Finanzierung des Projekts erfolgt über Fördermittel aus der EU-Agrarpolitik und private Spenden. Das Netzwerk hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schulungen und Ressourcen für kleine und mittlere Betriebe bereitzustellen, die sich auf den Weg zur regenerativen Landwirtschaft machen wollen. Durch praxisnahe Workshops, Online-Kurse und regionale Treffen können die Landwirte Wissen austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Der Netzwerkgedanke spielt dabei eine zentrale Rolle: Landwirte lernen von Landwirten, und jeder kann seine eigenen Erfahrungen einbringen.

Erfolgsgeschichten aus dem Netzwerk

Projektbeispiel 1: Biolandhof Mayer

Der Biolandhof Mayer in Süddeutschland war einer der ersten Höfe, die sich dem Netzwerk anschlossen. Der Familienbetrieb bewirtschaftet eine Fläche von 25 Hektar und hat sich seit zwei Jahren intensiv mit der Umsetzung regenerativer Landwirtschaft beschäftigt. Durch den Einsatz von Fruchtfolge und Kompostierung konnte die Bodenstruktur deutlich verbessert werden. „Der Boden fühlt sich nach zwei Jahren Arbeit schon ganz anders an“, berichtet Thomas Mayer, der Sohn des Betriebsinhabers. Besonders beeindruckend ist die gesteigerte Produktivität des Bodens: Der Hof konnte den Ertrag seiner Gemüseproduktion um 15 Prozent steigern, während gleichzeitig die Ausgaben für synthetische Düngemittel um die Hälfte gesenkt werden konnten. Ein für Mayer wichtiger Aspekt ist zudem die verbesserte Wasserhaltefähigkeit des Bodens – eine Eigenschaft, die in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger wird.

Projektbeispiel 2: Hofgemeinschaft Fischer in Brandenburg

Ein weiteres erfolgreiches Beispiel findet sich in Brandenburg auf dem Hof Fischer, der etwa 40 Hektar umfasst und sich ursprünglich auf den Anbau von Getreide und Kartoffeln spezialisiert hatte. Durch die Teilnahme am Netzwerk hat die Hofgemeinschaft Fischer ihre Anbaumethoden stark verändert: Neben dem Einsatz von Deckpflanzen wurde eine Kompostierungsanlage aufgebaut, die es ermöglicht, organische Abfälle direkt auf dem Hof zu verwerten und wieder in den Boden einzuarbeiten. Die Gemeinschaft hat seitdem nicht nur die Bodenqualität verbessern können, sondern auch neue Märkte für biologisch erzeugte Produkte erschlossen. Besonders bemerkenswert ist die positive Resonanz der Kundschaft, die zunehmend Wert auf umweltfreundlich produzierte Lebensmittel legt. Die Hofgemeinschaft Fischer hat durch die Umstellung nicht nur ihre Produktionskosten gesenkt, sondern konnte durch die verstärkte Nachfrage nach regionalen, ökologischen Produkten ihren Umsatz steigern. Die Mitglieder des Hofes berichten von einem stärkeren Zusammenhalt und einem neuen Gemeinschaftsgefühl durch die enge Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch mit anderen Landwirten im Netzwerk.

Langfristige Auswirkungen und gesellschaftlicher Nutzen

Die positiven Effekte des Netzwerks und der damit verbundenen Umstellung auf regenerative Landwirtschaft lassen sich nicht nur in der gesteigerten Produktivität der Höfe messen. Langfristig hat die Methode eine erhebliche ökologischen Auswirkungen: Die Biodiversität auf den Höfen nimmt zu, weil Insekten und Bodenorganismen durch die bodenschonenden Maßnahmen besser geschützt sind. Auch die Kohlenstoffbindung ist ein zentraler Aspekt der regenerativen Landwirtschaft und trägt zur Reduktion von Treibhausgasen bei – ein Ziel, das die Landwirtschaft dringend unterstützen sollte, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Das Netzwerk für regenerative Landwirtschaft zeigt eindrucksvoll, dass eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft nicht nur großen Betrieben vorbehalten ist. Auch kleine und mittlere Höfe können erfolgreich auf umweltfreundliche und zukunftsorientierte Methoden umstellen, wenn sie Zugang zu den richtigen Ressourcen und einem unterstützenden Netzwerk haben. Die Vision der Gründer ist klar: eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur arbeitet und die Umwelt schützt, ohne die wirtschaftliche Existenz der Landwirte zu gefährden. Der Weg zu einer regenerativen Landwirtschaft ist kein leichter, aber das Netzwerk zeigt, dass es möglich ist – und dass die Landwirte nicht allein sind.

Quellen

Netzwerk für regenerative Landwirtschaft, n.d., [Online] Available at: https://www.regenerative-landwirtschaft.de [Accessed 6 Nov. 2024].

European Commission, 2020. EU Farm to Fork Strategy. Available at: https://ec.europa.eu [Accessed 6 Nov. 2024].

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, n.d., Boden- und Humusaufbau in der Landwirtschaft. Available at: https://www.bmel.de [Accessed 6 Nov. 2024].

Biolandhof Mayer, n.d., „Umstellung auf regenerative Methoden“. Available at: https://www.biolandhof-mayer.de [Accessed 6 Nov. 2024].

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