Die Herausforderung: Bodengesundheit als Schlüssel für eine nachhaltige Landwirtschaft
Böden sind die Grundlage unserer Landwirtschaft und Ernährung, doch ihre Gesundheit ist zunehmend bedroht. Intensiver Anbau, steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Klimawandel führen vielerorts zu einer Erschöpfung der Bodenressourcen. Der übermäßige Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden trägt zur Bodenerosion und zum Verlust organischer Substanzen bei, was die Böden langfristig degradiert und die Ernteerträge gefährdet. Hinzu kommt, dass Landwirte oft kaum Zugang zu detaillierten Informationen über die Qualität und Bedürfnisse ihres Bodens haben, da Bodendaten aufwendig und teuer in der Erhebung sind.
Die Lösung? Eine digitale, öffentlich zugängliche Bodendatenbank, die Landwirten und Forschern ermöglicht, fundierte Entscheidungen für eine nachhaltige Bodennutzung zu treffen. Mit dem Ziel, die Landwirtschaft ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltig zu gestalten, bietet eine solche Plattform erstmals eine umfassende, leicht zugängliche Übersicht über Bodengesundheitsdaten in verschiedenen Regionen.
Das Projekt: Die digitale Bodendatenbank für eine nachhaltige Bodennutzung
In den letzten Jahren haben sich innovative Projekte formiert, die dieses Problem angehen, und ein besonders bemerkenswertes Beispiel ist die Entwicklung einer digitalen Bodendatenbank. Diese Plattform, entstanden aus der Zusammenarbeit zwischen Agrarwissenschaftlern, Technologen und Naturschützern, ist mehr als nur ein Datenspeicher: Sie ist ein Werkzeug für nachhaltige Landwirtschaft und ökologische Ressourcenschonung.
Die Idee hinter der Bodendatenbank stammt von einem kleinen, aber wachsenden Team unter der Leitung der Agrarwissenschaftlerin Dr. Julia Meinhardt und dem Tech-Entwickler Jonas Berger, die das Start-up „Terra Insight“ 2021 gründeten. Als GmbH registriert, beschäftigt das Unternehmen mittlerweile 15 Mitarbeiter und hat seinen Sitz in Berlin. Durch Fördermittel der Europäischen Union und privater Investoren konnte Terra Insight die Plattform in weniger als zwei Jahren aufbauen und mit Bodendaten aus mehreren europäischen Regionen anreichern.
Die digitale Bodendatenbank erfasst und visualisiert verschiedenste Informationen, die für eine nachhaltige Bodennutzung essenziell sind: Nährstoffgehalt, Humusanteil, Erosionsgefahr, Wasserhaltevermögen und organischer Materialgehalt. Diese Daten, gesammelt über Bodenproben, Satellitendaten und Drohnen, werden nutzerfreundlich in einer Kartendarstellung aufbereitet. Landwirte können anhand dieser Karten sehen, wie die Böden ihrer Felder beschaffen sind, und erhalten Empfehlungen für Anbaumaßnahmen, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das Ziel ist eine verbesserte Bodengesundheit, die sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bringt.
Erfolge aus der Praxis: Beispiele für den Nutzen der Bodendatenbank
Ein eindrucksvolles Beispiel für den Erfolg dieser digitalen Bodendatenbank findet sich im südlichen Brandenburg. Ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Schwerpunkt auf Getreideanbau nahm an einem Pilotprojekt teil, das von Terra Insight organisiert wurde. Mithilfe der Bodendaten konnte der Betrieb feststellen, dass der Stickstoffgehalt in mehreren Feldern überdurchschnittlich hoch war. Dank dieser Informationen entschloss sich der Landwirt, auf diesen Flächen den Düngemitteleinsatz zu reduzieren und den Anbau einer Zwischenfrucht in Erwägung zu ziehen, die überschüssigen Stickstoff binden kann. Nach nur einer Saison zeigten sich erste Ergebnisse: Der Boden enthielt wieder mehr organische Substanz, die Erosionsgefahr war gesunken, und der Einsatz von Düngemitteln konnte um etwa 20 % reduziert werden. Diese Effizienzsteigerung hat nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile gebracht – die Betriebskosten sanken um rund 12 %, während die Ernteerträge stabil blieben (Landwirtschaftliche Forschungsgruppe Brandenburg, 2023).
Ein weiteres Beispiel für den Nutzen der Plattform findet sich in Spanien. In der Region Andalusien, die für ihre Olivenhaine bekannt ist, stand ein Betrieb vor der Herausforderung, die Böden seiner Plantagen vor fortschreitender Erosion zu schützen. Durch die digitale Bodendatenbank konnte der Betrieb genau nachvollziehen, in welchen Bereichen der Erosionsdruck am höchsten war und welche Maßnahmen am besten geeignet wären, um den Boden zu stabilisieren. Basierend auf den Empfehlungen der Plattform entschied man sich für die Einführung von Bodendeckern, die das Risiko der Erosion verringern sollten. Bereits im ersten Jahr sank der Verlust von Bodenmaterial erheblich, und die Pflanzengesundheit verbesserte sich – ein weiterer Beleg dafür, wie präzise und personalisierte Daten Landwirten helfen können, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen (Olivenhaine Andalusien-Projekt, 2023).
Ökologische, wirtschaftliche und soziale Vorteile
Die digitale Bodendatenbank bietet einen ökologischen Mehrwert durch die Reduktion von Chemikalien und Düngemitteln, da Landwirte die Zusammensetzung und Bedürfnisse ihrer Böden genau kennen. Dies trägt dazu bei, die Artenvielfalt im Boden zu erhalten und Bodenverschlechterung entgegenzuwirken. Der wirtschaftliche Nutzen zeigt sich in der Ressourceneffizienz: Betriebe können gezielt und dosiert düngen, was Kosten spart und gleichzeitig die Erträge optimiert. Medizinisch und ernährungsbezogen wirkt die Bodendatenbank ebenfalls positiv, indem sie den Anbau gesünderer Pflanzen fördert, die auf natürlicherem, weniger belastetem Boden wachsen. Auch der faire Zugang spielt eine zentrale Rolle – die Plattform ist für Betriebe jeder Größe zugänglich und verhindert, dass nur große landwirtschaftliche Unternehmen Zugang zu wertvollen Daten haben.
Die Entwicklung solcher digitalen Lösungen könnte in Zukunft weitergehen und noch feinere Parameter wie Biodiversität oder Klimafaktoren einbeziehen, was die Bodendatenbank zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Agrarwirtschaft und den Naturschutz machen könnte.
Quellen
- Terra Insight. (2023). Über uns. Erhältlich unter: https://terra-insight.com/
- Landwirtschaftliche Forschungsgruppe Brandenburg. (2023). Bericht zur Anwendung der digitalen Bodendatenbank im Getreideanbau.
- Olivenhaine Andalusien-Projekt. (2023). Bodenschutz und Erosionsvermeidung in Olivenplantagen mithilfe digitaler Bodendaten.
- Europäische Kommission. (2022). Bericht über Fördermittel für digitale Nachhaltigkeitsprojekte in der Landwirtschaft.