Das Problem: Umweltbelastung durch konventionelle Ziegelproduktion
Die konventionelle Ziegelproduktion trägt maßgeblich zur Umweltbelastung bei. Traditionelle Ziegel bestehen hauptsächlich aus gebranntem Ton oder Beton, die unter hohem Energieaufwand hergestellt werden. Besonders die Brennvorgänge in der Herstellung setzen große Mengen an CO₂ frei, was die Klimabilanz erheblich belastet. Das Rohmaterial, meist Ton, wird durch Abbau aus natürlichen Bodenressourcen gewonnen, was zur Erosion und zum Verlust fruchtbaren Bodens führt. Zudem bedingen energieintensive Produktionsprozesse und der hohe Wasserverbrauch erhebliche ökologische Schäden. Auch wirtschaftlich gesehen ist die Ziegelproduktion zunehmend problematisch. Die Kosten für Energie, Ressourcen und den Transport der Ziegel sind gestiegen, was letztlich auch den Preis für Bauten erhöht. Diese Entwicklung wirkt sich direkt auf den Wohnungsmarkt aus, da immer mehr Menschen sich Wohneigentum schlicht nicht leisten können.
Angesichts dieser Probleme drängt sich die Frage auf: Kann es einen umweltfreundlicheren und sozial gerechteren Weg geben, Ziegel zu produzieren, ohne die Umwelt weiter zu belasten?
Die Lösung: Ziegel aus alternativen, recycelten Materialien
Ein innovatives Projekt setzt genau hier an und verfolgt das Ziel, Ziegel aus alternativen und umweltfreundlichen Materialien herzustellen. Das Konzept basiert auf dem Einsatz von recycelten Materialien wie Bauabfällen, Lehm, Stroh oder sogar Pilzmyzel. Letzteres ist besonders interessant: Pilzmyzel, das unter anderem als „biologischer Kleber“ agiert, kann organische Materialien verbinden und im Bauwesen stabilisieren. Die Idee hinter diesem Ansatz ist einfach: Durch die Wiederverwertung von Abfällen und die Nutzung lokal verfügbarer Materialien lässt sich der Energieverbrauch in der Herstellung massiv senken. Die Umstellung auf solche Rohstoffe kann die CO₂-Emissionen drastisch verringern, da viele dieser Materialien keinen energieintensiven Brennvorgang erfordern. Der ökologische Fußabdruck eines Ziegels aus recycelten oder organischen Materialien ist daher weit kleiner.
Die Entstehung des Projekts: Ein Zusammenschluss aus Visionären und Machern
Dieses Projekt wurde von einer Gruppe engagierter Umweltschützer, Ingenieure und Sozialunternehmer ins Leben gerufen. Gegründet wurde das Start-up unter dem Namen „EcoBrick Builders“ im Jahr 2018 in Deutschland. Der Anstoß zur Gründung kam von dem Architekten und Umweltaktivisten Jonas Lehmann, der über viele Jahre hinweg in Afrika und Asien an nachhaltigen Bauprojekten gearbeitet hatte. Lehmann erkannte früh, dass die Lösung vieler Wohnprobleme im Bausektor selbst lag: Die Bauweise müsse sich ändern, um nicht nur nachhaltiger, sondern auch bezahlbarer zu werden. Zusammen mit seiner Partnerin, der Ingenieurin Anja Müller, sowie dem Biologen und Mykologie-Experten Dr. Lars Henkel gründeten sie EcoBrick Builders. Rechtlich gesehen ist das Unternehmen eine GmbH, was ihnen die nötige Flexibilität und rechtliche Sicherheit gab, um ihr Konzept marktfähig zu machen. In den ersten Jahren arbeitete das Start-up mit einem kleinen Team aus zehn Leuten. Mittlerweile ist EcoBrick Builders auf über 50 Mitarbeiter angewachsen und hat Partnerschaften mit Universitäten und Forschungsinstituten in Deutschland und der Schweiz aufgebaut.
Erfolgsbeispiele: Ökologisches Bauen in der Praxis
Seit der Gründung hat EcoBrick Builders eine Vielzahl an Projekten erfolgreich umgesetzt. Ein besonders erfolgreiches Beispiel ist ein Gemeinschaftswohnprojekt in Brandenburg. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Gemeinde und lokalen Baufirmen errichteten sie im Jahr 2020 eine kleine Siedlung aus Ziegeln, die zu über 80 % aus recycelten Materialien bestanden. Der Clou: Die Materialien wurden vollständig aus Abfallprodukten regionaler Bauprojekte gewonnen. So konnten Transportwege minimiert und die lokalen Abfallprobleme gleichzeitig gemindert werden. Das Projekt in Brandenburg sorgte nicht nur für Aufsehen, weil es weitgehend energieautark betrieben wurde, sondern auch, weil es nachhaltig für günstigen Wohnraum sorgte.
Eine weitere Erfolgsgeschichte ist ein Wohnprojekt in Bayern, das mit Ziegeln aus Stroh und Lehm realisiert wurde. Der Lehm wurde dabei aus lokalen Quellen gewonnen, während das Stroh von umliegenden Bauernhöfen kam. Auch die Bauarbeiten wurden hauptsächlich von ortsansässigen Handwerkern und Maurern durchgeführt, die so einen fairen Lohn für ihre Arbeit erhielten. Eine Anwohnerin, die in ein solches Haus eingezogen ist, berichtet begeistert von dem angenehmen Raumklima, das durch die natürlichen Baustoffe entsteht. Dank der Feuchtigkeitsregulation des Lehms und des Strohgehalts bleibt das Haus im Sommer kühl und im Winter warm, was Energiekosten spart und das Wohlbefinden steigert. Eine Bauarbeiterin, die bei diesem Projekt tätig war, beschreibt den Stolz, in einem Projekt zu arbeiten, das sowohl der Umwelt als auch der Gemeinschaft zugutekommt.
Die sozialen und gesundheitlichen Vorteile des Projekts
Neben der ökologischen und wirtschaftlichen Komponente liegt EcoBrick Builders auch die gesundheitliche und soziale Seite am Herzen. Durch die Verwendung natürlicher und schadstofffreier Materialien können gesundheitsschädliche Dämpfe und chemische Rückstände vermieden werden, die in traditionellen Baustoffen oft vorhanden sind. Studien zeigen, dass solche giftfreien Baustoffe die Luftqualität und damit die Gesundheit der Bewohner verbessern können. Besonders in benachteiligten Gemeinden, in denen günstiger Wohnraum dringend benötigt wird, bietet EcoBrick Builders eine wichtige Alternative. Die Verwendung lokaler Rohstoffe fördert die regionale Wirtschaft, schafft Arbeitsplätze und stärkt die Gemeinschaften vor Ort. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Gemeindemitgliedern und lokalen Unternehmen wird das Vertrauen gefördert und eine faire und nachhaltige Bauweise möglich.
Fazit
Das Projekt von EcoBrick Builders zeigt eindrucksvoll, wie nachhaltiges Bauen aussehen kann. Durch die Kombination aus innovativen Materialien, lokalem Engagement und einer ökologisch wie sozial verantwortlichen Produktion setzen sie neue Standards in der Baubranche. Mit einem Netzwerk von Forschern, Bauunternehmern und lokalen Gemeinschaften entwickeln sie neue Wege für eine Bauweise, die die Welt im besten Sinne verändert: ökologisch, wirtschaftlich, medizinisch, fair und sozial.
Quellenangaben
- Lehmann, J., Müller, A. & Henkel, L. (2019). „Ökologisches Bauen mit recycelten Materialien.“ EcoJournal. Verfügbar unter: https://ecojournal.de/ziegelproduktion-nachhaltig
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). (2022). „Nachhaltige Bauweise und Recyclingmaterialien.“ BMU-Broschüre. Verfügbar unter: https://www.bmu.de/nachhaltiges-bauen
- Deutsches Institut für Normung (DIN). (2021). „Richtlinien für nachhaltiges Bauen.“ DIN-Report. Verfügbar unter: https://din.de/nachhaltig-bauen
- Green Building Council Deutschland (GBC). (2023). „Nachhaltige Bauprodukte und ihre Potenziale.“ Green Building Council Report. Verfügbar unter: https://gbc-deutschland.de/nachhaltige-bauprodukte