Barrierefreier Zugang zu Gesundheitsinformationen: Ein Projekt für blinde Menschen im digitalen Zeitalter

Die Herausforderung: Blinde Menschen und der Zugang zu Gesundheitsinformationen

Der Zugang zu verlässlichen Gesundheitsinformationen ist für viele Menschen selbstverständlich – doch für blinde und sehbehinderte Menschen bleibt dies oft eine große Herausforderung. Obwohl das Gesundheitswesen in den letzten Jahren Fortschritte bei der digitalen Transformation gemacht hat, sind diese Angebote häufig nicht barrierefrei. Webseiten und Apps, die Gesundheitsinformationen bereitstellen, sind für Menschen mit Sehbehinderung oft schwer zugänglich. Wichtige medizinische Hinweise, Vorsorgeinformationen oder die Möglichkeit, Krankheitssymptome selbstständig zu erkennen, bleiben für blinde Menschen meist schwer erreichbar.

Eine Umfrage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ergab, dass etwa 285 Millionen Menschen weltweit mit Sehbehinderungen leben, darunter 39 Millionen blinde Menschen. Diese Gruppe hat ein erhöhtes Risiko, unzureichend informiert zu sein, was zu verspäteten Arztbesuchen oder zu einer höheren Krankheitslast führen kann. In Zeiten von COVID-19 zeigte sich dieses Problem besonders deutlich: Viele blinde Menschen berichteten von Schwierigkeiten, verlässliche Informationen zu Vorsorgemaßnahmen und Impfungen zu erhalten.

Während barrierefreie Gesundheitsinformationen in gedruckter Form wie in Braille-Schrift begrenzt zur Verfügung stehen, fehlen im digitalen Raum gezielte Angebote. Die meisten Gesundheits-Apps und -Webseiten sind darauf ausgerichtet, auf visuellen Input zu setzen, sei es durch Grafiken, Diagramme oder interaktive Tools. Diese Designs berücksichtigen kaum die Bedürfnisse blinder Nutzer, was die digitale Gesundheitskompetenz dieser Gruppe massiv einschränkt. Angesichts der wachsenden Bedeutung der Prävention und eines aufgeklärten Umgangs mit der eigenen Gesundheit wird es immer wichtiger, diese Informationslücke zu schließen.

Die Lösung: Eine barrierefreie Gesundheits-App für blinde Menschen

Um dieses Problem anzugehen, entstand das Projekt „Barrierefreier Zugang zu Gesundheitsinformationen“. Die Gründer des Projekts – eine Gruppe von Sozialunternehmern, App-Entwicklern und medizinischen Fachkräften – hatten das Ziel, eine App zu entwickeln, die blinden Menschen den Zugang zu Gesundheitsinformationen ermöglicht und so ihre Gesundheit und Lebensqualität verbessert.

Das Projekt wurde von einer gemeinnützigen GmbH ins Leben gerufen und startete mit einem Pilotteam von zehn Personen. Die Gründer, darunter Anna Becker, eine Ärztin und Sozialunternehmerin, und Max Schneider, ein App-Entwickler, brachten sowohl medizinisches Wissen als auch technisches Know-how mit. Ihr Ziel war es, eine App zu schaffen, die für blinde Menschen leicht nutzbar ist und die wichtigen Gesundheitsinformationen in einem barrierefreien Format bereitstellt. Die App soll nicht nur Gesundheitsinformationen bereitstellen, sondern auch Präventionsmaßnahmen und Vorsorgeempfehlungen fördern, indem sie verlässliche und wissenschaftlich fundierte Inhalte anbietet. Mit der Unterstützung einer kleinen Förderung aus einem Innovationsfonds konnten sie das Projekt starten und bald erste Erfolge verzeichnen.

Die Funktionen der App: Barrierefrei und fair

Die App wurde speziell für blinde Nutzer entwickelt und bietet eine Reihe von Funktionen, die den Zugang zu Gesundheitsinformationen deutlich erleichtern. Durch die Sprachausgabe können Nutzer sich durch verschiedene Themen navigieren und gezielt Informationen zu Krankheiten, Vorsorgemaßnahmen oder gesunden Lebensweisen abrufen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf taktilem Feedback: So werden beispielsweise Warnhinweise oder dringende Gesundheitsempfehlungen durch unterschiedliche Vibrationen signalisiert, was die Nutzerfreundlichkeit und den Komfort erhöht.

Ein weiteres einzigartiges Merkmal der App ist ihr Fair-Trade-Ansatz. Sie bietet Empfehlungen für medizinische Produkte und Dienstleistungen von zertifizierten Herstellern, die nachhaltige und faire Arbeitsbedingungen fördern. Beispielsweise werden Fair-Trade-Pflegeprodukte oder Dienstleistungen von Anbietern gelistet, die sich auf soziale Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen konzentrieren. Durch die Partnerschaften mit diesen Herstellern wird nicht nur die gesundheitliche Versorgung gefördert, sondern auch eine soziale und faire Wertschöpfung unterstützt.

Ein besonderes Augenmerk wird auch auf Datenschutz gelegt, um den Nutzern eine geschützte und private Umgebung für ihre Gesundheitsinformationen zu gewährleisten. Durch die enge Zusammenarbeit mit Datenschutzbeauftragten und die strenge Einhaltung der DSGVO-Richtlinien hat das Team sichergestellt, dass die Daten der Nutzer sicher sind.

Erfolgreiche Umsetzungen und erste Erfolge

In den ersten Jahren nach der Veröffentlichung der App konnten die Gründer bereits einige Erfolgsgeschichten verzeichnen. In einem Fall berichtete eine blinde Nutzerin, dass die App ihr geholfen habe, frühzeitig Warnsignale eines sich anbahnenden Diabetes zu erkennen. Sie sei auf Basis der Empfehlungen zur regelmäßigen Kontrolle ihrer Blutzuckerwerte motiviert worden und habe sich an ihren Arzt gewandt. Dank der App konnte die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Ein weiteres Beispiel ist die erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem Hersteller von fair gehandelten Hautpflegeprodukten, der seine Produkte über die App bewirbt. Dieser Hersteller setzt auf nachhaltige Anbaumethoden und gerechte Entlohnung in seinen Produktionsländern und hat durch die App neue Kundengruppen erreicht, die an sozial und ökologisch verträglichen Produkten interessiert sind.

Die App fand auch schnell Anklang in der Community von Organisationen, die sich für blinde Menschen einsetzen. Viele Blindenvereine haben das Projekt unterstützt und setzen die App in ihren eigenen Programmen ein, um blinden Menschen den Zugang zu Gesundheitsinformationen zu erleichtern. Durch Kooperationen mit lokalen Gesundheitseinrichtungen und die fortlaufende Optimierung auf Basis von Nutzerrückmeldungen ist das Projekt stetig gewachsen und hat inzwischen über 50.000 Nutzer.

Das Projekt „Barrierefreier Zugang zu Gesundheitsinformationen“ hat eindrucksvoll gezeigt, wie sich Technologie nutzen lässt, um blinden Menschen den Zugang zu Gesundheitswissen zu erleichtern. Die Gründer hoffen, dass die App bald in weiteren Ländern ausgerollt werden kann, um möglichst viele Menschen zu erreichen und das Recht auf barrierefreie Gesundheitsinformationen zu stärken.

Quellenangaben

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