„Tierische Zuflucht“: Wenn das Zuhause für Tiere in Not plötzlich nicht mehr sicher ist

Haustiere begleiten Menschen durch Freud und Leid und sind oft eng mit ihren Besitzern verbunden. Doch was passiert, wenn das Leben des Besitzers unerwartet aus den Fugen gerät und das Tier plötzlich in eine unsichere Lage gerät? Katastrophen wie Überschwemmungen oder Brände, schwere Erkrankungen oder plötzliche finanzielle Notlagen – all diese Situationen können dazu führen, dass ein geliebtes Haustier nicht mehr im vertrauten Umfeld bleiben kann. Hier setzt die Initiative „Tierische Zuflucht“ an, die sich auf die vorübergehende und sichere Unterbringung von Tieren in Not spezialisiert hat.

Das Problem: Tiere in Not durch unvorhersehbare Lebensereignisse

Die Anzahl von Haustieren, die aufgrund von Notlagen ihrer Besitzer in Schwierigkeiten geraten, ist bemerkenswert hoch. Laut einer Studie des deutschen Tierschutzbundes aus dem Jahr 2022 sind jedes Jahr Tausende Tiere von plötzlicher Obdachlosigkeit bedroht, da ihre Halter wegen eines Unfalls, einer Krankheit oder aufgrund finanzieller Schwierigkeiten temporär oder dauerhaft nicht für sie sorgen können. Während sich Tierschutzvereine auf langfristige Vermittlungen konzentrieren, ist die akute temporäre Unterbringung meist eine Lücke im System. Gerade wenn ein Tier lediglich für wenige Wochen oder Monate einen Platz benötigt, mangelt es oft an geeigneten Lösungen, die eine sichere, liebevolle Umgebung gewährleisten.

Für die Besitzer ist dies eine besonders schmerzhafte Erfahrung, denn sie müssen sich nicht nur mit ihren eigenen Herausforderungen auseinandersetzen, sondern auch mit der Angst um das Wohlergehen ihres Tieres. Viele Haustierbesitzer würden sich eher für einen vorübergehenden Platz entscheiden, der eine Rückkehr des Tieres zu ihnen ermöglicht – doch solche Optionen sind begrenzt. Die Lücke, die „Tierische Zuflucht“ füllt, ist daher wesentlich: eine kurzfristige, flexible Lösung für Tiere, die ihre vertraute Umgebung verlassen müssen, ohne dass für sie gleich eine dauerhafte Vermittlung angestrebt wird.

Die Lösung: „Tierische Zuflucht“ – ein Netzwerk aus Pflegefamilien und temporären Einrichtungen

„Tierische Zuflucht“ wurde 2019 von einem engagierten Team aus Tierärzten, Sozialarbeitern und Tierschutzaktivisten ins Leben gerufen. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in München, bestehend aus rund 15 festen Mitarbeitern und über 200 Freiwilligen, ist deutschlandweit tätig. Der Verein hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins (e. V.), was es ermöglicht, Spenden zu sammeln und offiziell als gemeinnützig anerkannt zu sein. Finanziert wird die Initiative hauptsächlich über private Spenden, Fördermittel sowie über eine Patenschaftsstruktur, bei der Unterstützer regelmäßig für die Tiere im Projekt spenden können.

Das Herzstück des Projekts ist das Pflegefamilien-Netzwerk: Privatpersonen bieten vorübergehend ein Zuhause für Tiere in Notsituationen. Dabei sind es oft Menschen, die selbst keine langfristige Bindung zu einem Haustier eingehen können oder möchten, aber dennoch bereit sind, Tiere für einen begrenzten Zeitraum aufzunehmen. Die Pflegefamilien erhalten umfassende Unterstützung vom Verein, inklusive Zugang zu einem Netzwerk von Tierärzten und Schulungen für den Umgang mit traumatisierten Tieren. Ergänzend zu den Pflegefamilien unterhält der Verein auch mehrere temporäre Unterkünfte in verschiedenen Bundesländern, die speziell für die Aufnahme von Notfalltieren eingerichtet sind.

Eine enge Zusammenarbeit mit Tierärzten und anderen Tierschutzorganisationen sorgt dafür, dass alle Tiere, die in das Projekt aufgenommen werden, medizinisch gut versorgt sind und falls nötig, psychologisch betreut werden. Die Initiative sieht es als ihre Mission, dass Tiere nicht nur sicher untergebracht, sondern auch so betreut werden, dass sie später problemlos zu ihren Besitzern zurückkehren können, falls dies möglich ist.

Erfolgsgeschichten: Wie „Tierische Zuflucht“ bereits Leben verändert hat

In den vergangenen Jahren hat „Tierische Zuflucht“ bereits zahlreiche Erfolgsgeschichten geschrieben. Eine davon ist die Geschichte des achtjährigen Labradors Max. Max‘ Besitzerin, eine alleinstehende Rentnerin, musste aufgrund eines komplizierten Beinbruchs mehrere Monate ins Krankenhaus und in die Reha. Sie hatte niemanden, der sich um Max kümmern konnte, und war kurz davor, ihn schweren Herzens in einem Tierheim abzugeben, in dem unklar war, ob sie ihn jemals wiedersehen würde. Doch dank „Tierische Zuflucht“ fand sich eine Pflegefamilie in ihrer Nähe, die Max über den gesamten Zeitraum betreute. Die Besitzerin konnte nach ihrer Genesung Max voller Freude wieder in die Arme schließen.

Auch für den Kater Felix, der in einem Stadtteil von Hamburg lebte, bedeutete „Tierische Zuflucht“ eine Rettung. Nach einem Wohnungsbrand konnte sein Besitzer für mehrere Monate nicht in seine Wohnung zurückkehren. In dieser Zeit bot „Tierische Zuflucht“ Felix eine Unterkunft in einer der temporären Unterkünfte und kümmerte sich um seine Bedürfnisse, bis die Wohnung wieder bewohnbar war.

Solche Geschichten unterstreichen, wie wichtig und hilfreich das Angebot ist. Die Möglichkeit, das eigene Haustier zurückzubekommen, gibt vielen Menschen in Krisensituationen Hoffnung und Kraft, ihre eigenen Probleme zu meistern. Für die Tiere bedeutet es zudem eine deutlich geringere Belastung, wenn sie in einem ruhigen, liebevollen Umfeld bleiben können und nicht durch die Unruhe und den Lärm eines Tierheims verunsichert werden.

Quellenangaben

  1. Tierische Zuflucht e.V. (2024). Offizielle Webseite der Initiative „Tierische Zuflucht“. Verfügbar unter: https://www.tierischezuflucht.de
  2. Deutscher Tierschutzbund (2022). „Haustiere in Not: Die unsichtbare Krise.“ Verfügbar unter: https://www.tierschutzbund.de/haustiere-in-not/
  3. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (2021). „Studie zur Haltung und Versorgung von Haustieren in Deutschland.“ Verfügbar unter: https://www.bmel.de/studie-haustiere-deutschland
  4. TASSO e.V. (2023). „Warum Tiere ein Zuhause auf Zeit brauchen – Notfallversorgung für Haustiere.“ Verfügbar unter: https://www.tasso.net/haustiere-notfall

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