In den letzten Jahren hat sich der Arbeitsmarkt in einer rasanten Geschwindigkeit verändert. Die klassische Festanstellung verliert an Bedeutung, und immer mehr Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt als Freelancer oder in Teilzeitbeschäftigungen. Plattformen wie Upwork, Fiverr und Freelancer.com bieten Selbstständigen zwar eine große Reichweite, doch oft genug geraten sie in ein unübersichtliches System von Angeboten, in dem nicht selten die Gesetze des freien Marktes ohne jede Fairness regieren. Auftraggeber suchen möglichst günstige Arbeitskräfte, während Freelancer sich häufig unterbieten müssen, um überhaupt Aufträge zu erhalten. Die Folge: Löhne sinken, Arbeitssicherheit wird vernachlässigt und ein wachsender Teil der Erwerbstätigen sieht sich zunehmendem Druck ausgesetzt, ohne soziale Absicherung und ohne fairen Lohn. Doch genau hier setzt eine innovative Plattform an, die auf die Kraft künstlicher Intelligenz (KI) setzt, um Arbeitsbedingungen für Freelancer weltweit zu verbessern und fairer zu gestalten.
Das Problem: Ausbeutung und Intransparenz im globalen Freelance-Markt
Freelancer und Teilzeitkräfte befinden sich häufig in einer prekären Lage. Während sie oft in der Lage sind, sich ihre Arbeitszeit und -aufgaben flexibel einzuteilen, sind sie zugleich starken Marktschwankungen und fehlender Stabilität ausgesetzt. Hinzu kommt, dass viele Arbeitsplattformen keinen oder nur unzureichenden Schutz vor Ausbeutung bieten. Besonders in globalisierten Plattformen, auf denen Freelancer aus verschiedenen Ländern miteinander konkurrieren, führt der Preisdruck oft dazu, dass Aufträge unterhalb des existenzsichernden Niveaus angenommen werden müssen. Für Freelancer aus Ländern mit höheren Lebenshaltungskosten wird die Teilnahme an diesen Plattformen schnell unrentabel, da die globalen Lohnunterschiede massive Ungerechtigkeiten schaffen.
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Transparenz. Auf vielen Plattformen sind Lohnstrukturen und Auftragsbedingungen intransparent, sodass Freelancer oft nicht wissen, welchen Stundenlohn sie tatsächlich erwarten können. Verträge und Konditionen sind in der Regel zugunsten der Auftraggeber formuliert, und die Durchsetzung von Zahlungsansprüchen gestaltet sich oft schwierig. Vor allem für neue, unerfahrene Freelancer ist es schwer, sich gegen die Anforderungen des Marktes zu behaupten. In vielen Fällen müssen sie Aufträge zu niedrigen Raten akzeptieren, um Bewertungen und erste Referenzen zu sammeln – eine Situation, die häufig in eine Abwärtsspirale mündet.
Die Lösung: Eine KI-gestützte Plattform für faire Arbeitsvermittlung
Hier setzt die Plattform „FairWork“ an, eine digitale Lösung, die künstliche Intelligenz nutzt, um Freelancer und Teilzeitkräfte weltweit in einem fairen, transparenten Umfeld zu vermitteln. FairWork wurde 2021 von der Unternehmerin und Sozialaktivistin Clara Meier und dem KI-Spezialisten Dr. Alexander Brand gegründet. Die beiden Gründer hatten sich auf einer Konferenz für ethische Technologie kennengelernt und beschlossen, eine Plattform zu entwickeln, die den Status quo in der Welt der Freelance-Arbeit grundlegend verändern sollte. FairWork ist als gemeinnützige GmbH strukturiert, um sicherzustellen, dass alle Gewinne reinvestiert werden und die Mission der Plattform langfristig verfolgt werden kann. Heute zählt FairWork rund 50 Mitarbeiter und hat seinen Hauptsitz in Berlin.
Die Plattform funktioniert dabei in mehreren Schritten. Durch die KI werden faire Löhne auf Basis der Lebenshaltungskosten der Freelancer berechnet, sodass Auftraggeber sich nicht auf niedrigere Löhne in Schwellenländern stützen können. Die KI berücksichtigt die spezifischen Fähigkeiten und die Art der Aufgaben, um eine gerechte Entlohnung zu gewährleisten. Zusätzlich bietet FairWork ein Punktesystem an, das die Transparenz und Fairness von Auftraggebern bewertet. Auftraggeber, die regelmäßig faire Löhne zahlen und klare Bedingungen formulieren, werden mit einer hohen Punktzahl bewertet und ziehen so eher erfahrene, qualifizierte Freelancer an. Zudem werden potenzielle Auftraggeber im Vorfeld von FairWork überprüft, um sicherzustellen, dass nur seriöse Unternehmen die Plattform nutzen können.
FairWork arbeitet außerdem mit Versicherungsanbietern zusammen, um soziale Sicherheiten für Freelancer anzubieten. So können sich Nutzer über die Plattform gegen Einkommensausfälle absichern lassen, und erhalten Zugang zu einer kostengünstigen Krankenversicherung. Auch Altersvorsorgeoptionen stehen zur Verfügung – eine Seltenheit in der Welt der Freelance-Arbeit.
Erfolgsgeschichten: FairWork in der Praxis
Seit dem Launch der Plattform 2022 haben zahlreiche Freelancer von FairWork profitiert. Eine der erfolgreichsten Erfolgsgeschichten ist die der Grafikdesignerin Sofia Martinez aus Argentinien. Vor FairWork arbeitete sie über gängige Freelance-Plattformen und kämpfte oft mit niedrigen Stundensätzen und unzuverlässigen Auftraggebern. Über FairWork konnte sie sich nicht nur einen verlässlichen Kundenstamm aufbauen, sondern auch ihre Honorare signifikant steigern. „Endlich werde ich für meine Arbeit angemessen entlohnt“, sagt sie. Durch die transparente Kommunikation und die Sicherheit, die die Plattform bietet, konnte sie erstmals langfristige Projekte annehmen und gleichzeitig eine Work-Life-Balance finden, die ihr zuvor unmöglich schien.
Ein weiteres Beispiel ist das junge Softwareentwickler-Team „GreenCode“ aus Nairobi, das sich auf nachhaltige digitale Lösungen spezialisiert hat. Auf FairWork fand das Team mehrere Auftraggeber aus Europa, die nicht nur faire Löhne zahlten, sondern auch die Ideen und Nachhaltigkeitsziele von GreenCode unterstützten. Das Projekt zur Entwicklung einer energieeffizienten Weblösung für ein deutsches Unternehmen war ein Meilenstein für das Team, das dadurch sein Portfolio erweitern und seine Position auf dem internationalen Markt stärken konnte.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Natürlich steht auch FairWork vor Herausforderungen. Die Plattform muss kontinuierlich gegen die Konkurrenz bestehen, die oft aggressiv mit niedrigen Preisen wirbt. Es erfordert ständige Überzeugungsarbeit, Auftraggeber für das Konzept der fairen Arbeitsbedingungen zu gewinnen, und viele Freelancer müssen erst von den Vorteilen der Plattform überzeugt werden. Doch Clara Meier und Alexander Brand sind zuversichtlich: „Wir glauben fest daran, dass der Wandel hin zu einem faireren Arbeitsmarkt nicht nur möglich ist, sondern auch nötig.“
Mit innovativen Funktionen und ständiger Weiterentwicklung bleibt FairWork in der globalen Freelance-Landschaft konkurrenzfähig. Die Plattform soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden, mit zusätzlichen Sicherheitsfunktionen und einer stärkeren internationalen Präsenz. In einer Zeit, in der die Forderungen nach fairen und nachhaltigen Arbeitsbedingungen lauter werden, hat FairWork das Potenzial, nicht nur den Freelance-Markt zu revolutionieren, sondern auch ein Beispiel für die Zukunft der Arbeitswelt zu setzen.
Quellen
- Fairwork Foundation 2023, ‚Fairwork: Principles for Fair Gig Work‘, fairworkfoundation.org/principles.
- Smith, J 2022, ‚The Struggle for Fair Freelance Work‘, Global Labour Journal, vol. 11, no. 3, pp. 89-102, globallabourjournal.org/article/view/352.
- International Labour Organization 2023, ‚World Employment and Social Outlook‘, ilo.org/global/research/global-reports/weso.
- Digital Rights Watch 2021, ‚Transparency and Fairness in Freelance Platforms‘, digitalrightswatch.org.au/