Die Förderung praktischer Fähigkeiten und der Kontakt zur Natur sind heute in vielen Bildungssystemen unterrepräsentiert. Digitale Geräte und moderne Unterrichtsmethoden haben die Lehrpläne in den letzten Jahrzehnten stark verändert, oft auf Kosten handwerklicher und praktischer Lernerfahrungen. Besonders der Umweltaspekt kommt häufig zu kurz. Für viele Kinder, die den Großteil ihrer Freizeit mit digitalen Medien verbringen, ist die Arbeit mit natürlichen Materialien wie Holz etwas Unbekanntes. Hier setzt ein bemerkenswertes Projekt in der Grundschule Schuttertal-Dörlinbach an: das Bauen von Holzhütten im Unterricht. Gemeinsam mit dem Architekten Christoph (Nachname), der dieses Projekt ins Leben gerufen hat, lernen die Schüler
, wie sie mit einfachen Mitteln stabile, funktionale Strukturen aus Holz schaffen können.
Problem: Die Bedeutung von handwerklicher Bildung und Naturerfahrung
In Zeiten zunehmender Technologisierung und Urbanisierung hat sich der Fokus von Schulen und Elternhäusern vielfach auf die Digitalisierung und das Erlernen moderner Technologien verschoben. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nimmt die Zeit, die Kinder im Grundschulalter an der frischen Luft verbringen, kontinuierlich ab (BMBF, 2022). Hinzu kommt, dass viele Schulen aus finanziellen oder logistischen Gründen keine Möglichkeit bieten, handwerkliche Fähigkeiten und Naturerfahrungen im Unterricht zu fördern. Hier droht eine Generation aufzuwachsen, die mit Werkzeugen und Materialien wie Holz kaum vertraut ist – ein Aspekt, der sowohl ökologisch als auch sozial problematisch ist.
Holz als Baumaterial hat gegenüber Plastik und anderen synthetischen Materialien viele Vorteile. Es ist nachwachsend, bindet CO₂ und kann recycelt werden. Die Handhabung von Holz fördert zudem motorische Fähigkeiten und den Respekt vor natürlichen Ressourcen. Wenn Kinder bereits im Grundschulalter lernen, einfache Konstruktionen selbst zu bauen, entwickeln sie ein praktisches Verständnis für Nachhaltigkeit. Ohne konkrete Anknüpfungspunkte zu handwerklicher Arbeit und Natur bleibt dieser Zugang jedoch für viele Kinder verschlossen.
Das Projekt „Holzhütten-Bauen“ und seine Entstehung
Das Projekt „Holzhütten-Bauen“ in der Grundschule Schuttertal-Dörlinbach wurde von Architekt Christoph (Nachname) initiiert, der selbst in der Region aufwuchs und eine Leidenschaft für nachhaltiges Bauen hat. In enger Zusammenarbeit mit der Schulleitung und engagierten Eltern startete er 2021 mit ersten Bauvorhaben auf dem Schulgelände. Sein Ziel: Kinder sollten nicht nur die Theorie des Bauens lernen, sondern mit eigenen Händen begreifen, wie man aus natürlichen Rohstoffen stabile Strukturen erschafft. Für Christoph steht dabei im Vordergrund, die Freude an der Arbeit mit Holz und die Wertschätzung natürlicher Materialien zu fördern.
Organisatorisch ist das Projekt als gemeinnütziger Verein aufgestellt, der mit Spenden und Fördermitteln arbeitet. Die rechtliche Struktur als e.V. ermöglicht es, Gelder zielgerichtet für Werkzeuge, Materialien und pädagogische Begleitung einzusetzen. Der Verein zählt inzwischen rund 30 Mitglieder, darunter Eltern, Lehrkräfte und Handwerker
aus der Region, die das Projekt unterstützen. Die Größe des Projekts ermöglicht einen engen Austausch und schafft eine lebendige Community, in der auch die Kinder ihre Ideen und Vorschläge einbringen können.
Erfolgreiche Umsetzungen und inspirierende Einblicke
Bereits im ersten Jahr des Projekts konnte die erste Holzhütte erfolgreich fertiggestellt werden. Die Hütte, die heute als „Lesehütte“ im Pausenhof steht, wurde von den Schüler
gemeinsam mit Christoph und weiteren freiwilligen Helfer
aufgebaut. Sie ist ein einfacher, aber robuster Bau aus Lärchenholz, das von einem nahegelegenen Sägewerk gespendet wurde. Im Rahmen der Bauarbeiten lernte die Klasse 3a nicht nur, wie man mit Säge und Hammer umgeht, sondern auch, wie man sich gegenseitig hilft und Verantwortung übernimmt.
Eine besondere Anekdote zeigt die Begeisterung der Kinder: Als ein starkes Unwetter drohte, zeigten sich die Schüler
besorgt um ihre Hütte und versammelten sich spontan, um sie mit einer Plane abzudecken und so vor dem Regen zu schützen. Diese gemeinsame Aktion hat das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und den Kindern gezeigt, wie wichtig es ist, Verantwortung für selbst geschaffene Dinge zu übernehmen.
Auch die Eltern berichten positiv über das Projekt. Eine Mutter erzählte, dass ihr Sohn, der zuvor kein großes Interesse an der Schule zeigte, nun mit Begeisterung von den Bauarbeiten berichtete und sogar überlege, später Zimmermann zu werden. Solche Erfahrungen zeigen, wie praxisorientierte Projekte wie das Holzhütten-Bauen das Selbstbewusstsein und die Motivation der Kinder stärken können.
Quellen
Bundesministerium für Bildung und Forschung. (2022). Bildung in Deutschland 2022: Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur Bildung und Digitalisierung. BMBF. Verfügbar unter: https://www.bmbf.de/
Förderkreis Schuttertal-Dörlinbach e.V. (2023). Holzhütten-Bauen im Grundschulalter: Bericht und Eindrücke. Verfügbar unter: https://www.schuttertal-doerlinbach.de
Umweltbundesamt. (2021). Nachhaltigkeit im Holzbau: Ein Leitfaden für die Praxis. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/nachhaltigkeit-holzbau
Regionale Nachrichten Schwarzwald. (2023). Grundschulprojekt „Holzhütten-Bauen“ im Schuttertal. Verfügbar unter: https://www.schwarzwaldnachrichten.de