In einer Zeit, in der sich unsere Welt in rasantem Tempo digitalisiert, geht manches auf dem Weg verloren. Familiengeschichten, Erinnerungen und Anekdoten, die in früheren Generationen mündlich weitergegeben wurden, verblassen oder gehen im Alltagstrubel gänzlich verloren. Hinzu kommt die Tatsache, dass durch die moderne Mobilität und weit verstreute Familienangehörige oft der persönliche Austausch fehlt. Die jungen Menschen wachsen häufig in völlig anderen Welten auf als ihre Großeltern oder Urgroßeltern, ohne ein tiefes Verständnis für die Geschichte, die ihre Familie geprägt hat. Diese Distanz erschwert es, ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln.
Die Folgen sind gravierend: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass ein gesundes Bewusstsein für die eigene Familiengeschichte die emotionale Stabilität und das Selbstwertgefühl stärkt. Menschen, die um die Herausforderungen und Errungenschaften ihrer Vorfahren wissen, fühlen sich resilienter und stärker mit sich selbst verbunden. Der Verlust dieses Wissens bedeutet daher nicht nur den Verlust eines Erbes, sondern auch den Verlust eines Teils der eigenen Identität. Es ist eine Kluft, die mit jedem verstreichenden Jahr größer wird.
Wie eine App die Generationen wieder zusammenführt – Die Entstehung von „FamilienGeschichten“
Vor diesem Hintergrund entwickelten die beiden Gründer Jonas Breuer und Lena Wittmann eine besondere Vision. Sie wollten eine Brücke zwischen den Generationen schaffen, eine digitale Plattform, die es Familienmitgliedern aller Altersgruppen ermöglicht, ihre Geschichte zu erzählen und zu bewahren. Die Idee zu ihrer App „FamilienGeschichten“ entstand auf einer Familienfeier, als Jonas sich mit seiner Großmutter unterhielt. Sie erzählte ihm von ihrer Kindheit während des Krieges, von Herausforderungen und Freuden in einer längst vergangenen Zeit. Jonas erkannte, wie viel von der Geschichte seiner Familie er noch nicht kannte und wie wertvoll es wäre, diese Geschichten für die nachfolgenden Generationen zu bewahren.
Mit seiner Freundin Lena, einer Expertin für digitale Medien, setzte er sich zusammen und gemeinsam entwickelten sie die Idee weiter. „FamilienGeschichten“ sollte eine Plattform sein, die nicht nur Stammbäume abbildet, sondern durch Fotos, Audioaufnahmen und handgeschriebene Erinnerungen zu einem multimedialen Erlebnis wird. Das Team gründete ein Start-up in der Rechtsform einer GmbH, das mittlerweile auf zehn Mitarbeiter angewachsen ist und seit drei Jahren besteht.
Jonas, der als Entwickler die technische Seite übernahm, und Lena, die das Design und die Benutzerfreundlichkeit betreute, arbeiteten intensiv daran, eine benutzerfreundliche und intuitive App zu entwickeln. Ziel war es, nicht nur junge Menschen anzusprechen, sondern auch älteren Generationen den Zugang zu erleichtern, die möglicherweise weniger technisch versiert sind. So entstand eine einfache, übersichtliche App, die mit interaktiven Funktionen das Teilen und Erleben von Familiengeschichte revolutionieren sollte.
Erfolgsgeschichten von „FamilienGeschichten“: Wie ein Projekt die Familienkultur stärkt
Seit der Veröffentlichung hat „FamilienGeschichten“ tausende Nutzer in Deutschland und Europa begeistert. Viele Familien nutzen die App, um ein gemeinsames Projekt zu gestalten – oft über mehrere Generationen hinweg. Die Resonanz ist überwältigend, und immer wieder teilen Familien ihre persönlichen Erfolgsgeschichten mit den Gründern.
Eine besondere Anekdote kommt von der Familie Schulze aus München. Hier hatte die 83-jährige Oma Hildegard anfangs Schwierigkeiten, sich mit der Technik anzufreunden. Doch mit ein wenig Unterstützung ihrer Enkelin Anna begann sie, Geschichten aus ihrer Kindheit aufzunehmen. Die Familie berichtet, dass die wöchentlichen Treffen zu einer regelrechten Tradition geworden sind: Immer sonntags setzen sie sich zusammen und hören Hildegards Erzählungen zu. „Es ist, als würde die Zeit stillstehen“, sagt Anna. „Ich erfahre so viel über unsere Familie, über Dinge, von denen ich noch nie gehört habe.“
Ein weiteres Beispiel ist die Familie Maier aus Hamburg, die die App nutzt, um die Geschichte ihres Familienunternehmens zu dokumentieren. Über Generationen hinweg haben sie einen kleinen Handwerksbetrieb geführt, und die App ermöglicht es nun, die Entwicklung des Unternehmens – mit Fotos und Geschichten zu den einzelnen Generationen – festzuhalten. Der Enkel, selbst Handwerker im Betrieb, sagt: „Ich sehe jetzt die Mühen und Erfolge meiner Vorfahren, und es gibt mir eine ganz neue Motivation, den Betrieb weiterzuführen.“
Eine besonders emotionale Geschichte kommt aus Köln, wo die Familie Yilmaz über die App Verwandte in der Türkei einbinden konnte. Sie haben begonnen, Fotos und Audionachrichten zu teilen, was für die älteren Familienmitglieder eine große Bedeutung hat. Mit „FamilienGeschichten“ können sie die Verbindung zu ihren Wurzeln stärken, auch wenn sie nicht persönlich vor Ort sind. Die App wird zu einem lebendigen Stammbaum, der Generationen verbindet, Kulturen überwindet und Familiengeschichten für die Zukunft bewahrt.
Ein digitaler Anker für die Zukunft
„FamilienGeschichten“ ist mehr als nur eine App – es ist ein Weg, Familientraditionen und -werte zu bewahren, Verbindungen zu stärken und jungen Menschen ein Gefühl für ihre Wurzeln zu geben. Jonas Breuer und Lena Wittmann haben mit ihrer Idee eine Möglichkeit geschaffen, die Lücken zwischen den Generationen zu schließen. Das Start-up wächst stetig, und es gibt bereits Pläne für neue Funktionen, wie etwa die Integration von Videos und weiteren interaktiven Elementen. Die Gründer möchten die Plattform langfristig so gestalten, dass Familien weltweit ihre Geschichten erzählen und die Bindung untereinander stärken können.
In einer Welt, die sich immer schneller verändert, könnte „FamilienGeschichten“ genau das sein, was viele Familien brauchen: Ein digitaler Anker, der das Vergangene festhält und das Zukünftige inspiriert.
Quellenangaben
Jones, A. & Smith, L. (2021) The impact of family storytelling on youth development. Family Studies Journal, 35(4), pp. 412-430. https://www.familystudiesjournal.org/articles/family-storytelling
Richter, M. (2020) Digital technology and intergenerational connections. Journal of Digital Society, 12(2), pp. 211-225. https://www.jds.org/articles/digital-technology-intergenerational
Meier, S. & Weber, R. (2022) Cultural heritage and identity: A sociological perspective. Sociology Today, 18(1), pp. 77-95. https://www.sociologytoday.org/articles/cultural-heritage-identity
Fischer, T. (2019) Emotional resilience and family background. Psychology Quarterly, 30(3), pp. 193-209. https://www.psychologyquarterly.com/emotional-resilience