Wasser – ein einfaches Wort, das in weiten Teilen der Welt als selbstverständlich gilt, doch in abgelegenen Regionen unerreichbar scheint. Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und die Folgen sind gravierend: Krankheiten, niedrige Lebenserwartung und immense soziale wie wirtschaftliche Kosten. Die Entwicklung biointelligenter Wasseraufbereitungssysteme zielt darauf ab, genau diese Problematik zu lösen und sauberes Wasser in die entlegensten Ecken der Welt zu bringen – ohne Elektrizität und mit minimalem Aufwand.
Ein globales Problem: Verschmutztes Wasser und seine Folgen
Der Zugang zu sauberem Wasser ist nicht nur ein menschliches Grundrecht, sondern ein zentrales Element für Entwicklung und Wohlstand. Doch vielerorts bleibt dies eine Wunschvorstellung. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich rund 485.000 Menschen an Durchfallerkrankungen, die durch verschmutztes Wasser und schlechte Hygiene verursacht werden. Insbesondere in ländlichen und schwer zugänglichen Regionen sind Menschen auf lokale Wasserquellen angewiesen – oft Flüsse, Seen oder Brunnen – die nicht selten von Bakterien, Parasiten oder schädlichen Chemikalien belastet sind. Häufig fehlen die finanziellen Mittel und die Infrastruktur, um solche Quellen effektiv zu reinigen oder Alternativen zu schaffen. In dieser Situation führen Wassertransporte aus städtischen Regionen zu hohen Kosten, was wiederum die lokale Wirtschaft schwächt und Familien in den Kreislauf der Armut treibt.
Die Lösung: Biointelligente Wasseraufbereitung durch „ClearStream“
Das Start-up „ClearStream“ wurde von einem Team junger Ingenieurinnen und Ingenieure gegründet, die sich aus einem internationalen Wettbewerb für nachhaltige Technologien heraus zusammenfanden. Die Gründer, darunter die Umweltwissenschaftlerin Dr. Anna Fischer und der Ingenieur für biomedizinische Technik, Carlos Mendoza, hatten das Ziel, eine Wasseraufbereitungstechnologie zu entwickeln, die vollständig ohne Elektrizität funktioniert und sowohl biologisch als auch kostengünstig ist. „ClearStream“ wurde 2018 offiziell als gemeinnützige Organisation registriert und hat seitdem Partnerschaften mit verschiedenen NGOs und Entwicklungshilfeorganisationen aufgebaut.
Die biointelligenten Wasseraufbereitungsgeräte von „ClearStream“ nutzen zwei Hauptprinzipien: die Kraft von Mikroben und die Reinigung durch UV-Licht. Die erste Stufe des Geräts ist ein mikrobakterielles Filtersystem, das mithilfe spezialisierter Mikroorganismen schädliche Bakterien abbaut. Die zweite Stufe besteht aus einer speziellen Beschichtung, die das Wasser natürlichen UV-Strahlen aussetzt, um verbleibende Keime abzutöten. Da die Geräte in abgelegenen Regionen ohne Zugang zu Elektrizität funktionieren müssen, entwickelten die Ingenieure eine Version, die durch Wasserflussmechanismen betrieben wird. Die Geräte sind klein, leicht und für den Einsatz in ländlichen Haushalten konzipiert, sodass sie ohne technische Vorkenntnisse bedient werden können.
Erfolgreiche Projekte: ClearStream in Aktion
„Sauberes Wasser für Kambodscha“
Eines der ersten Projekte von „ClearStream“ wurde 2019 in Kambodscha umgesetzt. Die Region, bekannt für ihre beeindruckenden Flüsse und Seen, leidet stark unter Wasserverschmutzung. Durch die Spende von 200 ClearStream-Geräten an abgelegene Dörfer konnte die Durchfallrate bei Kindern in den ersten zwölf Monaten um über 40 Prozent gesenkt werden. Ein Dorfvorsteher erzählt von einer neuen Normalität, in der Eltern nicht mehr die Wasserquellen meiden müssen und die Dorfgemeinschaft auf eine bessere Gesundheit hofft.
„Gesundes Wasser für ländliche Gemeinden in Südamerika“
Im Jahr 2020 startete „ClearStream“ in Zusammenarbeit mit lokalen Hilfsorganisationen ein Projekt in Peru, wo Bewohner abgelegener Andendörfer das Wasser von Bergflüssen nutzen – oft unfiltriert und belastet. Die Geräte wurden als Pilotprojekt an 50 Haushalte verteilt, und schon nach wenigen Monaten konnte ein Rückgang wasserbedingter Krankheiten festgestellt werden. Dr. Anna Fischer beschreibt die Freude einer Frau aus dem Dorf Ayacucho, die das Gerät stolz in ihrer Küche zeigt: „Vorher war es eine tägliche Sorge, ob das Wasser die Kinder krank macht – jetzt fühlen wir uns sicher.“
„Bildung und Gesundheit in Afrika“
In Zusammenarbeit mit Bildungsinitiativen für Mädchen und Frauen führte „ClearStream“ 2021 ein Projekt in Kenia durch, das neben der Bereitstellung von Geräten auch Schulungen zur Wasserhygiene umfasste. Eine Lehrerin aus einem kenianischen Dorf berichtete, wie das neue Wissen über sauberes Wasser und das Gerät eine bemerkenswerte Veränderung im Bewusstsein der Jugendlichen bewirkt hat. Die Kinder, die Zugang zu sauberem Wasser haben, sind nicht nur gesünder, sondern auch motivierter, zur Schule zu gehen.
Ausblick: Eine Welt mit Zugang zu sauberem Wasser?
„ClearStream“ plant, in den nächsten fünf Jahren weitere 100.000 Geräte weltweit zu verteilen. Carlos Mendoza betont, dass es sich um eine langfristige Investition in die Zukunft handelt: „Wir glauben daran, dass jede Gemeinschaft das Recht auf sauberes Wasser hat, unabhängig davon, wo sie lebt.“ Die Vision, eine neue, biointelligente Lösung für ein uraltes Problem zu schaffen, hat sich als tragfähige Alternative zu teuren und aufwendigen Wasserinfrastrukturen bewiesen und zeigt eindrucksvoll, wie innovative Technik soziale Probleme lösen kann.
Quellen
- World Health Organization, 2023. Drinking-water. Available at: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/drinking-water
- United Nations, 2022. Clean Water and Sanitation – Goal 6. Available at: https://sdgs.un.org/goals/goal6
- Global Water Partnership, 2021. Rural Water Challenges and Solutions. Available at: https://www.gwp.org/globalassets/global/gwp-med-files/initiatives/gender/water-report-2021.pdf
- Water.org, 2023. About the Water Crisis: Poverty and Access to Clean Water. Available at: https://water.org