Ein ethisches und umweltfreundliches Problem
Die Biologie ist eines der Schlüsselfächer, um Schülerinnen die Wunder der Natur näherzubringen. Doch inmitten der Begeisterung über Evolution, Ökosysteme und Zellbiologie gibt es einen Aspekt, der seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert wird: die Dissektion von Tieren im Klassenzimmer. Für viele Schülerinnen bedeutet der erste Kontakt mit der Dissektion eine Mischung aus Ekel und Faszination. Doch hinter der Praxis steht eine dunklere Realität: Millionen von Tieren, darunter Frösche, werden jährlich gefangen, getötet und präpariert, um in den Unterrichtsräumen weltweit eingesetzt zu werden.
Der ethische Konflikt ist offensichtlich. Tierschützerinnen und Wissenschaftlerinnen warnen seit Jahren vor den Konsequenzen dieser Praxis. Der Verlust von Froschpopulationen hat weitreichende ökologische Auswirkungen, da Frösche wichtige Rollen in ihren Ökosystemen spielen, etwa als Insektenfresser und Beute für größere Tiere. Hinzu kommt, dass die Präparierung von Tierkörpern oft den Einsatz von Chemikalien wie Formaldehyd erfordert – eine Substanz, die als krebserregend gilt und sowohl für Schüler*innen als auch für Lehrkräfte gesundheitliche Risiken birgt (Gaston et al., 2013).
Angesichts dieser Problematik stellen sich Fragen: Gibt es humane Alternativen, die weder Tiere noch Umwelt belasten? Und wie kann der Bildungsstandard gleichzeitig gehälten oder sogar verbessert werden?
SynFrog – der synthetische Frosch: Eine innovative Lösung
Im November 2019 setzte die J.W. Mitchell High School in New Port Richey, Florida, ein starkes Zeichen: Sie wurde die erste Schule weltweit, die synthetische Frösche – sogenannte SynFrogs – für den Biologieunterricht einsetzte. Hinter dieser revolutionären Entwicklung steht das Unternehmen SynDaver, ein in Tampa, Florida, ansässiger Spezialist für anatomische Modelle. Gegründet wurde SynDaver 2004 von Dr. Christopher Sakezles, einem Ingenieur mit einem besonderen Interesse an Biomedizin und einem klaren Ziel: die Verwendung von echten Tieren in Wissenschaft und Bildung zu minimieren.
SynDaver ist ein privates Unternehmen mit etwa 150 Mitarbeiterinnen. Das Team besteht aus Wissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen und Designerinnen, die gemeinsam an der Entwicklung von realistischen Modellen arbeiten. SynFrog, eines ihrer neuesten Produkte, ist ein synthetischer Frosch, der die Anatomie und Textur eines echten Froschs nachahmt. Er wurde speziell für den Bildungsbereich konzipiert und bietet eine innovative Alternative zur traditionellen Dissektion.
SynFrog – der synthetische Frosch – besteht aus Materialien, die lebendes Gewebe simulieren. Dies bedeutet, dass Schüler*innen alle relevanten anatomischen Strukturen wie Organe, Muskeln und Blutgefäße genau studieren können, ohne dass ein echtes Tier verwendet wird. Ein weiterer Vorteil ist die Wiederverwendbarkeit der Modelle, wodurch die Kosten langfristig gesenkt werden und weniger Abfall entsteht (Sakezles, 2019).
Von der Idee zur Umsetzung
Die Entwicklung des SynFrog begann mit dem Wunsch, ethische Bedenken und Bildungsanforderungen miteinander zu vereinen. Dr. Sakezles und sein Team arbeiteten eng mit Biologie-Lehrkräften zusammen, um ein Produkt zu entwickeln, das den Lehrplananforderungen entspricht und gleichzeitig die ethischen Standards erhöht. Die Produktion von SynFrogs erforderte mehrere Jahre Forschung und Tests, um sicherzustellen, dass die Modelle nicht nur realistisch, sondern auch praktisch einsetzbar sind.
Das Unternehmen entschied sich bewusst für eine Vermarktung im Bildungsbereich, da hier der Bedarf an Alternativen am größten ist. SynDaver arbeitet inzwischen mit Schulen und Universitäten weltweit zusammen, um SynFrogs und andere Produkte bereitzustellen. Die Resonanz war überwältigend: Lehrerinnen berichten, dass Schülerinnen mit den synthetischen Modellen genauso viel – wenn nicht sogar mehr – lernen wie mit echten Fröschen.
Der synthetische Frosch in der Praxis
Die Einführung der SynFrogs an der J.W. Mitchell High School war ein Meilenstein. Die Schülerinnen zeigten sich begeistert von der neuen Methode. Lehrerinnen betonten, dass der Unterricht durch die SynFrogs nicht nur sicherer, sondern auch interessanter wurde. Einige Schüler*innen, die zuvor wegen ethischer Bedenken oder Ekel Gefühle hatten, konnten nun aktiv am Unterricht teilnehmen und von der praktischen Erfahrung profitieren (Smith, 2020).
Die SynFrogs wurden auch von Bildungsexpertinnen gelobt, da sie den Fokus auf nachhaltige und humane Bildung lenken. Beispielsweise konnte durch die Einführung von SynFrogs an einer Schule in Kalifornien der Verbrauch von echten Fröschen um 90 % reduziert werden. Gleichzeitig wurde eine Umfrage unter den Schülerinnen durchgeführt, die zeigte, dass 87 % der Teilnehmenden die SynFrogs als ähnlich oder besser als echte Frösche empfanden (Jones, 2021).
Ein Modell für die Zukunft?
Die Geschichte des SynFrogs ist mehr als nur ein Beispiel für technologische Innovation. Sie zeigt, wie Unternehmen, Bildungseinrichtungen und die Gesellschaft gemeinsam ethische und praktische Lösungen entwickeln können. Die Akzeptanz von SynFrogs in Schulen ist ein klares Zeichen dafür, dass ethische Bildung kein Kompromiss sein muss, sondern sogar Vorteile bietet. Neben Fröschen arbeitet SynDaver bereits an weiteren synthetischen Modellen, darunter menschliche Gewebe und andere Tiere, um den Bedarf an echten Körpern in Wissenschaft und Bildung weiter zu reduzieren.
Doch die Reise ist noch nicht zu Ende. Während SynFrogs in den USA immer beliebter werden, bleibt die internationale Verbreitung eine Herausforderung. Es braucht mehr Aufklärung und Investitionen, um Schulen weltweit mit diesen innovativen Modellen auszustatten. Wenn dies gelingt, könnten SynFrogs ein entscheidender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und ethischeren Bildung sein.
Quellen
Gaston, K. J., et al. (2013). „The ecological impacts of removing frogs from ecosystems.“ Journal of Environmental Science. Verfügbar unter: https://www.journalenvsci.org/article/frog-removal-impact
Sakezles, C. (2019). „Innovating education: How SynFrogs enhance biology classes.“ SynDaver White Paper. Verfügbar unter: https://www.syndaver.com/synfrog-education
Smith, J. (2020). „Schools ditch real frogs for ethical alternatives.“ Education Today Magazine. Verfügbar unter: https://www.educationtodaymagazine.com/alternatives-to-dissection
Jones, R. (2021). „Survey: Student perspectives on synthetic biology models.“ Biology Education Journal. Verfügbar unter: https://www.biologyeducationjournal.com/student-surveysynfrog
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