Kompostieren zuhause: die kreative Lösung
In einer Zeit, in der nachhaltiges Leben und Ressourcenschonung immer größere Bedeutung gewinnen, ist es umso erstaunlicher, dass ein einfacher, alltäglicher Missstand zur Geburtsstunde eines innovativen Projekts führen kann. So geschehen bei David und Thomas Witzeneder, zwei Brüdern aus Oberösterreich. Der eine Agrarwissenschaftler, der andere Tischler, standen sie vor einem Problem, das viele Haushalte kennen: Biomüll landete in der Restmülltonne. Für David, der die Vorteile von organischem Recycling aus seiner beruflichen Erfahrung kannte, war das inakzeptabel. Gemeinsam mit Thomas entstand eine Idee, die weit über die Küche der beiden hinaus Wirkung entfalten sollte – die Wurmkiste.
Die Vision: Kompostieren für alle
Die Grundidee war einfach: Kompostieren zuhause: Ein Komposter, der in der Küche stehen kann, ohne dass unangenehme Gerüche entstehen oder die tierischen Bewohner – 1.000 Regenwürmer pro Kiste – entkommen. Doch es ging nicht nur darum, Müll zu recyceln. Vielmehr wollte David mit seiner Vision, die er bis heute vertritt, das Verständnis von Küchenabfällen grundlegend verändern. Warum sollte eine Wurmkiste nicht genauso selbstverständlich in Haushalten stehen wie ein Kühlschrank?
Die ersten Versuche waren handwerkliche Prototypen, die eher experimentell wirkten. Doch mit Thomas’ geschickten Händen als Tischler und Davids Fachwissen wuchs das Projekt schnell zu einem ästhetisch ansprechenden und funktionalen Möbelstück heran. Der Clou: Die Kiste sieht nicht aus wie ein Komposter. Sie fügt sich nahtlos in moderne Küchen ein und wirkt wie ein Unikat, das nicht verrät, was in ihrem Inneren geschieht.
Der Weg vom Hobby zum Unternehmen
Nach anfänglicher Begeisterung im Freundeskreis – die ersten Wurmkisten wurden noch als Einzelstücke gefertigt und verschenkt – wurde klar: Hier steckt Potenzial. 2015 gründeten die Brüder das Unternehmen Wurmkiste in der Rechtsform eines Einzelunternehmens. Heute wird es von David geführt und vertreibt die Kisten vor allem online über die Website www.wurmkiste.at.
Das Start-up hat sich auf zwei Standbeine gestützt: den Verkauf von fertigen Wurmkisten und die Organisation von Workshops, in denen Kunden ihre eigene Kiste bauen können. Die Preise variieren: Ein Fertigmodell kostet 265 Euro (Stand Januar 2018), während man für den Selbstbausatz ab 170 Euro zahlt. Besonders beliebt sind die Workshops, die bei 220 Euro starten und neben dem Material auch eine Einführung in die Kompostierung mit Würmern bieten.
Nachhaltigkeit, die Spaß macht
Die Funktionsweise der Wurmkiste ist faszinierend einfach. Bis zu 200 Gramm Biomüll pro Tag können die Würmer verarbeiten und in wertvollen Humus umwandeln. Dieser kann für Zimmerpflanzen, den Garten oder sogar auf öffentlichen Beeten verwendet werden. Letzteres ist eine charmante Randnotiz, die zeigt, wie lokal und gemeinschaftlich die Idee gelebt werden kann.
Für Menschen, die keine Wurmkiste kaufen möchten oder können, bietet David auf der Website und in sozialen Netzwerken Alternativen an. So zeigt ein YouTube-Video, wie man aus einfachen Materialien wie Ketchup-Eimern und Regenwürmern eine kostengünstige Version für etwa 20 Euro bauen kann. Diese Offenheit, auch Nicht-Kunden zum Kompostieren zuhause zu motivieren, zeigt die Mission hinter dem Projekt: Es geht nicht nur um Profit, sondern um Bewusstseinsbildung und eine nachhaltige Lebensweise.
kompostieren zuhause und die Zukunftsvisionen
Seit der Gründung hat das Projekt zahlreiche Preise gewonnen und wird in der Nachhaltigkeitsszene gefeiert. Doch der größte Erfolg liegt in den persönlichen Geschichten, die Kunden teilen. So berichtet eine Familie aus Wien, wie die Wurmkiste ihren Kindern spielerisch das Thema Umweltbewusstsein näherbrachte. Eine ältere Kundin aus Berlin erzählt, wie sie dank der Kiste ihre Balkonpflanzen ohne zusätzliche Düngemittel prächtig gedeihen lassen konnte.
Für die Zukunft hat David ambitionierte Pläne: Er träumt von einem urbanen Netzwerk, bei dem Nachbarschaften gemeinsam Wurmkisten betreiben und überschüssigen Humus teilen. In Schulen und Kindergärten sollen Workshops stattfinden, um schon die Jüngsten für das Thema zu begeistern.
Die Wurmkiste ist mehr als nur ein Produkt. Was als kleine, persönliche Lösung begann, hat sich zu einer Bewegung entwickelt, die Nachhaltigkeit zugänglich und spannend macht. Mit ihrer Kombination aus Funktionalität, Ästhetik und sozialem Bewusstsein zeigen die Brüder Witzeneder, dass selbst die kleinsten Ideen große Wirkung entfalten können.
Quellenangaben
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