Ein wachsendes Problem: Essstörungen bei Jugendlichen
Essstörungen zählen zu den gravierendsten psychosomatischen Erkrankungen im Jugendalter. Sie manifestieren sich nicht nur im gestörten Essverhalten, sondern sind oft eng mit einem negativen Selbstbild und geringem Selbstwertgefühl verknüpft. Studien zeigen, dass bereits in der Grundschule jedes zweite Mädchen unzufrieden mit seiner Figur ist, was das Risiko für die Entwicklung von Essstörungen erhöht (Berger, 2024). In der heutigen digitalen Ära verstärken soziale Medien diesen Druck, indem sie oft unerreichbare Schönheitsideale propagieren.
InCogito: Eine Initiative von jungen Menschen für junge Menschen
Vor diesem Hintergrund entstand in Dresden das Projekt InCogito, initiiert vom gemeinnützigen Verein jungagiert e.V. Gegründet von engagierten jungen Erwachsenen, zielt der Verein darauf ab, Unterstützung für Jugendliche mit Essstörungen zu sein und psychosozialen Problemen eine niederschwellige, digitale Plattform zu bieten. InCogito wurde als agiles und interdisziplinäres Selbsthilfe- und Präventionsprojekt konzipiert, das in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern und Organisationen entwickelt und umgesetzt wird (jungagiert e.V., o.J.).
Kernstück von InCogito ist ein Online-Blog, auf dem ein Redaktionsteam über Themen wie Identität, Pubertät und das Erwachsenwerden schreibt. Die Beiträge sind ehrlich und authentisch, oft basierend auf eigenen Erfahrungen der Autorinnen und Autoren. So berichtet beispielsweise die Autorin Luna über ihren persönlichen Kampf gegen die Essstörung und den langen Weg zur Genesung (InCogito, o.J.). Diese persönlichen Einblicke schaffen eine vertrauensvolle Atmosphäre und ermutigen Betroffene, sich zu öffnen.
Unterstützung für Jugendliche mit Essstörungen: Peer-Beratung auf Augenhöhe
Ein weiteres zentrales Element des Projekts ist die Online-Peer-Beratung. Jugendliche können per E-Mail oder WhatsApp Kontakt aufnehmen und erhalten Unterstützung von ehrenamtlichen Peer-Beraterinnen und -Beratern. Diese sind überwiegend Psychologiestudierende oder junge Menschen mit eigener Krankheitsgeschichte, die speziell für diese Aufgabe geschult wurden. Sie bieten nicht nur ein offenes Ohr, sondern vermitteln auch weiterführende Hilfsangebote und professionelle Beratungsstellen (InCogito, o.J.).
Seit April 2023 erhält InCogito eine zweijährige Förderung durch die Software AG – Stiftung (SAGST). Diese Unterstützung ermöglicht es, das Online-Angebot weiter auszubauen und den steigenden Beratungsbedarf zu decken. Eine hauptamtliche Psychologin wurde eingestellt, die die ehrenamtlichen Mitarbeitenden betreut und die Netzwerkarbeit koordiniert. Jana Weische, die das Projekt für die SAGST begleitet, betont die Bedeutung digitaler Angebote: „InCogito bietet eine wichtige digitale Ergänzung, wenn Hilfen vor Ort fehlen“ (SAGST, 2024).
Digitale Selbsthilfegruppen: Ein sicherer Raum für Austausch
Für die online-affine Zielgruppe von InCogito bieten digitale Selbsthilfegruppen einen geschützten Raum, in dem sie sich mit Gleichaltrigen austauschen und gegenseitig unterstützen können. Diese Gruppen ermöglichen es den Jugendlichen, ihre Erfahrungen zu teilen, ohne Angst vor Stigmatisierung haben zu müssen. Der Austausch mit Peers, die ähnliche Herausforderungen bewältigen, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und kann einen positiven Einfluss auf den Genesungsprozess haben.
Neben der direkten Unterstützung legt InCogito großen Wert auf Prävention und Aufklärung. Durch Workshops, Informationsveranstaltungen und Kooperationen mit Schulen sollen Jugendliche frühzeitig für das Thema Essstörungen sensibilisiert werden. Ziel ist es, ein Bewusstsein für gesunde Körperbilder zu schaffen und den Einfluss sozialer Medien kritisch zu reflektieren.
Ein Blick in die Zukunft
Die positive Resonanz auf InCogito zeigt, wie wichtig und notwendig solche digitalen Angebote sind. In Zukunft plant das Team, das Angebot weiter auszubauen und noch mehr Jugendliche zu erreichen. Dabei sollen auch neue digitale Formate, wie Podcasts oder Webinare, integriert werden, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden.
InCogito ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie digitale Initiativen effektiv zur Unterstützung von Jugendlichen mit Essstörungen beitragen können. Durch authentische Inhalte, Peer-Beratung auf Augenhöhe und ein umfassendes Präventionsangebot bietet das Projekt Betroffenen eine wertvolle Anlaufstelle. Die Förderung durch die Software AG – Stiftung unterstreicht die Bedeutung solcher Projekte und ermöglicht deren kontinuierliche Weiterentwicklung.
Quellen
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Berger, U. (2024). Durch dick und dünn – Unterstützung für Jugendliche mit Essstörungen. Abgerufen von https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/durch-dick-und-dunn-pravention-von-essstorungen-bei-teenagern-3063.php
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InCogito. (o.J.). Der Blog für dich! Abgerufen von https://in-cogito.de/
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jungagiert e.V. (o.J.). InCogito Projektbeschreibung. Abgerufen von https://jungagiert.de/incogito-selbsthilfe/
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SAGST. (2024). Austausch auf Augenhöhe: Unterstützung für Jugendliche mit Essstörungen InCogito Peer-Beratung. Abgerufen von https://www.sagst.de/was-wir-foerdern/projekteinblicke/einblick/austausch-auf-augenhoehe-incogito-peer-beratung
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