Naturnahe Schulhöfe in Deutschland: Vom Betonmeer zur grünen Oase

Wären naturnahe Schulhöfe nicht besser für unsere Kinder?

Schulhöfe in Deutschland sind oft alles andere als grüne Oasen. Stattdessen dominieren Asphalt und Beton das Bild. Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren wurden Schulgelände mit wenig Blick auf natürliche Gestaltung geplant. Die Folgen: Im Sommer heizen sich die versiegelten Flächen stark auf, es fehlt an Schatten und kühlenden Pflanzen. Bei Starkregen können solche Areale kaum Wasser aufnehmen, was zu Überschwemmungen führt. Darüber hinaus bieten diese Flächen kaum Anreize für Bewegung oder kreatives Spiel. Kinder und Jugendliche verbringen jedoch einen erheblichen Teil ihrer Zeit auf dem Schulgelände. Wie wirken sich diese unwirtlichen Bedingungen auf ihre Gesundheit und Entwicklung aus? Studien zeigen: Fehlende Begrünung und wenig naturnahe Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten können die Konzentrationsfähigkeit senken, Stress erhöhen und das Wohlbefinden mindern (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, 2023).

Die Initiative für zukunftsfähige Schulgelände und naturnahe Schulhöfe

Um mehr naturnahe Schulhöfe zu haben, hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) das Projekt „Zukunftsfähige Schulgelände“ ins Leben gerufen. Es verfolgt das Ziel, Schulhöfe in naturnahe, klimaangepasste Räume zu verwandeln. Ein Fokus liegt dabei auf der aktiven Beteiligung von Schüler:innen, Lehrkräften und der Kommunalpolitik. Das Projekt naturnahe Schulhöfe wird von einer breiten Allianz aus Umweltorganisationen, Bildungsinstitutionen und politischen Akteur:innen unterstützt (DUH, 2024).

Ein wichtiger Bestandteil dieser Initiative für naturnahe Schulhöfe ist der Bundeskongress Zukunftsfähige Schulgelände, der am 14. und 15. Mai 2025 in Berlin sowie am 22. Mai online stattfinden wird. Die Veranstaltung bietet Fachleuten, Kommunalpolitiker:innen, Lehrkräften und Initiativen eine Plattform, um sich über aktuelle Herausforderungen und Best Practices auszutauschen.

Themenschwerpunkte des Kongresses:

  1. Klimaanpassung und Biodiversität: Wie können Schulgelände zur Verbesserung des Stadtklimas und der Artenvielfalt beitragen?
  2. Politischer Rahmen und Strukturen: Welche gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen braucht es für die nachhaltige Umgestaltung von Schulhöfen?
  3. Umweltgerechtigkeit: Wie können naturnahe Schulhöfe in allen sozialen Schichten gefördert werden?
  4. Praktische Umsetzung: Welche bewährten Konzepte gibt es bereits, und wie lassen sich diese auf andere Schulen übertragen?

Beispiele für naturnahe Schulhöfe aus ganz Deutschland

Dass Schulhöfe grün und klimafreundlich gestaltet werden können, zeigen mehrere Vorreiterprojekte in Deutschland. Dabei werden unterschiedliche Konzepte verfolgt, von urbanen Grünoasen bis zu gemeinschaftlichen Mitmach-Projekten.

Rheinland-Pfalz: 15 Modellschulen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

Im Juni 2023 startete die DUH ein Modellprojekt in Rheinland-Pfalz: 15 Schulen erhalten Unterstützung bei der Begrünung ihrer Schulhöfe. Dabei werden Schüler:innen aktiv in die Planung und Umsetzung eingebunden. Statt kahler Betonflächen entstehen durch gemeinschaftliches Arbeiten Schulgärten, grüne Klassenzimmer und naturnahe Spielbereiche. Neben der praktischen Umsetzung lernen die Beteiligten auch, wie sich Klimaanpassung und Biodiversität vor Ort umsetzen lassen (DUH, 2023).

Berlin: „Grün macht Schule“ setzt auf partizipative Schulhofgestaltung

Das Berliner Programm „Grün macht Schule“ berät seit Jahren Schulen, die ihre Außenbereiche naturnah gestalten möchten. Hier wird besonderer Wert darauf gelegt, dass Schüler:innen und Lehrkräfte von Anfang an mitgestalten.

Erfolgreiches Beispiel: An der Hunsrück-Grundschule in Berlin-Kreuzberg wurde 2022 ein ehemaliger Parkplatz in einen Schulgarten verwandelt. Durch gemeinschaftliche Pflanzaktionen entstand eine grüne Ruhezone mit heimischen Sträuchern und Sitzmöglichkeiten. Die Schüler:innen kümmern sich selbst um die Pflege des Gartens und lernen dabei über ökologische Zusammenhänge (Grün macht Schule, 2022).

Essen: Die „Beratungsmappe Naturnahes Schulgelände“

Die Stadt Essen unterstützt Schulen aktiv mit einer eigens entwickelten „Beratungsmappe Naturnahes Schulgelände“. Hier finden Schulen praktische Anleitungen, wie sie ihre Gelände mit einfachen Mitteln aufwerten können.

Konkrete Maßnahmen:

  • Entsiegelung von Flächen und Anlegen von Wildblumenwiesen
  • Bau von Hochbeeten mit essbaren Pflanzen
  • Anpflanzung von heimischen Bäumen zur Schattenspendung
  • Bau von kleinen Teichen und Insektenhäusern

Ein erfolgreiches Beispiel ist die Maria-Wächtler-Schule, die 2021 ihren Schulhof mit Hochbeeten, Wildblumeninseln und einer Kletterwand umgestaltete (Stadt Essen, 2021).

Kreative und naturnahe Schulhöfe als Beitrag zur mentalen Gesundheit

Wie kreative und naturnahe Schulhöfe Resilienz und mentale Gesundheit bei Kindern fördern, zeigt das Unternehmen KuKuk, das seit 2004 innovative Schulhofprojekte umsetzt. Bernd Hanel, ehemaliger Waldorflehrer und Gründer von KuKuk, betont:

„Eine lebendige Schulhofgestaltung kann dazu beitragen, dass Schüler sich wohler fühlen und ihre Pausen aktiver gestalten. Hierbei sollte man auf verschiedene Bedürfnisse und Interessen der Schüler eingehen und ihnen vielfältige Möglichkeiten zum Spielen, Entspannen und Lernen bieten.“ (KuKuk, 2024)

Die Gestaltung von Schulhöfen als Lebensräume geht über Spielgeräte hinaus. KuKuk setzt auf kreative, naturnahe Umgebungen mit Kletterstrukturen, Wasserläufen, grünen Rückzugsräumen und interaktiven Lernbereichen (KuKuk, 2024). Ein Beispiel ist die Waldorfschule Dortmund, die 2008 mit der gesamten Schulgemeinschaft ihren Schulhof umgestaltete. Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern arbeiteten gemeinsam an einem neuen Konzept – mit dem Ergebnis, dass die Kinder den Ort als „ihren“ Raum erlebten.

 

Naturnahe Schulhöfe bieten viele Vorteile: Sie kühlen heiße Städte, speichern Regenwasser, fördern die Biodiversität und steigern das Wohlbefinden von Schüler:innen. Doch die Umsetzung solcher Konzepte scheitert oft an finanziellen und strukturellen Hürden. Deshalb fordert die DUH verbindliche politische Rahmenbedingungen, ausreichend Fördermittel und mehr Kooperation zwischen Schulen und Kommunen.

Der Bundeskongress Zukunftsfähige Schulgelände wird hierzu wertvolle Impulse liefern. Denn eines ist klar: Die Umgestaltung von Schulhöfen ist nicht nur eine Frage der ästhetischen Verbesserung, sondern ein notwendiger Schritt für eine nachhaltige Zukunft.

Quellen

  • KuKuk (2024). „Über uns“. Verfügbar unter: https://zumkukuk.de
  • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2023). „Klimaanpassung in Schulen“. Verfügbar unter: https://www.bmuv.de
  • Deutsche Umwelthilfe (DUH) (2024). „Zukunftsfähige Schulgelände“. Verfügbar unter: https://www.duh.de
  • Grün macht Schule (2022). „Beispielprojekte“. Verfügbar unter: https://gruen-macht-schule.de
  • Stadt Essen (2021). „Beratungsmappe Naturnahes Schulgelände“. Verfügbar unter: https://media.essen.de

 

 

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