Das Problem mit Weihnachtsbäumen
Weihnachten ist das Fest der Freude, Besinnlichkeit und der Familie. Doch es bringt auch einen hohen ökologischen Preis mit sich. Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft (Statista, 2023). Die meisten davon stammen aus Plantagen, auf denen intensive Landwirtschaft betrieben wird. Der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln belastet die Böden, und die Bäume müssen oft über weite Strecken transportiert werden, bevor sie die Wohnzimmer der Verbraucher erreichen. Nach wenigen Wochen landen die meisten dieser Bäume auf dem Müll – verbrannt, geschreddert oder auf Deponien.
Künstliche Weihnachtsbäume scheinen zunächst wie eine nachhaltigere Alternative. Doch ihr ökologischer Fußabdruck ist oftmals noch höher. Sie bestehen aus Plastik und Metall, deren Herstellung ressourcenintensiv ist. Zudem sind sie schwer recycelbar, was ihre Umweltbelastung erhöht. Eine Studie von Carbon Trust (2019) zeigt, dass ein Plastikbaum mindestens zehn Jahre verwendet werden müsste, um ökologisch mit einem echten Baum gleichzuziehen. Dennoch werden viele künstliche Bäume nach nur wenigen Jahren entsorgt.
Angesichts dieser Problematik suchen immer mehr Menschen nach Alternativen, die sowohl die Umwelt schonen als auch bezahlbar und praktisch sind. Genau hier kommt eine ungewöhnliche Idee ins Spiel: ein Weihnachtsbaum aus recyceltem Karton.
Die Entstehung der Idee
Die Idee des Tannenbaum aus Karton stammt von einem innovativen niederländischen Unternehmen namens KarTent. Die Gründer Jan Portheine und Wout Kommer lernten sich während ihrer Studienzeit an der Technischen Universität Delft kennen. Beide waren Teilnehmer der Cleantech Challenge, einem Wettbewerb für nachhaltige Geschäftsideen. Jan hatte bereits Erfahrung im Arbeiten mit Karton, da er für sein Abschlussprojekt ein Strandhaus aus diesem Material gebaut hatte.
Die Inspiration für KarTent kam den beiden durch die Müllberge, die jedes Jahr auf Festivals zurückbleiben. Millionen von Einwegzelten werden weltweit nach Festivals einfach liegen gelassen. Jan und Wout entwickelten deshalb ein recycelbares Zelt aus Karton. Bereits im ersten Jahr wurde ihre Idee auf über 85 Festivals in den Niederlanden und 50 weiteren weltweit umgesetzt. Doch KarTent wollte mehr: Was tun mit den gebrauchten Zelten nach dem Festival? Aus dieser Frage entstand die Idee, aus recyceltem Karton weitere Produkte herzustellen – darunter Möbel, Dekorationsartikel und schließlich der Karton-Tannenbaum.
Der Tannenbaum aus Karton im Detail
Der Tannenbaum aus Karton von KarTent ist ein modular aufgebauter, aus recyceltem Material gefertigter Weihnachtsbaum. Er ist in verschiedenen Größen erhältlich – von kleinen Modellen für den Tisch bis hin zu 1,80 Meter hohen Varianten. Der Baum wird flach geliefert und lässt sich ohne Werkzeug oder Klebstoff in wenigen Minuten zusammenstecken. Nach Weihnachten kann er einfach zerlegt und platzsparend verstaut werden.
Die Kosten für einen solchen Baum beginnen bei rund 25 Euro für kleinere Modelle und reichen bis zu 60 Euro für größere. Damit ist er eine erschwingliche Alternative sowohl zu echten als auch zu künstlichen Weihnachtsbäumen. Zudem bietet der Kartonbaum eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten: Er kann bemalt, beklebt oder mit Lichtern dekoriert werden. Für viele Familien wird das Gestalten des Baumes zu einer kreativen Weihnachtsaktivität.
Ein weiterer Vorteil ist die Umweltfreundlichkeit. Der Karton besteht aus recyceltem Material und ist selbst vollständig recycelbar. Sollte der Baum irgendwann nicht mehr genutzt werden, kann er problemlos entsorgt werden, ohne die Umwelt zu belasten. Diese Kombination aus Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und geringem Ressourcenverbrauch macht den Karton-Tannenbaum zu einer der nachhaltigsten Weihnachtsbaum-Optionen.
Vorteile des Tannenbaum aus Karton
Der Tannenbaum aus Karton ist mehr als nur ein Ersatz für traditionelle Weihnachtsbäume. Er bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die ihn zu einer sinnvollen Alternative machen.
Erstens reduziert er den Bedarf an frisch geschlagenen Weihnachtsbäumen und hilft so, Monokulturen zu vermeiden, die oft erhebliche ökologische Schäden verursachen. Viele Weihnachtsbaumplantagen setzen auf schnell wachsende Baumarten, die Böden auslaugen und die Artenvielfalt bedrohen. Der Tannenbaum aus Karton vermeidet diese Probleme vollständig.
Zweitens erfordert seine Herstellung weitaus weniger Ressourcen als die Produktion eines künstlichen Baums. Plastikbäume benötigen nicht nur große Mengen an Rohöl, sondern auch Energie für die Verarbeitung und den Transport. Der Kartonbaum hingegen wird lokal aus recycelten Materialien hergestellt, wodurch der CO₂-Fußabdruck deutlich geringer ist.
Drittens ist er platzsparend und leicht zu lagern. Während echte Bäume nach Weihnachten entsorgt werden müssen und Plastikbäume oft sperrig sind, kann der Kartonbaum flach zusammengelegt und bis zum nächsten Jahr einfach aufbewahrt werden.
Schließlich fördert der Tannenbaum aus Karton Kreativität und Gemeinschaft. Familien, Schulen oder Büros können die Bäume individuell gestalten und sie so zu einem echten Unikat machen. Dieses Potenzial zur Personalisierung macht den Baum nicht nur zu einem nachhaltigen, sondern auch zu einem emotionalen Produkt.
Erfolgreiche Umsetzung und Erfahrungsberichte
Die Resonanz auf den Tannenbaum aus Karton ist durchweg positiv. Viele Unternehmen nutzen ihn als Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategien. Ein Beispiel ist eine Werbeagentur in Amsterdam, die ihren Mitarbeitern jedes Jahr individuelle Karton-Tannenbäume zur Verfügung stellt. Diese werden im Team bemalt und dekoriert, was nicht nur für ein gemeinschaftliches Erlebnis sorgt, sondern auch die Botschaft der Nachhaltigkeit in den Vordergrund rückt.
Auch Schulen haben die Vorteile erkannt. In einer Grundschule in Utrecht wurden Karton-Tannenbäume in einem Kunstprojekt eingesetzt, bei dem die Schüler ihren eigenen Baum gestalten konnten. Die Lehrer nutzten die Gelegenheit, um die Kinder über Recycling und Umweltschutz zu informieren – eine wertvolle Lektion, die mit Spaß verbunden wurde.
Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel stammt von einer Familie in Deutschland, die bereits seit drei Jahren einen Kartonbaum verwendet. Statt jedes Jahr einen echten Baum zu kaufen, dekorieren sie den Kartonbaum immer wieder neu. Die Mutter beschreibt, wie ihre Kinder jedes Jahr neue Ideen einbringen, von bemalten Schneeflocken bis hin zu einer Lichtershow. „Unser Baum ist nicht nur umweltfreundlich, er erzählt auch eine Geschichte“, sagt sie.
Die Bedeutung von Nachhaltigkeit an Weihnachten
Weihnachten ist für viele Menschen eine Zeit des Überflusses. Doch immer mehr Verbraucher hinterfragen diesen Konsum und suchen nach Möglichkeiten, die Feiertage nachhaltiger zu gestalten. Der Tannenbaum aus Karton von KarTent ist ein Beispiel dafür, wie Tradition und Umweltbewusstsein miteinander verbunden werden können.
Jan Portheine und Wout Kommer haben mit ihrem Unternehmen gezeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Ihre Produkte inspirieren dazu, den eigenen Konsum zu überdenken und umweltfreundlichere Entscheidungen zu treffen. Der Tannenbaum aus Karton ist dabei nur eines von vielen Beispielen, wie Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.
Fazit
Der Tannenbaum aus Karton ist mehr als nur eine originelle Idee. Er steht für einen bewussteren Umgang mit Ressourcen und zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht kompliziert oder teuer sein muss. Ob als kreative Alternative in Familien, als umweltfreundliche Lösung für Büros oder als pädagogisches Werkzeug in Schulen – der Kartonbaum ist vielseitig, praktisch und umweltfreundlich.
Mit ihrer Vision einer Kreislaufwirtschaft und ihrer Fähigkeit, Abfall in nützliche Produkte zu verwandeln, setzen Jan und Wout ein starkes Zeichen für die Zukunft. Ihr Tannenbaum aus Karton zeigt, dass selbst in einer so traditionsreichen Zeit wie Weihnachten Platz für Innovation ist. Und vielleicht, so hoffen die beiden Gründer, wird der Kartonbaum eines Tages genauso selbstverständlich sein wie der echte Tannenbaum – nur eben ohne den ökologischen Preis.
Quellen
Statista (2023). Anzahl der verkauften Weihnachtsbäume in Deutschland. Verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1809/umfrage/anzahl-der-verkauften-weihnachtsbaeume/
Carbon Trust (2019). The environmental impact of Christmas trees. Verfügbar unter: https://www.carbontrust.com/resources/christmas-carbon-footprint
KarTent (2023). Nachhaltige Produkte aus Karton. Verfügbar unter: https://www.kartent.com
WWF (2023). Umweltbelastung durch Monokulturen. Verfügbar unter: https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/monokulturen
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