NORDEN Festival: Nachhaltigkeit trifft Kultur am Ostseefjord Schlei

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Die Herausforderung: Umweltbelastung durch Festivals

Musik- und Kulturfestivals sind längst zu festen Größen im Kalender von Millionen Menschen geworden. Sie versprechen unvergessliche Erlebnisse, Gemeinschaftsgefühl und kulturellen Austausch. Doch hinter der bunten Fassade verbirgt sich oft eine düstere Realität: Festivals gehören zu den umweltschädlichsten Großveranstaltungen. Tonnenweise Müll, immense Energieverbräuche und CO₂-Emissionen durch die An- und Abreise von Tausenden Besuchern gehören zur Norm.

Ein typisches Festival in Deutschland produziert durchschnittlich 2,8 Kilogramm Müll pro Besucher pro Tag. Dazu kommen Abfallberge durch Einwegplastik, ungenutzte Lebensmittel und Einweggeschirr. Häufig fehlt ein umfassendes Abfallmanagement, und große Mengen landen auf Deponien oder in der Natur. Hinzu kommt der hohe Wasserverbrauch durch sanitäre Anlagen und gastronomische Angebote, die oft wenig nachhaltig organisiert sind. Gerade in Zeiten wachsender Klimakrisen und Umweltzerstörung ist dieses Modell nicht mehr tragbar.

Die Herausforderung, Festivals umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten, ist gewaltig. Nachhaltige Alternativen erfordern eine Umstellung der gesamten Veranstaltungslogistik – von Energieversorgung über Abfallmanagement bis hin zur Mobilität. Doch das NORDEN Festival zeigt, dass es möglich ist, diese Herausforderungen anzugehen und zu meistern.

Die Entstehung des NORDEN Festivals: Visionäre Ideen und reale Umsetzung

2018 fand das erste NORDEN Festival auf den Königswiesen in Schleswig statt. Die beiden Gründer, Manfred Pakusius und Marno Happ, hatten eine klare Vision: Ein Festival zu schaffen, das Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit miteinander verbindet und dabei die Umwelt so wenig wie möglich belastet. Mit ihrer Agentur hejnorden GmbH, die auf umweltfreundliche und barrierefreie Events spezialisiert ist, setzten sie ein nachhaltiges Veranstaltungsmodell um, das sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich tragfähig ist.

Das Festival findet jedes Jahr im Spätsommer statt und zieht inzwischen Tausende Besucher an. Die Königswiesen am Ufer des Ostseefjords Schlei bieten eine atemberaubende Kulisse und machen das Festival zu einem besonderen Erlebnis. Neben Konzerten, Lesungen und Filmvorführungen präsentiert das NORDEN Festival ein breites Workshop-Angebot, das die Besucher aktiv in die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz einbindet.

Rechtlich ist das Festival als Veranstaltungsprojekt der hejnorden GmbH organisiert, die auch für andere nachhaltige Projekte in der Region bekannt ist. Mit rund 200 Helfern und einem festen Kernteam sorgt das NORDEN Festival jedes Jahr für ein nachhaltiges Kulturhighlight, das sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Nachhaltige Maßnahmen: Ein Vorbild für die Festivalbranche

Das NORDEN Festival wurde von Beginn an konsequent nachhaltig konzipiert. Die Veranstalter haben ein umfassendes Konzept entwickelt, das ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit berücksichtigt. Die Maßnahmen reichen von Energieversorgung bis hin zur Abfallvermeidung und einem bewussten Umgang mit Ressourcen.

Ökostrom und Energieeffizienz

Das gesamte Festivalgelände wird ausschließlich mit Ökostrom der Stadtwerke Schleswig-Holstein betrieben. Mobile Solarstationen versorgen kleinere Bereiche mit zusätzlicher Energie, während stromsparende LED-Beleuchtung und effiziente Technik den Energieverbrauch minimieren.

Abfallmanagement: Mehrweggeschirr und Kompostierung

Ein besonders innovativer Ansatz des NORDEN Festivals ist das Abfallmanagement. Ein umfassendes Mehrwegsystem ersetzt Einweggeschirr vollständig. Getränke werden ausschließlich in Mehrwegbechern ausgeschenkt, und eine mobile Spülstation vor Ort sorgt dafür, dass das Geschirr direkt wiederverwendet werden kann. Diese Maßnahme hat den Abfall durch Einwegverpackungen nahezu eliminiert.

Zusätzlich gibt es ein sorgfältig geplantes Kompostierungssystem für organische Abfälle. Lebensmittelreste aus der Gastronomie werden kompostiert oder an lokale Bauernhöfe zur Verwertung weitergegeben. Diese Maßnahmen zeigen, dass Abfallvermeidung durch clevere Planung nicht nur möglich, sondern auch effektiv ist.

Regionale Produkte und Lebensmittelrettung

Die Gastronomie auf dem Festivalgelände setzt ausschließlich auf regionale und biologische Produkte. Die Zutaten für die Gerichte stammen von lokalen Produzenten aus Schleswig-Holstein, was die Transportwege und damit den CO₂-Fußabdruck erheblich reduziert. Darüber hinaus kooperiert das Festival mit Foodsharing-Initiativen, um überschüssige Lebensmittel sinnvoll zu nutzen und Verschwendung zu vermeiden.

Umweltfreundliche Mobilität

Ein bedeutender Teil der CO₂-Emissionen eines Festivals entsteht durch die An- und Abreise der Besucher. Das NORDEN Festival hat darauf mit einem umfassenden Mobilitätskonzept reagiert. In Kooperation mit der Nahverkehrsgesellschaft NAH.SH erhalten Besucher, die mit dem Zug anreisen, vergünstigte Tickets. Zusätzlich stehen vor Ort Fahrradverleihstationen bereit, um die Mobilität auf dem Festivalgelände umweltfreundlich zu gestalten.

Bildung und Inspiration: Nachhaltigkeit erlebbar machen

Neben der Organisation des Festivals legt das NORDEN Festival großen Wert auf die Sensibilisierung seiner Besucher. Ein zentraler Bestandteil des Programms sind Workshops, Vorträge und interaktive Angebote, die sich mit den Themen Umwelt- und Klimaschutz auseinandersetzen. Besucher können beispielsweise lernen, wie sie aus alten Textilien neue Kleidungsstücke herstellen, oder sie erhalten Einblicke in die Funktionsweise erneuerbarer Energien.

Ein besonderes Highlight ist die Kooperation mit lokalen Umweltinitiativen. Diese bieten nicht nur Informationen, sondern auch Mitmachaktionen an, die die Besucher direkt in den Umweltschutz einbeziehen. So wird Nachhaltigkeit nicht nur theoretisch vermittelt, sondern praktisch erfahrbar gemacht.

Erfolge und Auszeichnungen

Das Engagement des NORDEN Festivals wurde mehrfach ausgezeichnet. 2023 erhielt es den HELGA! Festival Award in der Kategorie „Grünste Wiese“, eine der renommiertesten Auszeichnungen der deutschen Festivalbranche. Darüber hinaus wurde das Festival vom Schleswig-Holsteinischen Wirtschaftsminister mit dem Preis „Projekt Nachhaltigkeit“ gewürdigt, der herausragende Beiträge zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit honoriert.

Die Zahlen sprechen für sich: Seit der Einführung des Mehrwegsystems konnte der Müll um 85 % reduziert werden, und über 90 % der Besucher reisten 2023 mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln an. Diese Erfolge zeigen, dass nachhaltige Festivals nicht nur möglich sind, sondern auch große Wirkung erzielen können.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz der Erfolge gibt es weiterhin Herausforderungen. Die Sensibilisierung der Besucher für nachhaltiges Verhalten erfordert kontinuierliche Bildungsarbeit, und die Implementierung innovativer Konzepte ist oft mit hohen Kosten verbunden. Dennoch ist das Team des NORDEN Festivals überzeugt, dass sich die Investitionen lohnen – für die Umwelt, die Region und die Zukunft der Festivalbranche.

Mit dem Ziel, noch klimafreundlicher zu werden, plant das Festival für 2024 den verstärkten Einsatz von Solarenergie und die Integration digitaler Technologien, um den Ressourceneinsatz weiter zu optimieren.

Fazit

Das NORDEN Festival ist ein Vorbild für nachhaltige Großveranstaltungen. Es zeigt, wie ökologische Verantwortung und kulturelles Erlebnis miteinander harmonieren können. Mit innovativen Konzepten, regionaler Vernetzung und einem starken Bildungsauftrag setzt das Festival Maßstäbe, die weit über die Region hinausreichen. Es beweist, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance ist.

Quellenangaben

 

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